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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Visuelle Quellen zur Alltagskultur im Institut für Volkskunde

Das Institut für Volkskunde verfügt über thematisch unterschiedlichste Quellensammlungen zur Alltagskultur. Dazu gehören vielfältige visuelle Dokumente: Planzeichnungen, Fotografien, Dias und einige Filme. Zudem sind auch in den überwiegend textuellen Dokumenten teilweise bildliche Ergänzungen zu finden. Im Einzelnen handelt es sich um folgende wichtige Sammlungsbestände.

Archiv für Hausforschung

Das „Archiv für Hausforschung“ enthält Planzeichnungen, Fotos und schriftliche Dokumente von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus dem ländlichen Raum in Bayern. Dazu kommen einige Beispiele aus der bis 1945 zu Bayern gehörenden Rheinpfalz sowie aus Österreich, Slowenien und der Tschechischen Republik. Die insgesamt rund 12.000 Pläne und etwa 25.000 Fotos vermitteln eine anschauliche Vorstellung von Bauernhäusern und anderen ländlichen Bauten in Bayern, wie sie sich bis in das 20. Jahrhundert erhalten haben. Sie zeigen Architektur und Baukonstruktion, die Nutzung der Räume für Wohnen und Wirtschaften sowie sozio-kulturelle Wandlungsprozesse. Im Rahmen eines Drittmittel-Projektes in Zusammenarbeit mit dem Kulturportal bavarikon (2014-2016) erfolgte die Digitalisierung und intensive Erschließung des Bestandes. bavarikon präsentiert nun eine Auswahl von 3.009 Plänen und 3.517 Fotos.

Geschichte des Archivs für Hausforschung

Die Aktivitäten der Hausforschung in Bayern wurden 1937 durch die Gründung einer „Landesstelle für Bauernhofforschung” in München unter der Leitung des Kunstmalers und Architekten Rudolf Hoferer (1892–1943) gebündelt. Schon kurze Zeit später legte man sie mit der „Bayerischen Landesstelle für Volkskunde” (heute Institut für Volkskunde) zusammen. Ihre Ziele waren, schriftliche und bildliche Dokumente zu Bauernhäusern zusammenzutragen sowie den noch vorhandenen, aber bedrohten Altbestand an Bauernhöfen durch Aufmaßpläne und Fotos vor Ort zu dokumentieren und zu erforschen. Diese Aktivitäten waren zeitbedingt teilweise auch ideologisch mit beeinflusst. An den Arbeiten selbst nahmen zahlreiche Fachleute sowie Studierende von Baufach- und Hochschulen teil. Während des Zweiten Weltkriegs war die Sammlung in Südostbayern ausgelagert und konnte nahezu vollständig erhalten werden.

Nach 1945 blieb die Dokumentation von Bauernhäusern eine wichtige Aufgabe, da vor allem durch den Wirtschaftsaufschwung und Strukturwandel des ländlichen Raumes die ältere Bausubstanz massiv gefährdet war. Deshalb fertigte man unter Leitung des Volkskundlers Prof. Dr. Torsten Gebhard (1909–1994) weiterhin profunde Dokumentationen historischer Gebäude auf dem Lande an. Zudem wurden ältere Planbestände in die Sammlung integriert. Bis in die 1990er Jahre hinein erarbeitete zuletzt der Kunsthistoriker und Architekt Prof. Dr. Enno Burmeister (1929–2017) mit Studierenden der FH München etwa 5.000 Pläne. Seit 1984 ist die Sammlung aus Platzgründen in die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern ausgelagert.

Foto- und Diasammlung

Das „Bildarchiv“ des Instituts für Volkskunde umfasst Fotografien (Papierabzüge) und gerahmte Diapositive. Die Fotosammlung besteht aus 186 Aktenordnern (hier ohne das Archiv für Hausforschung), die jeweils um die 40 Blätter enthalten. Auf jedem einzelnen Blatt sind meist mehrere Fotoabzüge aufgebracht. Inventarblätter in den Fotoordnern bieten eine erste Erschließung nach Ereignissen, Fotografen und Datierungen. Die Themen entsprechen denen des klassischen volkskundlichen Kanons: Es geht um Bräuche im Jahres- und Lebenslauf, Arbeit, Kleidung, Möbel und „Volkskunst“, Glaubensäußerungen und „Gebildbrote“, Recht und Unterhaltung, Landschaft und Siedlung; dazu um die „Stadt München“. Die Sammlung entstand seit den 1930er Jahren.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen dann auch Dias hinzu, deren Gesamtbestand sich heute auf etwa 13.000 Stück beläuft. Fast die Hälfte von ihnen stammt aus dem Nachlass von Prof. Dr. Torsten Gebhard (1909-1994). Die Dias sind teilweise in Karteiform (nach Ort und Bildmotiv), teilweise durch eine Datenbank erschlossen. Ferner gibt es eine umfangreiche Sammlung von Negativen (u.a. auch Glasplattennegative).

Filme

In den 1960er und 1970er Jahren kam der Film als Dokumentations- und Vermittlungsmedium auch am Institut für Volkskunde zum Einsatz. Themen waren traditionelle handwerkliche und bäuerliche Arbeitsvorgänge und Braucherscheinungen der Gegenwart.

Eine Reihe von Filmen entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen (IWF), als Stumm- oder Tonfilme in Schwarz-Weiß. Den Anfang machte 1963 der „Münchener Schäfflertanz“ von Richard Wolfram (1901-1995) in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Leiter des Instituts für Volkskunde Hans Moser (1903-1990). Von 1967 bis 1975 realisierte Günther Kapfhammer (1937-1993), ebenfalls mit dem IWF, dreizehn weitere Filme. Zu den meisten schrieb er auch die Begleithefte. Hier geht es um das Herstellen von Dachschindeln, eines Heurechens, eines Messers und um das Flechten einer Schwinge, es geht um Brotbacken und Torfstechen sowie um die Erzeugung von Bergkäse und Butter. Filme über Bräuche handeln vom Maibaumaufstellen und Lichterschwemmen, von der Leonhardifahrt in Murnau, der Kerzenwallfahrt in Bogen und vom Luzia-Gehen. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film und anderen Beteiligten realisierte Günther Kapfhammer 1972 den Film Fronleichnam in Hörbranz, Vorarlberg.

Unter dem Titel „Filme zur Bayerischen Volkskunde“ drehte das Institut für Volkskunde schließlich in den 1970er Jahren in Eigeninitiative Farbtonfilme zu Weberei, zu Seilerei und zum Dreschen. Fertiggestellt werden konnten die Filme „Alte Hausweberei in der Oberpfalz“ (1973) und  „Herstellen eines Dreschflegels im Umland von Aichach“ (1976). Weitere Aufnahmen sind noch als Rohmaterialien vorhanden.

Bildquellenkartei

In den 1970er Jahren erarbeitete Gislind Ritz (1925-1996) eine Bildquellenkartei. Objekt-, Menschen- und Umweltdarstellung auf historischen Bildwerken aller Art aus Grafik, Malerei und Plastik wurden auf Karteikarten verzeichnet und 22 volkskundlichen Sachthemen zugeordnet. Die Bildquellenkartei erschließt damit Kunstwerke als Materialien für volkskundliche Fragestellungen.