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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Neuerscheinungen

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2023

319 Seiten, 52 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Mit so genannten „Höllen“-Darstellungen der Nürnberger Schembartläufe aus dem 15. Jahrhundert beschäftigt sich Jürgen Küster. Predigtliteratur der Barockzeit ist Gegenstand von Georg Schrotts Quellenanalyse, der es um die Vermittlung von Japan-Wissen und Japan-Bildern geht. Der Künstler und Fotograf Oskar von Zaborsky arbeitete von den 1930er bis in die 1950er Jahre eng mit der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde zusammen. Michaela Eigmüller legt auf der Basis seines Nachlasses sein fotografisches Arbeiten zur Dokumentation volkskultureller Objektivationen dar. Helge Gerndt stellt den Menschen und sein Sprach- und Erzählvermögen sowie seine Fähigkeit, kollektive Vorstellungen und Geschichten zu schaffen, in den Mittelpunkt seines Beitrags, der nach dem Alter von Märchen fragt. Anknüpfend an Rudolf Schendas Kritik an der von Stereotypen geprägten binären Wahrnehmung von Tieren und insbesondere von Insekten widmet sich Michaela Fenske der „Blauen Holzbiene“ und ihrer Bedeutung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft und plädiert für „neue Perspektiven auf die Verflechtungen von Menschen und Insekten“, besonders auch vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Artensterbens. In ihrer Untersuchung von Aushandlungsprozessen um Mobilität und Raumnutzung verfolgen Alina Becker und Christiane Schwab die Diskurse um die (Neu-)Gestaltung zweier Straßen in der Münchner Innenstadt, in der die gegensätzlichen Positionen von Kritik und Befürwortung zur Sprache kommen. Mit Urbanität und Zukunftsvisionen beschäftigen sich auch Julia Leitert und Noah Bössenrodt in ihrer Studie über Ideen, Initiativen und Projekte einer umweltbewussten Stadtentwicklung am Beispiel von Grenoble. Burkhart Lauterbach eruiert mit der Kategorie „touristisches Kapital“ eine neue Perspektive für die kulturwissenschaftliche Reiseforschung. Stefanie Samida widmet sich mit Beispielen aus Passau und Heidelberg den in der Zeit des Nationalsozialismus errichteten „Thingstätten“ als Orten für „propagandistisches Massentheater“ und dem Wandel ihrer Nutzung bis heute, wo auf ihnen oft in Unkenntnis der Geschichte popkulturelle Events stattfinden. Anhand des Fallporträts einer jungen Frau, die als „Heiratsmigrantin“ aus der Ukraine nach Deutschland kam, zeichnen Alena Zelenskaia und Irene Götz mit dem Konzept „Vigilanz“ deren unter den schwierigen Bedingungen des Ehegattennachzug auf äußere Faktoren reagierende und reflektierende Selbstwahrnehmung nach. Im April 2023 ist die langjährige Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie an der Universität Bamberg, Frau Prof. Dr. Bärbel Kerkhoff-Hader, überraschend verstorben – zur Würdigung ihrer Tätigkeiten schrieb Heidrun Alzheimer einen Nachruf.

Der Besprechungsteil enthält 91 Rezensionen.

Der Bayerische Ministerrat in der NS-Zeit. März 1933 - Dezember 1938

bearbeitet von Daniel Rittenauer

(Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1919-1945), 2023, XX, 64*, 550 S., ISBN 978-3-7696-6686-1, € 79,00

Als letztes der deutschen Länder erhielt Bayern am 9. März 1933 eine nationalsozialistische Regierung, an deren Spitze bald darauf der vor­malige Lindauer Oberbürgermeister Ludwig Siebert als Minister­präsident gesetzt wurde. Ihre Regierungstätigkeit war von Anfang an auf die Beseitigung des demokratischen Rechtsstaats ausgerichtet. Nachdem der Ministerrat zunächst noch eine vergleichsweise reguläre Regierungstätigkeit an den Tag legte, geriet er ab 1934 zunehmend zu einem Auslaufmodell, das immer seltener tagte. 1938 trat er, auf zwei Minister reduziert, das letzte Mal zu einer Ministerratssitzung zusammen.

Generalstaatskommissar Gustav von Kahr und der Hitler-Ludendorff-Putsch

Dokumente zu den Ereignissen am 8./9. November 1923

bearb. von Matthias Bischel

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 178), Verlag C. H. Beck, München 2023, X, 64*, 426 S., ISBN: 978-3-406-10793-1, € 69,00

Am 8. November 1923 proklamierte Adolf Hitler in München die Bildung einer „nationalen Diktatur“ und versuchte, seinen Staats­streich gegen die Reichsregierung mit Gewalt in die Tat umzusetzen. Auf Befehl des im September von der Bayerischen Staatsregierung mit exekutiven Vollmachten eingesetzten Generalstaatskommissars Gustav von Kahr wurde der Putschversuch am folgenden Tag durch die bayerische Landespolizei niedergeschlagen.
Die Edition rekonstruiert dieses Schlüsselereignis erstmals aus der Perspektive des verant­wortlichen Vertreters der Staatsgewalt, Gustav von Kahr. Die ihr zugrundeliegenden, zum Teil bisher nicht bekannten Dokumente entstanden zwischen 1921 und 1977 und schärfen den Blick auf das Putschgeschehen, machen aber auch den Entstehungsprozess der Berichte Kahrs und ihren erheblichen Einfluss auf offizielle Darstellungen deutlich.

Kulturerbe als kulturelle Praxis – Kulturerbe in der Beratungspraxis

hg. von Daniel Drascek, Helmut Groschwitz u. Gabriele Wolf

(Bayerische Schriften zur Volkskunde 12), 288 Seiten, mit 48 Abbildungen, München: Institut für Volkskunde 2022, ISBN 978-3-7696-0670-6, ISSN 0935-1485, € 19,90

Mit der Verabschiedung des „UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“ 2003 hat das Interesse an performativen kulturellen Ausdrucksformen und den Aktivitäten von Kulturerbe-Gemeinschaften zugenommen. Die Ziele des Übereinkommens sind eingebunden in vielfältige Praktiken der Dokumentation, Forschung, Förderung und Vermittlung. Dabei verlangt das Bewerbungsverfahren von den Antragstellenden eine intensive Selbstreflexion ihrer kulturellen Praxis in Gegenwart und Geschichte. Hierzu haben sich Strukturen der Beratung entwickelt, die teilweise auf älteren Formen der Kulturförderung aufbauen. Die Beschäftigung mit immateriellem Kulturerbe stößt Prozesse an, die Veränderungen der kulturellen Praktiken, des Selbstverständnisses und der Wertschätzung bewirken können. Mit diesen durch das Übereinkommen initiierten Aspekten setzt sich die volkskundlich-kulturwissenschaftliche Forschung durch empirische Untersuchungen auseinander; ebenso analysiert sie Konzepte, Strukturen und Policies der Kulturerbe-Programme und von beteiligten Akteuren. Der Band „Kulturerbe in der Praxis – Kulturerbe in der Beratungspraxis“ versammelt Ergebnisse einer Tagung, bei der an Beispielen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden Themen des immateriellen Kulturerbes aus den Perspektiven von Wissenschaft, Beratungstätigkeit und Kulturpolitik diskutiert werden (Inhalt PDF).

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2022

278 Seiten, 23 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Simone Egger erläutert in ihrem Beitrag die kulturellen Konstellationen in der Stadt München in den 1960er Jahren. Die Modernisierung der städtischen Infrastruktur und die spektakulären Bauten schufen materielle Grundlagen für die Durchführung der Olympischen Spiele und sie brachten kulturelle Öffnungen in der städtischen Gesellschaft mit sich, die auf lange Zeit nachwirkten. Cindy Drexl beschäftigt sich mit dem „Cowboy-Club“ München, der kurz vor dem Ersten Weltkrieg von drei jungen Männern mit Sehnsucht nach einem Leben in Amerika gegründet wurde. Die auch heute noch im Verein bestehende „Faszination ‚Wilder Westen‘“ suchen die Mitglieder zu verlebendigen, wenn sie in „Zeitreisen“ die Welt des 19. Jahrhunderts aufleben lassen. Wozu es führen kann, wenn sehr viele Menschen dieselbe Sehnsucht haben, zeigt Daniel Habit mit seinem Problemaufriss über den modernen Tourismus in den Alpen unter der Frage „Wem gehört der Berg“. Auch diesmal waren Nachwuchswissenschaftlerinnen mit einem Lernforschungsprojekt beteiligt. Lena Möller und die Studentinnen Lena Holderried, Sophia Maier und Jule Richter beleuchten den Arbeitsalltag von Türsteherinnen und Türstehern und zeigen an drei biografischen Beispielen die unterschiedlichen Aspekte, die dieser Beruf mit sich bringt. In zwei Berichten wird die Arbeit des Instituts beschrieben. Helmut Groschwitz, Manuela Klotzbücher und Hermann Wellner geben einen Werkstattbericht über die virtuelle Ausstellung „KulturErben“ auf bavarikon. Marketa Spiritova skizziert das geplante Forschungsprojekt „KulturRäume – KulturAkteure – KulturPraktiken“ über die Rolle von Kultur zur Dynamisierung von gesellschaftlichen Transformationsprozessen in ländlichen Räumen. Zudem werden die Neuerscheinungen aller fachlich einschlägigen Universitätsinstitute in Bayern vorgestellt.

Im Rezensionsteil werden 111 Publikationen besprochen.

Fernsehen

Quellen für die bayerische Landesgeschichte

von Claudia Schemmer

(Beihefte zur Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 45), Verlag
C. H. Beck, München 2022, X, 194 Seiten, ISBN 978-3-406-10728-3, € 29,00
 
Das Fernsehen erlebte von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre den Aufstieg von einer anfangs viel bestaunten Neuheit zum allgemein verbreiteten Leitmedium: Es steht in dieser Zeit für ein immer umfassenderes Programmangebot, stetig wachsende Zuschauerzahlen und zunehmende Wirkkraft auf Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Die Sendungen schufen Öffentlichkeit und wurden rasch Teil der Lebenswelt der Menschen. Der Bayerische Rundfunk, der Verbund der ARD, das Zweite Deutsche Fernsehen und die kommerziellen Sender haben vor diesem Hintergrund die jüngere Geschichte Bayerns auf vielfältige Weise begleitet, beeinflusst und dokumentiert. Audiovisuelle Quellen bieten deshalb als Teil des kulturellen Erbes spezielle Zugänge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, zu Personen, Räumen, Verhaltens- und Lebensformen und Ereignissen sowie zur materiellen Kultur. Komplementäre, meist schriftliche Quellen ermöglichen Einblicke in Entstehungsumstände und Resonanz der Fernsehbeiträge. Claudia Schemmer erörtert die komplexe Quellenlage, methodische Herausforderungen und Perspektiven landesgeschichtlicher Forschung in der Verbindung mit dem Fernsehen.

Die Traditionen des Kanonissenstifts Obermünster in Regensburg

von Katharina Gutermuth

(Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 51/1), Verlag C. H. Beck, München 2022, 209*, 686 Seiten, ISBN 978-3-406-10418-3,
€ 89,00

Die Edition des Traditionsbuchs des ehemaligen Benediktinerinnen­klosters und späteren Kanonissenstifts Obermünster in Regensburg folgt den bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte üblichen Editionsgrundsätzen für bayerische Traditionsbücher.

Die vorliegende Edition umfasst 274 Nummern und damit erstmals alle Einträge des Ober­münster Traditionsbuchs: neben 260 Einträgen, in denen verschiedenste Rechtsgeschäfte niedergeschrieben wurden, finden auch die zehn im Traditionsbuch enthaltenen Kaiser- und Königsurkunden aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, eine Bischofsurkunde aus dem 12. Jahr­hundert und ein Verzeichnis von Rechten der Obermünster Äbtissin in Ottmaring Aufnahme in die Edition. Ergänzt wird sie durch einen Anhang mit auf in den Codex eingebundenen fragmentarischen Einträgen. Das Traditionsbuch enthält unterschiedliche Rechtsgeschäfte aus der Zeit zwischen dem Ende des 10. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, insbesondere Übertragungen von Personen und Grundbesitz. Die Traditionsnotizen bieten hierbei nicht nur einen Einblick in die Besitzgeschichte des späteren Kanonissenstifts und den sozialen Gegebenheiten in Regensburg, sondern erlauben durch die zahlreichen Personen­nennungen einen Einblick in das Beziehungsgeflecht Obermünsters zu den großen Adels­familien in Altbayern sowie den verschiedenen sozialen Schichten in Regensburg.

Der ausführliche Einleitungsteil enthält neben einer Untersuchung der Handschrift hinsichtlich Anlagezeitraum, möglicher Vorlagen, kodikologischer Aspekte sowie der Überlieferung auch eine detaillierte Analyse der knapp 60 Schreiberhände. Ebenso erfolgen Ausführungen zum Formular der Traditionen sowie zu den Rechtsinhalten der 260 Eintragungen. Die Einleitung wird mit ausführlichen Kapiteln zur Geschichte des Kanonissenstifts Obermünsters (bis 1315), einer Zusammenstellung aller anhand von Quellen nachweisbarer Äbtissinnen bis zur Auflösung des Stifts sowie der Vögte und Pröpste Obermünsters während des Abfassungs­zeitraums der Traditionen abgeschlossen. Den Hauptteil bilden die Einträge der Handschrift, die chronologisch geordnet und jeweils mit Regest, Datierung, Überlieferungsapparat, Kommentar und textkritischem Apparat ergänzt sind. Ein umfangreiches Personen- und Ortsregister und ein Wort- und Sachregister erschließen diese mittelalterliche Quelle für alle Bereiche der historischen Forschung.

Riedenburg. Die Pfleggerichte Riedenburg, Altmannstein und Dietfurt

von Emma Mages

(Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern I/68), 2021, XL, 508 Seiten, ISBN 978-3-7696-6563-5, € 48,00

Der Historische Atlas Riedenburg behandelt die bis 1803 bestehenden Pfleggerichte Riedenburg, Altmannstein und Dietfurt. Das Gebiet deckt sich weitgehend mit dem späteren oberpfälzischen Landkreis Riedenburg, der im Zuge der Landkreisgebietsreform von 1972 auf die neuen Landkreise Kelheim (Niederbayern), Eichstätt (Oberbayern) und Neumarkt (Oberpfalz) aufgeteilt wurde.

Die wichtigsten zentralen Orte sind die Städte Riedenburg und Dietfurt und der Markt Alt­mannstein. Adelsherrschaft, Burgen und Schlösser an der Altmühl und an der Schambach prägten das Gebiet über Jahrhunderte. Mit Schamhaupten und Altmühlmünster waren nur zwei alte geistliche Gemeinschaften ansässig; das Kloster Dietfurt kam erst im 17. Jahrhundert dazu. Im Mittelpunkt dieses Werkes stehen Herrschaftsbildung, Territorialentwicklung und Besitzgeschichte, vor allem getragen von Landesherren, Adel und Geistlichkeit.

Die Traditionen des Klosters Oberalteich

Register

von Friedegund Freitag und Christian Petrzik

(Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 30/2), Verlag    C. H. Beck, München 2021, V, 79 Seiten, ISBN 978-3-406-10416-9, € 19,00

Das vorliegende Register, bestehend aus einem Orts- und Personen­verzeichnis, erschließt die von Cornelia Mohr erarbeitete und im Jahr 1979 publizierte Edition der Traditionen des Klosters Oberalteich (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 30/1).

Mit dem Register wird die wissenschaftliche Benutzung der Traditionen des Klosters Ober­alteich erheblich erleichtert. Zugleich ergeben sich neue Zugänge zu einer der bedeutendsten, weil besonders vollständigen Klosterüberlieferungen im altbayerischen Raum zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Der geographische, personen-, sozial- und verfassungsgeschichtliche Kontext der niederbayerischen Benediktinerabtei wird im ganzen Facettenreichtum fassbar.

Die Städte und Märkte des Rentamts Landshut 1600-1818

Niederbayerisches Bürgertum in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft der Frühmoderne

von Helmut Rankl

(Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 34), 2021, 2 Bände, XIV, 1193 Seiten, ISBN 978-3-7696-6664-9, € 49,00

Der erstarkende Fürstenstaat prägte auch in Niederbayern die Ständegesellschaft nachhaltig. Die günstige Quellenlage für das rund 6500 Quadratkilometer große Rentamt Landshut erlaubt es, alle seine Zentralorte, 7 Städte und 35 Märkte im Vergleich zu untersuchen und damit einen Beitrag zur international boomenden Forschung zur Geschichte kleinerer Städte zu leisten. Musterungs-, Bürger-, und Herdstättenlisten, dann Bevölkerungs- und Gewerbezählungen ermöglichen die Offenlegung der politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, demographischen und topo­graphischen Verhältnisse vom ausgehenden 16. bis in das 19. Jahrhundert hinein. Die Betrachtung ihrer Verkehrs-, Handels- und Kommunikationsstrukturen veranschaulicht die Vernetzung dieser in den niederbayerischen Agrarraum eingebetteten Städtelandschaft mit Süddeutschland, Österreich, Tirol und Norditalien. Die Hauptstadt Landshut – nach der Residenzstadt München die bedeutendste Stadt des Herzogtums beziehungsweise Kur­fürstentums Bayern – bot ihren bürgerlichen Eliten Gelegenheit zum Aufstieg in Führungs­positionen des Landesstaats. Ihrem Patriziat und Zunftbürgertum wird breite Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Königlich Bayerische Gendarmerie 1812-1919

von Anton Gleißner

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 176), Verlag C. H. Beck, München 2021, XIV, 592 Seiten, ISBN 978-3-406-10791-7, € 49,00

Der Königlich Bayerische Gendarm steht, wie nur Weniges, sym­bolisch für die „gute alte Zeit“ Bayerns vor dem Ersten Weltkrieg. Dieses Buch geht der Frage nach, wie die Gendarmerie vor dem Hintergrund signifikanter struktureller und finanzieller Defizite ihren Auftrag umsetzen konnte. Im Fokus steht in umfassender Analyse die Geschichte der Institution, ihrer Strukturen und ihres Personals. Außerdem beleuchtet die Monographie die gesellschaftliche Rezeption der Gendarmerie, vor allem unter Rückgriff auf deren Wahrnehmung in der zeitgenössischen Karikatur, etwa in der berühmten Satirezeitschrift „Simplicissimus“.

Russland, die bayerische Erbfolge und der Friede von Teschen

von Georgij Aleksandrovič Nersesov

(Materialien zur bayerischen Landesgeschichte 27), 2021, LXV, 231 Seiten, ISBN 978-3-7696-0427-6, € 78,00

Der Tod des kinderlosen Herrschers Max III. Joseph löste im Jahr 1777 einen gesamteuropäischen Konflikt um die Frage der Erbfolge im Kurfürstentum Bayern aus. Dieser Konflikt konnte erst 1779 auf einem Kongress in Teschen beigelegt werden. Vermittelt und garantiert wurde der Friedenschluss durch Frankreich und Russland. Welche politischen Interessen die Regierung Katharinas II. dabei leiteten und welchen Prestigegewinn sie aus ihrem entschiedenen diplomatischen Handeln zog, unter­suchte in den unmittelbaren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an der Universität Moskau Georgij Aleksandrovič Nersesov (1923-1982), ein Schüler des angesehenen Historikers Evgenij Tarle. Veröffentlicht wurde die quellennahe Studie allerdings erst nach dem Tode des Autors 1988 in einer überarbeiteten Fassung. Diese Druckfassung erscheint hier erstmals in einer deutschen Übersetzung von Claus Scharf.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2021

326 Seiten, 14 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Laura Gozzer, Laura-Marie Conrad, Giulia Beskid und Manuela Klotzbücher geben Einblicke in ihr auf Interviews, teilnehmenden Beobachtungen, Diskurs- und Medienanalysen basierendes Studienprojekt „Unterstützen, Helfen, Solidarisieren ‒ Ethnographien des Karitativen“ (2019/2020 unter Leitung von Johannes Moser und Laura Gozzer am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU). In ihrem kollaborativen Aufsatz geht es, nach einer rahmenden Einführung von Laura Gozzer, um Narrative und Anerkennungsformen im bürgerschaftlichen Engagement in München (Conrad), um den Verein NeuLand e.V., der geflüchtete Menschen unterstützt und zur Veränderung der medialen Flüchtlingsdebatte beiträgt (Beskid), sowie um einen Lionsclub und seine Praktiken von Wohltätigkeit und Geben (Klotzbücher). Der Aufsatz von Julius Felix Kenntner führt in das Fichtelgebirge, eine von strukturellem Wandel und Abwanderung betroffene Region in Nordostbayern. Anhand von Interviews mit sogenannten „(T)Raumpionieren“ zeigt er mögliche Praktiken der Revitalisierung ländlicher Räume durch zugewanderte beziehungsweise remigrierte „Kreative“ aus urbanen Kulturmilieus. Thomas Schwarz untersucht die Tradition der Weihnachtskrippen in der als „Krippenparadies“ überregional bekannten Marktgemeinde Plößberg in der nördlichen Oberpfalz. Auch hier stehen die Akteur*innen im Vordergrund und die Bedeutungen, die besonders die geerbten und selbst geschnitzten Krippenfiguren für die einzelnen Familien(mitglieder) besitzen. Einen interdisziplinären – kirchengeschichtlichen wie volkskundlichen – Ansatz verfolgt Johann Kirchinger, der anhand von Pfarrakten und Bauplänen die Baugeschichte der Kirche von Gebertshofen in der Oberpfalz zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert rekonstruiert und zeigen kann, wie sich die Bedeutung der Sakralarchitektur im Kontext der Heimatschutzbewegung wandelt. Der Aufsatzteil wird von Dániel Bárth mit einem Forschungsaufriss zum niederen Klerus in ungarischen Gemeinden im 18. Jahrhundert beschlossen. Mit der Analyse von Korrespondenzen, Verwaltungs- und Gerichtsakten, Predigten und Pfarrchroniken, Selbstzeugnissen sowie Beschwerdebriefen und Visitationsprotokollen spürt der Autor dem Alltagsleben von Geistlichen, ihren Aktivitäten, Einstellungen und ihrer Rolle im lokalen Machtgefüge nach.

Im Rezensionsteil werden 125 Publikationen besprochen.

Nördlingen. Der ehemalige Landkreis

von Bernd Eigenmann

(Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Schwaben 15), 2020, 159*, 402 Seiten, ISBN 978-3-7696-6593-2, € 59,00

Bernd Eigenmann untersucht im vorliegenden Band alle 246 Siedlungsnamen, darunter auch die Namen von abgegangenen Siedlungen („Wüstungen“), des ehemaligen Landkreises Nördlingen (vor der Gebietsreform von 1972) und den Landschaftsnamen Ries. Darüber hinaus wird im Zusammenhang mit den Siedlungsnamen Egermühle und Wörnitzostheim auf die Flussnamen Eger und Wörnitz eingegangen. Auf der Grundlage einer umfangreichen Sammlung historischer Schreibformen und der mundartlichen Aussprache wird jeder einzelne Name einer sprach­wissenschaftlichen Analyse unterzogen, die zur Bestimmung und Erklärung der Namen­elemente führt. Zentrale Bestandteile der Einleitung sind die Kapitel „Statistische Ergebnisse der Ortsnamentypen“ als Beitrag zur Siedlungsgeschichte und „Sprachhistorische Analysen“ auf der Basis der Namenbelege in den Ortsartikeln. Für die Namenlandschaft des Nördlinger Rieses und seiner Randbereiche ist die Vielzahl von frühmittelalterlichen Ortsnamen auf -ingen und -heim charakteristisch. Der Band enthält mehrere Register, darunter ein Verzeichnis der Ortsnamenbestandteile, und eine großformatige Kartenbeilage, die einen Überblick über das Untersuchungsgebiet und seine Wüstungen gibt.

Im Kampf an der Seite Napoleons

Erfahrungen bayerischer Soldaten in den Napoleonischen Kriegen

von Philipp Lintner

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 175), Verlag C. H. Beck, München 2020, X, 349 Seiten, ISBN 978-3-406-10790-0, € 47,00

1805 wandelte sich das napoleonische Frankreich vom einstigen Gegner des Kurfürstentums Bayern zu seinem engsten militärischen Verbündeten. Nur acht Jahre später wandte sich das junge und territorial beträchtlich angewachsene Königreich von Kaiser Napoleon I. und seinem Bündnis- und Satellitensystem im Rheinbund wieder ab. Das vorliegende Werk widmet sich den Auswirkungen für die direkt Betroffenen und Opfer der französisch-bayerischen Allianz, den Angehörigen der bayerischen Armee. Deren Alltag, Karriere­aussichten und Meinungsbilder stehen im Mittelpunkt der Beobachtungen. Die hegemoniale Rolle des französischen Offizierskorps innerhalb der Allianz und die Konkurrenz unter den Streitkräften der europäischen Großmächte und der deutschen Mittelstaaten – neben Bayern und Frankreich vor allem mit Österreich, Preußen, Sachsen, Württemberg und dem Königreich Westphalen unter Jérôme Bonaparte – werden dabei genauer untersucht. Beantwortet wird auch die Frage, inwieweit sich das bayerische Militär damit identifizieren konnte, ein Teil der Streitmacht Napoleons zu sein.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2020

328 Seiten, 27 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Marketa Spiritova untersucht den „Samtenen Karneval“ in Prag im Jahr 2014 als urbanes Phänomen des Liminoiden. Sie beschäftigt sich mit neu kreierten Ritualen zivilgesellschaftlicher Akteur*innen und analysiert deren Bedeutung für die lokale Erinnerungs- und Stadtkultur. Bernhard Lübbers geht es um die „Spanischen Grippe“ und ihre Bewältigung in der Stadt Regensburg in den Jahren 1918 bis 1920, die er anhand der lokalen Presse sowie von amtlichen Berichten nachzeichnet. Er stellt den hilflosen Umgang mit der Pandemie dar, die nur wenig historisch erforscht ist und deren Auftreten und Folgen in der (lokalen) Erinnerungskultur kaum Thema sind. Thomas Schindler, Daniela Versen und Konstanze Schwadorf widmen sich am Beispiel des Wertinger Schandmantels von 1775, der im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrt wird, den Erscheinungsformen und Gebrauchsweisen von Strafgeräten der Frühen Neuzeit und ihrer Musealisierung seit dem späten 19. Jahrhundert. Für den etwa selben Zeitraum des Barock beschäftigt sich Manfred Knedlik mit der geistlichen Literatur aus dem Zisterzienserkloster Waldsassen. Er zeigt die Vielfalt der publizierten Genres und weist an den Predigten zu unterschiedlichen Anlässen auf, dass die Kanzelreden nicht wie andernorts vorrangig der Sittenlehre dienten, sondern zusammen mit anderen Elementen der barocken Festkultur als Teil der klösterlichen Erinnerungs- und Repräsentationskultur inszeniert wurden. Anschließend präsentiert Klaus Freckmann Fotografien und Bauaufmaße von Bauernhöfen der Region um Cheb (Eger) aus den 1930er Jahren aus dem Institut für Länderkunde in Leipzig, die jene des Archivs für Hausforschung in München ergänzen, die der Autor im letztjährigen Jahrbuch vorgestellt hat. Den Aufsatzteil beschließt Manuel Trummer mit einer Analyse der Konstruktion von Weiblichkeit für den ländlichen Raum am Beispiel der Fernsehsendung „Landfrauenküche“ des Bayerischen Rundfunks. Vor dem Hintergrund aktueller Transformationsprozesse in den ländlichen Räumen in Bayern und den Debatten zur „Neuen Ländlichkeit“ allgemein analysiert er die Facetten des vermittelten Frauenbildes zwischen den Rollen von Hausfrau und Mutter einerseits und als selbständige, ökonomisch erfolgreiche Unternehmerin andererseits.

Im Rezensionsteil werden 124 Publikationen besprochen.

Europäische Integration und internationalisierte Märkte

Die Außenwirtschaftspolitik des Freistaats Bayern 1957–1982

von Rudolf Himpsl

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 172), Verlag C. H. Beck, München 2020, XII, 436 S., ISBN 978 3 406 10788 7, € 49,00

Binnen weniger Jahrzehnte entwickelte sich Bayern von einem noch stärker agrarisch geprägten zu einem in der Wirtschaft hochgradig international vernetzten Land. Die bayerische Politik der Nachkriegs­zeit versuchte, diese Entwicklung mit eigenständigen Initiativen zu befördern, obwohl die Länder in außenwirtschaftlichen Belangen nur über eingeschränkte Kompetenzen verfügten. Die Studie erschließt die Aktivitäten des bayerischen Wirtschafts­ministeriums unter den Ministern Otto Schedl und Anton Jaumann vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Europäischen Integration und zunehmender weltwirtschaftlicher Verflechtungen.

Die oberdeutschen Reichsstädte auf dem Rastatter Friedenskongress (1797–1799)

von Thomas Bregler

(Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 33), Verlag Laßleben, 2020, X + 562 S., ISBN 978 3 7696 6663 2, € 56,00

Auf dem Rastatter Kongress (1797–1799), der den Ersten Koalitionskrieg zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich beenden sollte, verhandelten die Diplomaten über die französischen Friedensbedingungen – Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich und Entschädigung der enteigneten linksrheinischen Reichsfürsten durch Säkularisationen auf dem rechten Rheinufer. Zwar scheiterten die Friedensverhandlungen, ihre Ergebnisse konnten aber dennoch mit schwerwiegenden Auswirkungen für die deutsche Geschichte umgesetzt werden. Durch den Frieden von Lunéville im Jahr 1801 verlor das Heilige Römische Reich das linke Rheinufer und musste mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die von der Abtretung betroffenen weltlichen Fürsten durch die Säkularisation fast aller geistlichen Reichsstände und durch die Mediatisierung von 41 Reichsstädten entschädigen. Diese Ereignisse führten zu einer territorialen und politischen Umgestaltung des Reiches, das nur noch bis 1806 existieren sollte, und förderten die Entwicklung der größeren weltlichen Territorien zu arrondierten und souveränen deutschen Staaten. Die vorliegende Untersuchung behandelt den Rastatter Kongress aus der Perspektive der vierzig damals noch existierenden Reichsstädte in Süddeutschland, da diese von den sich abzeichnenden Veränderungen im Reich bereits existenziell bedroht waren und ihre politische Situation am Ende des 18. Jahrhunderts bislang wenig erforscht ist.

Kartographie, Chorographie und Territorialverwaltung um 1600

Die Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme (1579/84–1604)

von Sarah Hadry

(Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 32), Verlag Laßleben, 2020, XXII, 204 S., 12 Abb., ISBN 978 3 7696 6662 5, € 39,0

Seit den 1520er Jahren kam es in Mitteleuropa zur Vermessung, Kartierung und Beschreibung ganzer Territorien oder nennenswerter Teile davon. In diesen sogenannten Landesaufnahmen fand der Prozess der Herausbildung linearer Grenzen einen ersten Abschluss. Voraussetzung dafür war die auch in weiten Teilen des Reichs bis ins frühe 16. Jahrhundert vollzogen Überwindung der mittelalterlichen Herrschaftsvorstellungen gewesen. Denn solange Autorität nicht auf flächenhaft vorliegenden Ansprüchen, sondern auf individuellen Rechtsbeziehungen des Herrschers zu den Beherrschten beruht hatte, war die Herausbildung fest umgrenzter Territorien nicht möglich gewesen. Am Beginn der Neuzeit existierte neben dem Herzogtum Bayern und der Kurpfalz samt ihren Nebenlinien noch ein drittes wittels­bachisches Fürstentum – Pfalz-Neuburg. Das Gebiet dieser „jungen“ Pfalz war über halb Süddeutschland verteilt: Pfalz-Neuburgische Ämter befanden sich in den heutigen bayerischen Bezirken Schwaben, Oberbayern, Mittelfranken und Oberpfalz. Die 1604 vollendete Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme visualisierte erstmals die Gesamtbestandteile dieses so unübersichtlichen Fürstentums. Die Studie schildert die Landesaufnahme einerseits als eine besondere Verwaltungsmaßnahme und andererseits als territoriale Ausprägung eines europäischen Gesamtphänomens. Verfolgt werden u. a. folgende Fragen: Wieso entstand gerade in der zersplitterten und finanziell zerrütteten „Jungen Pfalz“ ein derart bedeutendes Kartenwerk? Wie verlief die Zusammenarbeit mit den Kartographen, und wo fand man diese seltenen Spezialisten? Welchen Zwecken diente die Landesaufnahme? Und welche Rolle spielte der geniale Philipp Apian bei dem Ganzen? Ein Quellenanhang bietet „O-Töne“ aller an der Landesaufnahme und ihrer Vorgeschichte beteiligten Protagonisten. Vertreten sind u. a. Philipp Apian und auch der berühmte Ulmer Landtafelmaler Philipp Rehle (auch: Rehlin) d. Ä. Aber auch die übrigen Kartographen (Friedrich Seefried, Christoph Vogel, Matthäus Stang) und die als „Projektmanager“ agierenden Neuburger Regierungsmitarbeiter Paulus Rabus Senior und Junior kommen zu Wort. Mehrere Farbabbildungen erlauben einzigartige Einblicke in die zeitgenössische Kartographie, aber auch in das ländliche Siedlungsbild Bayerns vor den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs.

Augsburg. Alte Kreisfreie Stadt und Altlandkreis

von Hans-Peter Eckart

(Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Schwaben 14), Verlag Laßleben, 2019, 76*, 397 S., 8 Skizzen, 1 Kartenbeilage, ISBN 978 3 7696 6592 5, € 49,00

Im vorliegenden Band untersucht Hans-Peter Eckart alle 236 Siedlungsnamen, darunter auch die Namen von abgegangenen Siedlungen („Wüstungen“), und vier Flussnamen (Lech, Schmutter, Wertach und Zusam) des Altlandkreises Augsburg und der alten Kreisfreien Stadt Augsburg (vor der Gebietsreform von 1972). Auf der Grundlage einer umfangreichen Sammlung historischer Schreibformen und der mundart­lichen Aussprache wird jeder einzelne Name einer sprachwissenschaftlichen Analyse unterzogen, die zur Bestimmung und Erklärung der Namenelemente führt. Zentraler Bestandteil der Einleitung ist das Kapitel zu den Orts­namentypen in ihrer zeitlichen Schichtung, in dem eine Auswertung auf der Grundlage der Ergebnisse aus den Ortsartikeln vorgenommen wird. Der Autor beschreibt dabei neben einer dünnen, jedoch siedlungs­geschichtlich höchst bedeutsamen vorgermanischen Namenschicht eine Vielzahl von germanischen bzw. alemannischen Ortsnamen­typen in ihrer spezifischen Zeitstellung. Der Band enthält mehrere Register, darunter ein Verzeichnis der Ortsnamenbestandteile, und eine großformatige Kartenbeilage, die einen Überblick über das Untersuchungsgebiet und seine Wüstungen gibt.

Das HONB Augsburg bietet Wissenschaftlern, Heimatforschern und allen historisch Interessierten umfassend Auskunft über Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im Nordosten des Regierungsbezirks Schwaben.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2019

366 Seiten, 53 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Manfred Seifert fragt danach, ob Heimat als „anthropologische Grundkonstante“ verstanden werden dürfe und geht „Momenten für subjektive Nicht-Beheimatung“ nach. Anschließend verfolgt Leonie Meltzer auf der Grundlage von Interviews mit Menschen mit unterschiedlichem Ortsbezug mit welchen Elementen sie ihre Vorstellungen von Heimat jeweils begründen. Um areale Grenzen und ihre Aufrechterhaltung im Bewusstsein der lokalen Bevölkerung über lange Zeiträume geht es Alois Döring, der die Feldgeschworenen vorstellt und bis heute lebendige „Rituale der Erinnerung“ ausbreitet. Jasna Čapo zeichnet die Erfahrungen kroatischer Mädchen aus Bosnien-Herzegowina nach, die um 1970 in zwei Klöstern in Süddeutschland Schülerinnen waren. Mit der Kenntnis von Archivmaterialien und Fotos aus dem Archiv für Hausforschung des Instituts für Volkskunde, die in der NS-Zeit entstanden sind, ging Klaus Freckmann auf „Spurensuche“ in Böhmen, um nach bäuerlichen Holzbauten zu forschen. Den protestantischen Passionsdramen von Hans Sachs und Sebastian Wild aus dem 16. Jahrhundert widmet sich Manfred Knedlik: Den Mirakelurkunden der Wallfahrt zum Wunderbarlichen Gut in Heilig Kreuz in Augsburg im 17. Jahrhundert Walter Pötzl. Cornelia Oelwein analysiert den „Liber Aeconomicus“ des Stifts Obermünster in Regensburg, ein einzigartiges Dokument aus der Stiftsverwaltung de 18. Jahrhunderts. Ina Hagen-Jeske stellt anhand von vier Interviews die komplizierte Suche nach dem „perfekten Brautkleid“ in der Gegenwart vor.  

Im Rezensionsteil werden 116 Publikationen besprochen.

Agrarmodernisierung und europäische Integration

Das bayerische Landwirtschaftsministerium als politischer Akteur 1945-1975

von Raphael Gerhardt

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 173), Verlag C. H. Beck, München 2019, X, 597 Seiten, ISBN 978-3-406-10789-4, € 49,00

Die Agrarpolitik war eines der dynamischsten Politikfelder der ersten drei Jahrzehnte nach 1945, als der Wandel Bayerns vom Agrar- zum Industrie- und Dienstleistungsstaat zum Abschluss kam. Mit dem Beginn der europäischen Integration auf dem Agrarsektor veränderten sich die Ausgangs­bedingungen für die Agrarpolitik ab Anfang der 1960er Jahre nachhaltig. Während die Komplexität des Politikfelds zunahm und Zuständigkeiten verlagert wurden, eröffneten sich gerade für die Länder neue Wirkungsfelder. Der Autor nimmt das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit seiner Verwaltung als politischen Akteur in den Blick. Auf einer breiten Quellengrundlage werden Kräfteverhältnisse, Leitvorstellungen, Netzwerke und Handlungsspielräume des Ministeriums in der Landespolitik, aber auch auf Bundes- und europäischer Ebene analysiert.

Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376

Besitz und Bücher eines bayerischen Niederadligen

von Katja Putzer

(Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Neue Folge 50), Verlag C. H. Beck, München 2019, 37*, 318 Seiten, ISBN 978-3-406-10417-6, € 56,00

Im Jahr 1376 ließ der niederbayerische Ritter Erhard Rainer zu Schambach sein gesamtes Eigentum schriftlich in einem Urbarbuch fixieren. Neben seinen Liegenschaften, daraus zu erwartenden Einkünften, Eigenleuten und seinen Gerichtsrechten enthält das Dokument ein bemerkens­wertes Inventar der im Sitz Schambach befindlichen Mobilien, in dem Gegenstände von wertvollen Kleinoden über mit Titeln genannten Büchern bis hin zur einfachen Heugabel verzeichnet wurden. In Schlaglichtern bietet das in Teilen bereits von der Forschung berücksichtigte Urbarbuch aufschlussreiche Einblicke in die Lebenswelt eines Niederadligen des späten 14. Jahrhunderts und erzählt u. a. von der Ausstattung seines Sitzes, seinen persönlichen literarischen Vorlieben, seinen Beziehungsgeflechten oder der Prosopographie seines Dorfes. Mit der Edition des Urbarbuchs und einer gründlichen kulturhistorischen Untersuchung, die auch die Struktur der Inventarisierung thematisiert sowie erfasste und (offenbar) vernachlässigte Gegenstände hinterfragt, liegt nun erstmals ein herausragendes Zeugnis des spätmittelalterlichen bayerischen Niederadels vollständig erschlossen vor.

„Europäer sein und Bayern bleiben“

Die Idee Europa und die bayerische Europapolitik 1945-1979

von Alexander Wegmaier

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 171), Verlag C. H. Beck, München 2018, XIII, 574 Seiten, ISBN 978-3-406-10786-3, € 49,00

Wie geht ein Land mit den Herausforderungen der europäischen Einigung um? Im Freistaat Bayern stand man den Integrationsplänen seit der unmittelbaren Nachkriegszeit mehrheitlich wohlwollend gegenüber.

Die Wirkmächtigkeit der europäischen Idee lässt sich an der breiten Unterstützung vor allem christsozialer, föderaler und katholischer Kreise ablesen. Andere gesellschaftliche und politische Kräfte blieben zunächst zurückhaltend, skeptisch oder gar ablehnend, akzeptierten und befürworteten dann aber meist den Einigungsprozess. Zu einer baldigen Korrektur der distanzierteren Positionen trug der große Rückhalt für die europäische Idee in der öffentlichen Meinung bei.

Die Bayerische Staatsregierung und der Landtag unterstützten die europäische Integration aktiv, auch wenn die neuen europäischen Institutionen und Regelungen die Länderkompe­tenzen teilweise einschränkten. Die bayerische Politik schuf auch deswegen – bisweilen gegen den Widerstand des Bundes – verschiedene Instrumente, mit denen sie Einfluss auf die neuen europäischen Institutionen und den Integrationsprozess auszuüben versuchte. Mit dieser Politik trug Bayern zur Ausbildung des europäischen Mehrebenensystems bei.

Die auswärtige Kulturpolitik des Freistaats Bayern 1945-1978

von Thomas Jehle

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 170), Verlag C. H. Beck, München 2018, XII, 568 Seiten, ISBN 978-3-406-10785-6, € 49,00

Der Freistaat Bayern verfügte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit seinen kulturellen Schätzen über ein vielfältig einsetzbares Mittel, um angesichts der Beschränkungen durch Besatzungsstatut und Grundgesetz auch jenseits der Landesgrenzen zu agieren. Ausgehend von seinem Selbstverständnis als international vernetzter Kulturstaat im Zentrum Europas knüpften die staatlichen Akteure zwischen 1945 und 1978 ein dichtes Netz an Außenbeziehungen. Mit der auswärtigen Kulturpolitik als Instrument der Außen-, der Föderalismus- und der Außenwirtschaftspolitik entwickelte sich ein Politikfeld, das in der vorliegenden Studie auf einer breiten Quellengrundlage analysiert wird. Wer waren die Handlungsträger, welche Leitbilder verfolgten sie und welche Netzwerke konnten sie aktivieren? Was waren Mittel und Strategien, welche Räume wurden anvisiert? Erstmals steht hier nicht der Bund im Zentrum der Forschungen zur auswärtigen Kulturpolitik, sondern mit dem Freistaat Bayern ein Faktor, der mit dezidiertem Gestaltungswillen im Rahmen des Mehrebenensystems der Bundesrepublik Deutschland die Außenbeziehungen mitprägte.

Das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten in der NS-Zeit

von Daniel Rittenauer

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 169), Verlag C. H. Beck, München 2018, X, 432 Seiten, ISBN 978-3-406-10784-9, € 49,00

Das Ministerpräsidentenamt überdauerte die Machtübernahme Bayerns durch die Nationalsozialisten am 9. März 1933. Es hatte Bestand bis zum Ende der NS-Diktatur im Jahr 1945. Allerdings hatte sich das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten in dieser Zeitspanne erheblich gewandelt: Während es unter Paul Giesler (1942–1945), dem Gauleiter von München-Oberbayern, nur noch eine leere Hülle war, versuchte Ludwig Siebert (1933–1942), dessen langjähriger Vorgänger, das Amt zwischen Reichsstatthalter, Gauleitern und anderen Protagonisten als eigenständiges Aktionszentrum im polykratischen Gefüge des NS-Staats zu positionieren. Die vorliegende Untersuchung gibt einen Einblick in die Entwicklung des bayerischen Staatswesens während der NS-Zeit. Trotz ihrer unübersehbaren Marginalisierung wurde die Infrastruktur des bayerischen Staats als mittlere Verwaltungsebene durch das „Dritte Reich“ weiter genutzt.

Kulturpolitik gegen die Krise der Demokratie

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1926-1933

von Maria Magdalena Bäuml

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 168), Verlag C. H. Beck, München 2018, IX, 430 Seiten, ISBN 978-3-406-10783-2, € 49,00

Die Verfassung der Weimarer Republik verlagerte zahlreiche Kompe­tenzen von den Ländern auf das Reich. Umso mehr Bedeutung gewann die Kulturpolitik für den Freistaat Bayern, blieb diese doch eine zentrale Aufgabe des Landes. Zuständig war das Bayerische Staats­ministerium für Unterricht und Kultus, dessen Aufgabenbereich Schulen, Wissen­schaft und Kunst sowie die Religionsgemeinschaften umfasste. Die vorliegende Studie untersucht Organisation, Personalentwicklung, Verwaltungsreformen, Entscheidungsabläufe und Tätigkeitsfelder des Ministeriums. Zudem wird die Positionierung des Ministeriums in den Herausforderungen und Krisen der Jahre von 1926 bis 1933 einer systematischen Analyse unterzogen.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2018

412 Seiten, 100 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Martin Scharfe geht der kulturelle Bedingtheit der Bergnamen-Vergabe und -Etablierung im frühen Alpinismus an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert nach.  Johannes Müske untersucht die um 1900 noch junge Technik der Schallaufzeichnung und ‑wiedergabe, deren Beitrag zu Methodik und Entwicklung der neuen „ethnografischen Disziplinen“ und den heutigen Umgang mit diesen Tondokumenten. Um „Erinnerungsobjekte“ geht es Thomas Schwarz, der seinen früher als Landwirt tätigen Großvater zu dessen Sammlung von Arbeitsgeräten interviewte und die Bedeutung der Dinge erforscht. Jessica Seibold beschäftigt sich mit dem Heilwissen der Hirten aus dem mittelfränkischen Haimendorf, festgehalten in einem „Kurierbuch“ aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der europaweit auftretenden Heuschreckenplage von 1749 und ihren Auswirkungen auf Bayern und Franken widmet sich Bernhard Lübbers. Birgit Speckle und Bettina Keß zeichnen das Leben der Familie der Grafen von Luxburg im unterfränkischen Aschach und von deren Dienstboten im 19. und 20. Jahrhundert nach. Schlaglichter auf die facettenreiche Kulturgeschichte des Fahrrads in Bayern von seinen Anfängen bis um 1900, als das bisherige „Luxusgerät besitzender Schichten“ durch fallende Preise zum „Gebrauchsgerät für jedermann“ wurde, wirft Norbert Stellner. Astrid Pellengahr, Susanne Sagner und Petra Weber befassen sich mit der Sammlung von Hinterglasbildern im Stadtmuseum Kaufbeuren als Teil der protestantischen Memoria. Thomas Schindler thematisiert das „Gesellenmachen“ als einen symbolischen Akt „in Form eines ritualisierten Zeremoniells im Handwerk der Frühen Neuzeit“ und in der Moderne. Ergänzend kommen zwei Nachrufe hinzu: Walter Hartinger würdigt Person und Werk von Willibald Ernst (1942–2018) aus Gangkofen in Niederbayern, Wolfgang Brückner den Würzburger Extraordinarius für Volkskunde Dieter Harmening (1937–2016).

Im Rezensionsteil werden 111 Publikationen besprochen.

Bayern im Umbruch

Die Korrespondenz der Salzburger Vertreter in München mit Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo und Hofkanzler Franz Anton von Kürsinger zu Beginn der Bayerischen Erbfolgekrise (Dezember 1777 – April 1778)

bearbeitet von Ferdinand Kramer und Ernst Schütz

(Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns VI), 2018, XXV, 56*, 430 Seiten, ISBN 978-3-7696-6616-8, € 58,00

Bayern im Umbruch – dies erlebten die Vertreter des Fürsterzbischofs von Salzburg in München in den ersten Monaten des Jahres 1778. Eigentlich sollten sie über die für das Kurfürstentum Bayern und das benachbarte Erzstift Salzburg gleichermaßen wichtigen Salzgeschäfte verhandeln. Doch der überraschende Tod des bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph und die zunächst umstrittene Nachfolge durch den aus Mannheim herbei­eilenden Pfälzer Kurfürsten Karl Theodor führten dazu, dass die Salzburger Unterhändler zunächst Zeugen eines aufgeregten Wechsels in der Regierung in München wurden. Sie erlebten eine allgemeine Verunsicherung in der Residenzstadt, verstärkt durch den Einmarsch kaiserlicher Truppen in Bayern und durch hektische Aktivitäten auswärtiger Gesandter sowie durch vielfältige Gerüchte über Personalia oder zur gefährdeten Existenz Bayerns. Schließlich konnten sie doch noch das Salzgeschäft zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Der vorliegende Band mit der Korrespondenz der Salzburger Vertreter in München, allen voran Franz Thaddäus von Kleimayrns und Joseph Ernst Gilowskys mit ihrem Fürsterzbischof und ihrem Hofkanzler, ermöglicht zum Teil singuläre Einblicke in Interna der bayerischen Gesellschaft, Verwaltung und Politik, in den Salzhandel und in die vielfältigen interterritorialen Verflechtungen zwischen den Nachbarn Bayern und Salzburg in einer Umbruchsphase der bayerischen Geschichte.

Die diplomatische Korrespondenz Kurfürst Maximilians I. von Bayern mit seinen Gesandten in Münster und Osnabrück

Dezember 1645 – 18. April 1646

bearbeitet von Gabriele Greindl, Günther Hebert und Gerhard Immler

(Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns I/3), 2018, XLI, 26*, 636 Seiten, ISBN 978-3-7696-6617-5, € 68,00

Die Verhandlungen auf dem Westfälischen Friedenskongress traten mit der Ankunft des kaiserlichen Prinzipalgesandten Maximilian Graf von Trauttmansdorff in Münster am 29. November 1645 von der Phase des gegenseitigen Abtastens und der Klärung verfahrenstechnischer Vorfragen in die der Beratungen über die materiellen Friedensbedingungen über. Kurfürst Maximilian I. von Bayern, der seit dem Herbst 1644 den Kaiser zu einem Verständigungsfrieden mit den ausländischen „Kronen“ Schweden und vor allem Frankreich gedrängt hatte, hatte nicht unwesentlich zur Entscheidung Ferdinands III. beigetragen, seinen leitenden Minister zum Kongress zu entsenden, sah seine Hoffnungen, dieser werde durch territoriale Zugeständnisse insbesondere an Frankreich die Friedensverhandlungen rasch zum Erfolg führen, aber alsbald enttäuscht. Dies veranlasste den Kurfürsten, der als einziger militärisch bedeutender Verbündeter der Habsburger im Reich über erhebliches Druckpotential verfügte, dieses massiv zur Geltung zu bringen, um dem Kaiser und Trauttmansdorff jenes Zugeständnis an Frankreich abzuringen, das aus bayerischer Sicht conditio sine qua non einer Verständigung war: die Abtretung der habsburgischen Gebiete und Rechte im Elsass. Dabei gerieten die bayerischen Gesandten in Münster, Georg Christoph Freiherr von Haslang und Dr. Johann Adolf Krebs zeitweise in die Rolle von inoffiziellen Vermittlern zwischen dem Kaiser und Frankreich. Mit dem Bericht der Gesandten an den Kurfürsten über das Elsass-Angebot Trauttmansdorffs vom 14. April 1646 schließt der Band.

Aufschlussreich sind aber auch die Quellen über den Beginn der Verhandlungen zwischen katholischen und protestantischen Reichsständen über die konfessionsrechtlichen Friedensbestimmungen. Dabei konnte der im Januar 1646 als bayerischer Vertreter im dortigen Fürstenrat in Osnabrück eintreffende Gesandte Johann Ernst trotz der Unterordnung über seine Kollegen in Münster sich allmählich ein eigenes Profil erarbeiten.

Dinkelsbühl. Der ehemalige Landkreis

von Teresa Neumeyer

(Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken I/40), 2018, LVII, 630 Seiten, ISBN 978-3-7696-6562-8, € 49,00

Im Historischen Atlas von Bayern wird die Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte des heutigen Freistaats vom Mittelalter bis heute bearbeitet. Der ehemalige Landkreis Dinkelsbühl gehörte vor 1800 zu einem der umstrittensten Herrschaftsgebiete im fränkisch-schwäbischen Grenzland. Dieser Band widmet sich einer Vielzahl unterschiedlicher Herrschaftsträger, die ihre Rechte selten ohne Widerspruch ausübten: dem Markgraftum Brandenburg-Ansbach mit dem Oberamt Wassertrüdingen, der Grafschaft Oettingen-Spielberg mit den Ämtern Aufkirchen, Dürrwan­gen und Mönchsroth, dem Herzogtum Württemberg mit dem Amt Weiltingen und der Reichsstadt Dinkelsbühl. Daneben hatten noch das Hochstift Eichstätt, der Deutsche Orden, die Fürstpropstei Ellwangen und die Reichsritterschaft Rechte inne und es waren hier Kondominate und Freidörfer anzutreffen. Erst nach dem Übergang an Bayern im frühen 19. Jahrhundert entstand allmählich aus den beiden Bezirksämtern Dinkelsbühl und Wasser­trüdingen der ehemalige Landkreis, der 1972 zum Großlandkreis Ansbach kam. – Wie in der Reihe üblich werden die einzelnen Orte mit Angaben zur Grundherrschaft, Vogtei, den kirchlichen Zugehörigkeiten und der Hochgerichtsbarkeit beschrieben. Zwei Kartenbeilagen illustrieren diese Verhältnisse. – In einem eigenen Abschnitt diskutiert die Autorin in einer praxeologischen sowie diskursanalytischen Herangehensweise die unterschiedlichen Ausformungen der Landeshoheit.

Pfarrkirchen. Der ehemalige Landkreis

von Josef Egginger

(Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Niederbayern 2), 2018, 43*, 698 Seiten, ISBN 978-3-7696-6591-8, 79,00 €

Im vorliegenden Band untersucht Josef Egginger alle 1347 Siedlungs­namen, darunter auch die Namen von abgegangenen Siedlungen („Wüstungen“), und zwei Flussnamen (Inn, Rott) des ehemaligen Landkreises Pfarrkirchen (vor der Gebietsreform von 1972). Auf der Grundlage einer umfangreichen Sammlung historischer Schreib­formen und der mundartlichen Aussprache wird jeder einzelne Name einer sprachwissenschaftlichen Analyse unterzogen, die zur Bestimmung und Erklärung der Namenelemente führt. Zentraler Bestandteil der Einleitung ist das Kapitel zur Besiedlung im Lichte der Ortsnamenforschung, in dem eine typologische Auswertung auf der Grundlage der Ergebnisse aus den Ortsartikeln vorgenommen wird. Neben vereinzelt feststellbarem keltischen und vorbairisch-germanischen Namengut beschreibt der Autor eine Vielzahl von bairischen Ortsnamentypen in ihrer spezifischen Zeitstellung. Der Band enthält mehrere Register, darunter Verzeichnisse der Erstnennungen und der Ortsnamenbestandteile, sowie eine großformatige Kartenbeilage, die einen Überblick über den ehemaligen Landkreis Pfarrkirchen und seine Wüstungen gibt.

Das HONB Pfarrkirchen bietet Wissenschaftlern, Heimatforschern und allen historisch Inter­essierten umfassend Auskunft über Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im südöstlichen Niederbayern.

König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner

Der Briefwechsel Teil I/1-2: 1809-1815

bearbeitet von Mathias René Hofter und Johanna Selch in Zusammen­arbeit mit Friedegund Freitag und Jörg Zedler, heraus­gegeben von Martin Baumeister, Hubert Glaser und Hannelore Putz

(Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns V), 2017, LXXX, 459 und 685 Seiten, ISBN 978-3-7696-6615-1, € 119,90

Der Briefwechsel von Ludwig I. von Bayern und seinem Kunstberater Johann Martin von Wagner eröffnet tiefe Einblicke in das Entstehen der Münchner Museen und Sammlungen sowie den bayerischen Kunstbetrieb im europäischen Kontext. Der erste Band umfasst die Jahre 1809–1815; diskutiert werden die in Rom und in Griechenland erworbenen antiken Kunstwerke, darunter der Barberinische Faun und die Skulpturen von Aigina. Wichtiges Thema sind auch die Planungen für die Glyptothek. Schließlich vermitteln die Briefe einen plastischen Eindruck römischen Lebens am Übergang von der napoleonischen Herrschaft zur europäischen Nachkriegs­ordnung.

Herzog Ernst von Bayern (1500-1560)

Geistlicher Landesfürst im Hochstift Passau, Erzstift Salzburg und der Grafschaft Glatz

von Hans Kammermayer

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 167), Verlag C. H. Beck, München 2018, x, 492 Seiten, ISBN 978-3-406-10782-5, € 59,90

Herzog Ernst von Bayern (1500–1560) hat in der Forschung bislang kaum Beachtung gefunden. Der dreifache Reichsfürst – in den beiden Bistümern Passau und Salzburg sowie in der schlesischen Grafschaft Glatz – war nach dem bayerischen Primo­­­­­genitur­gesetz von 1506 von der Erbfolge in Bayern aus­geschlossen. Daher schlug er die geistliche Laufbahn ein. Zeitlebens hat er jedoch den Empfang der höheren kirchlichen Weihen abgelehnt, weshalb er über seine beiden geistlichen Fürsten­tümer nur die Administration ausübte. 1554 zog er sich von seinem Bischofs­amt zurück. In der Reformations­frage setzte er auf die Beibehaltung des katholischen Glaubens. Er trat als ökonomisch versierter Landesherr hervor. Vor allem förderte er den Salzburger Edelmetall­bergbau.

Orte der Demokratie in Bayern

(Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 81/1), 2018, 290 Seiten, ISBN 978-3-4061-1211-9, € 29,80

Aus dem Vorwort: "Wenn hier von Orten der Demokratie die Rede ist, dann soll es dabei einerseits um konkrete Orte gehen, an denen sich Entwicklungen und Ereignisse realisiert oder personifiziert haben. Es soll aber auch im Sinne des Konzeptes der 'Lieux de mémoire' um Orte im übertragenen Sinne gehen, etwa um Begriffe wie 'Freistaat' oder 'Liberalitas Bavarica', die im öffentlichen Diskurs und im Gedächtnis der Menschen in Bayern mehr oder weniger präsent sind. Wir fragen danach, ob und wie diese Orte im Sinne von Demokratie identifiziert, angeeignet und gedeutet oder gar zu Symbolen wurden, wer damit welche Interessen verfolgte und wie die historische Genese zu erklären ist."

Bayerischer Rundfunk

Ton und Film als Quellen zur bayerischen Geschichte

(Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 80/3), 2017, 335 Seiten, ISBN 978-3-4061-1210-2, € 29,80

Aus dem Inhalt: Ferdinand Kramer, Ton und Film als Quellen zur bayerischen Geschichte. - Frank Bösch, Medien und Gesellschafts­wandel. - Georg K. M. Schulz, Forschungsansätze zur Organisation des Bayerischen Rundfunks. - Jochen Gaab, Der Rundfunk als Forschungs­gegenstand der Landesgeschichte. - Bernhard Gissibl, Der Bayerische Rundfunk und die Gründung des ARD-Studios Rom Anfang der 1960er Jahre. - Julian Traut, Reinhard Raffalt und die Anfänge des BR-Studios in Rom.

Kirche - Religion - Staat. Walter Ziegler zum 80. Geburtstag

(Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 80/1-2), 2017, 574 Seiten, ISBN 978-3-4061-1208-9 u. 978-3-4061-1209-6, € 59,60

Die Beiträge der beiden Hefte der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte sind Prof. Dr. Walter Ziegler als Festgabe zu seinem 80. Geburtstag gewidmet. Sie kreisen thematisch um das Haupt­forschungsgebiet des früheren Vorsitzenden der Kommission für bayerische Landesgeschichte.

Aus dem Inhalt: Rudolf Schieffer, Bayerische Herzöge im Blickfeld der Päpste des Frühen und Hohen Mittelalters. - Helmut Flachenecker, Der "unbekannte" Osten des Bistums Würzburg um 1000. Anmerkungen zum slawischen Bevölkerungsanteil in Franken. - Alois Schmid, Christoph III. von Pfalz-Neumarkt, König in den skandinavischen Unionsreichen und Pfalzgraf im Teilfürstentum Pfalz-Neumarkt (1416-1448). - Dieter J. Weiß, Johannes Eck und die Konfessionalisierungsdebatte. - Wolfgang Wüst, Religion - Territorium - Policey. Idealformen geistlicher Staatlichkeit im Ordnungsspiegel süddeutscher Hochstifte. - Helmut Rankl, Das Getreide der Fürsten. Umfang und Funktion der Kastenamtsgefälle in Staatshaushalt und Politik Bayerns 1450-1800. - Johann Pörnbacher, Johann Georg von Lori - im Spannungsfeld von Kirche und Staat. - Paul Hoser, Die "Augsburger Postzeitung" und der "Bayerische Kurier" als leitende Zeitungen des politischen Katholizismus in Bayern und ihre Position während des Ersten Weltkriegs. - Ferdinand Kramer, Kirchen und Religion in den "Lebenserinnerungen" von Gustav von Kahr. - Peter Claus Hartmann, Der katholische Kampf und Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München (1922-1945). - Lydia Großpietsch, Das Schweigen der Glocken in Traunstein. Ein bischöfliches Lokal-Interdikt gegen das NS-Regime im Jahr 1934. - Stephan Deutinger, "In der Liebe Gottes wohnt die Freiheit". Über eine bayerische Wurzel der Weißen Rose. - Christian Kuchler, Christliche Gotteshäuser als Exkursionsziele für historisches Lernen an staatlichen Schulen.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2017

394 Seiten, 96 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Helmut Groschwitz setzt sich mit den Begriffen von und den Diskursen um „Authentizität“ und „Kulturerbe“ auseinander. Dabei begreift er Authentizität „als Ergebnis der Aushandlungen zwischen Menschen und Dingen“ und plädiert für eine weitergefasste „Definition des Kulturerbes als komplexes und fluides Netzwerk von Menschen, Dingen, Diskursen, Übersetzungen und Institutionen“. Dem Schnitzhandwerk in Sandberg in der Rhön widmet sich Jochen Ramming. Er zeichnet dessen Weg nach von der gezielten Einführung zur Gewerbeförderung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über die Diversifizierung der Schnitzprodukte und deren Einbindung in die Volkskunstdebatte sowie den Niedergang des Gewerbes im 20. Jahrhundert bis zur Aufwertung der Rhönschnitzerei als Kulturerbe im Zuge von EU‑Förderprogrammen zur (touristischen) Entwicklung ländlicher Regionen im 21. Jahrhundert. Anna Vatteroth nimmt mit dem Spessart ein weiteres Mittelgebirge und damit ebenfalls eine strukturschwache Region in den Blick. Anhand der dort im 19. Jahrhundert entstandenen Gießereien zeigt sie die Faktoren auf, die für die Ansiedlung und das Weiterbestehen dieser schwerindustriellen Betriebe eine Rolle spielten. Wie sich die Bestände des Archivs für Hausforschung des Instituts für Volkskunde chronologisch zusammensetzen, unter welchen ideologischen Prämissen und mit welchen Zielsetzungen bei der Anfertigung der Planzeichnungen und Fotografien von welchen Akteuren mit welchen Mitteln vorgegangen wurde, beschreiben Andreas Kühne und Hermann Wellner. Auf den von Maximilian Schmidt (1832–1919), dem als „Waldschmidt“ bekannten Volksschriftsteller aus dem Bayerischen Wald, organisierten ersten „Volkstrachten-Festzug“ während des Oktoberfestes 1895 in München geht Bärbel Kleindorfer-Marx ein und untersucht, wie dieser medial vermittelt und in Wort und Bild rezipiert wurde. Durch die Auswertung von Taufmatrikeln gelingt es Gabriele Pfeifer, den Münchner Findelkindern der Frühen Neuzeit auf die Spur zu kommen und Näheres zu deren Alter bei der Aussetzung, den Fundstätten und Fundsituationen sowie den ihnen gegebenen Familien- und Taufnamen in Erfahrung zu bringen. Simone Schneider führte Interviews, um zu eruieren, wie adipöse Menschen „den gesellschaftlichen Umgang mit ihrer Fettleibigkeit im Alltags- und Arbeitsleben wahrnehmen“. Ebenfalls auf Interviews basiert der Beitrag von Sabrina Beiderbeck, die die Griechenlandbilder thematisiert, die griechische Restaurantbesitzer durch die von ihnen verwendeten Lebensmittel, das Speisenangebot sowie das Mobiliar und die Dekoration vermitteln wollen.

Im Rezensionsteil werden 125 Publikationen besprochen.

Das Kabinett Hoffmann II, Teil 1: 31. Mai - 1. September 1919

bearbeitet von Wolfgang Ehberger unter Mitarbeit von Matthias Bischel

(Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1919-1945), 2017, XVII, 81*, 453 Seiten, ISBN 978-3-7696-6685-4, € 59,90

Das Ende Mai 1919 gebildete Kabinett Hoffmann II, das von einer breiten Koalition aus Mehrheitssozialdemokratie, Bayerischer Volkspartei und Deutscher Demokratischer Partei getragen wurde, war die erste bayerische Staatsregierung, deren Handeln ganz im Zeichen des parlamentarischen Prinzips stand. Während der ersten drei Monate ihrer Amtszeit, in denen das Kabinett nach wie vor überwiegend von Bamberg aus agierte, hatte sich die Regierung mit einer Vielzahl komplexer Themen von besonderer Tragweite auseinanderzusetzen. Dabei kam der Stabilisierung der politischen Verhältnisse nach der Münchener Räteherrschaft und deren militärischer Niederschlagung, der staats- und verfassungsrechtlichen Neuordnung auf Landes- wie Reichsebene sowie der Ausgestaltung der durch den Versailler Vertrag geschaffenen Friedensregelung zentrale Bedeutung zu.

Gesänger Buch. Der Zweÿte Theill Worinnen! Die Weltliche Gesänger zu finden seind

gesammelt und geschrieben von Phillipp Lenglachner (*1769, †1823). Edition der Handschrift Cgm 7340 der Bayerischen Staatsbibliothek München, transkribiert von Willibald Ernst, herausgegeben von Gabriele Wolf und Willibald Ernst

(Stubenberger Handschriften 2/2; Quellen und Studien zur musikalischen Volkstradition in Bayern, Band 6), 2017, 631 Seiten, 20 Abbildungen (ISBN 978-3-7696-0667-6, ISSN 1437-8361), € 49,00

Das großformatige, knapp 560 Seiten umfassende „Gesänger Buch“ des Hadernsammlers Phillipp Lenglachner (geb. 1769 in Weng im Innkreis, gest. 1823 in Stubenberg) enthält in seinem zweiten Teil die „Weltlichen Gesänger“. Lenglachner notierte hier sehr sorgfältig 330 weltliche Lieder, aber auch andere Vortragstexte. Sie bringen eine Vielzahl von Themen des Alltagslebens, der sozialen Beziehungen und Verhältnisse sowie von historisch-politischen Ereignissen zur Sprache, sind teils ernsthaft bis moralisierend, teils humorvoll bis derb-komisch. Die „Weltlichen Gesänger“ zeugen von den vielseitigen Interessen ihres Kompilators und Schreibers. Etwa ein Drittel der Lieder schrieb er in westmittelbairischer Mundart auf, etwa ein Drittel der Lieder sind bisher nicht anderweitig bekannt. Die „Weltlichen Gesänger“ liegen nun erstmals in einer vollständigen und buchstabengetreuen Edition vor. Der Text ist mit Worterläuterungen versehen und wird durch ein nummeriertes Inhaltsverzeichnis, ein alphabetisches Verzeichnis der Liedanfänge und ein alphabetisches Verzeichnis der nicht zum Singen bestimmten Texte erschlossen. Die historisch-philologische Einführung stellt diesen zweiten Teil der Handschrift vor und präsentiert die Lieder systematisiert nach formalen Gesichtspunkten und inhaltlichen Kategorien. Sie gibt damit Einblicke in die geistigen Horizonte ihres Sammlers und in die alltagskulturell verankerte musikalische Praxis des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Die deutschen Königspfalzen, Band Bayerisch-Schwaben

herausgegeben von Caspar Ehlers, Helmut Flachenecker, Bernd Päffgen und Rudolf Schieffer

(Die deutschen Königspfalzen 5,3), 2016, XXXVIII, 286 Seiten, € 130,00

Im Rahmen des Repertoriums der deutschen Königspfalzen werden mehrere Bände die königlichen Aufenthaltsorte in Bayern dokumentieren. Der Teilband Bayerisch-Schwaben ist zwar dem Landesteil mit den wenigsten Aufenthaltsorten gewidmete, bietet aber mit Augsburg einen kirchlichen wie weltlichen Zentralort seit der Römerzeit. In dem Band werden außerdem die Handlungen des ostfränkisch-deutschen Reisekönigtums an den Orten Donauwörth, Günzburg, Hohenaltheim, Holzkirchen, Memmingen, Mering und Zusmarshausen nach einem einheitlichen Bearbeitungsschema erörtert. Das Werk erschließt die schriftlichen Quellen sowie die archäologisch-kunsthistorisch relevanten Zeugnisse. So entstand ein nicht nur an Experten gerichtetes Kompendium herrscherlichen Handelns im südwestlichen Regierungsbezirk Bayerns unter reichs- und landesgeschichtlichen sowie kulturwissenschaftlichen Gesichtspunkten.

Das Landgericht Ried

bearbeitet von Roger Michael Allmannsberger und Gerhard Schwentner

(Historischer Atlas von Bayern, Teil Innviertel 2), 2017, LII, 700 Seiten, ISBN 978-3-7696-6561-1, € 59,90

Das Landgericht Ried, das etwas kleiner als der spätere gleichnamige Bezirk war, gehörte zu den großen Landgerichten des von vielfältigen Herrschaftsstrukturen geprägten Herzogtums Bayern. Im vorliegenden Band wird zuerst die Entwicklung vom Rottach- und Mattiggau der agilolfingischen Zeit bis hin zur vornbachischen, dann andechsischen Grafschaft Schärding-Neuburg nachgezeichnet, zu welcher der Untersuchungs­raum bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte. Im Zuge des Herrschafts­ausbaus der Wittelsbacher entstand das Landgericht Ried, das durch zahlreiche Hofmarken geprägt war. Neben adeligen Herren wie z.B. den Herrn von der Wahl auf Aurolzmünster dominierte vor allem das Domkapitel Passau die grundherrschaftlichen Strukturen. Im Zentrum der Untersuchung steht wie bei allen Bänden des Historischen Atlas von Bayern die statistische Güterbeschreibung, welche jedes im 18. Jahrhundert existierende Anwesen mit Angabe der Grundherrschaft und der Niedergerichtsbarkeit erfasst. Die 1779 erfolgte Abtrennung von Bayern, die napoleonischen Wirren sowie die bis heute gestalt­gebenden Umwälzungen des 19. Jahrhunderts umfassen den letzten Teil des Bandes.

Eichstätt. Stadt und Altlandkreis

bearbeitet von Antonius Reith

(Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken 8), 2017, 60*, 315 Seiten, ISBN 978-3-7696-6590-1, € 44,90

Im vorliegenden Band untersucht Antonius Reith alle 290 Siedlungsnamen, darunter auch die Namen von abgegangenen Siedlungen („Wüstungen“), der Stadt und des Altlandkreises Eichstätt (vor der Gebietsreform von 1972). Auf der Grundlage einer umfangreichen Sammlung historischer Schreibformen und der mundartlichen Aussprache wird jeder einzelne Name einer sprachwissenschaftlichen Analyse unterzogen, die zur Bestimmung und Erklärung der Namenelemente führt. Entsprechend der vielschichtigen Besiedlungsgeschichte des Untersuchungsgebiets werden in der Einleitung (Teil I) vorgeschichtliche, römerzeitliche, germanische und deutsche Ortsnamen in eigenen Kapiteln zusammenfassend analysiert und auf der Grundlage der Ergebnisse aus den 290 Ortsartikeln (Teil II) typologisch ausgewertet. Der Band enthält im Anhang (Teil III) mehrere Register, darunter Verzeichnisse der Erstnennungen der behandelten Namen und der einzelnen Ortsnamenbestandteile, sowie eine großformatige Kartenbeilage, die einen Überblick über den Altlandkreis Eichstätt und seine Wüstungen gibt. Das HONB Eichstätt bietet Wissenschaftlern, Heimatforschern und allen historisch Interessierten umfassend Auskunft über Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im Gebiet um den Hauptort des Altmühltals.