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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Neuerscheinungen

Gerolzhofen

Der ehemalige Landkreis

Von Erwin Riedenauer

(Historischer Atlas von Bayern, Franken, Band 26), 2023, LXXX, 1438 Seiten, ISBN 978-3-7696-6565-9, € 79,00

Der Historische Atlas für den ehemaligen Landkreis Gerolzhofen beschäftigt sich mit der Geschichte des Landes zwischen Main und Steigerwald von den Anfängen der Besiedlung bis zu den Verwaltungs­strukturen der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht eine detaillierte Ämter- und Ortsstatistik der einzelnen Herrschaftsträger am Ende des Alten Reiches (um 1800), vor allem des Hochstifts Würzburg, der Grafen von Castell und der Schönborn, der Klöster Ebrach und Münsterschwarzach sowie der fränkischen Reichsritterschaft. Es handelt sich um ein Grundlagenwerk für die Geschichte Mainfrankens.

Dillingen an der Donau

Der Altlandkreis

Von Regina Hindelang

(Historischer Atlas von Bayern, Schwaben, Band 19), 2023, LXIX, 1159 Seiten, ISBN 978-3-7696-6564-2, 79,00

Der Historische Atlas für den schwäbischen Altlandkreis Dillingen an der Donau spannt den Bogen von den Anfängen der Besiedlung bis zu den Verwaltungsstrukturen der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht eine detaillierte Ämter- und Ortsstatistik der einzelnen Herrschafts­träger am Ende des Alten Reiches (um 1800), vor allem des Fürstentums Pfalz-Neuburg, des Hochstifts Augsburg, der Grafen von Oettingen-Wallerstein und Fugger zu Glött, mehrerer (Reichs-)Stifte und der Reichsritterschaft. Der Band dokumentiert die historisch gewachsene territoriale Vielfalt im Nordwesten von Bayerisch-Schwaben.

Impulsgeber für den Bayerischen Rundfunk

hg. von Ferdinand Kramer

(Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Beiheft 47), 2023, VIII, 324 Seiten, ISBN 978-3-406-10730-6, € 36,00

Der BR hat im Austausch und in der Vernetzung mit Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Kirchen immer wieder Impulse für die Gestaltung seines Programms und die Entwicklung des Senders erhalten. Diese Wechselbeziehungen und die damit verbundenen Ziele werden für den Schriftsteller Carl Amery, den Historiker Karl Alexander von Müller, für Gerhard Hildmann von der Evangelischen Akademie in Tutzing sowie für Karl Forster von der Katholischen Akademie in München näher beleuchtet.

Die deutschen Königspfalzen, Band Altbayern

hg. von Helmut Flachenecker und Bernd Päffgen

(Die deutschen Königspfalzen 5, 1.1), Göttingen 2023, XXX, 509 Seiten, ISBN 978-3-525-36431-4, € 150,00 €

Das Repertorium der deutschen Königspfalzen erfasst alle Aufent­haltsorte des Herrschers vor 1196 (Tod Friedrichs I. Barbarossas). Der Teilband dokumentiert 37 Orte in Altbayern, darunter Altötting, Donaustauf, Eichstätt, Ingolstadt, Passau und Waldsassen. Für Regensburg ist ein eigener Band bereits 2020 erschienen. Die Autorinnen und Autoren erörtern die Handlungen des ostfränkisch-deutschen Reisekönigtums an den verschiedenen Orten sowie deren Rahmenbedingungen. Nicht nur an Experten gerichtet, erschließt der Teilband die schriftlichen Quellen sowie die archäologisch-kunsthistorisch relevanten Zeugnisse.

Hals zwischen Passau und dem Reich

Quellen und Studien zu einer Grafschaft an der Ilz

Von Franz-Reiner Erkens

(Materialien zur bayerischen Landesgeschichte 28), 2023, 182 Seiten, ISBN 978-3-7696-0428-3, € 35,00

Die niederbayerische Grafschaft Hals war ein eigentümliches Gebilde, das gut zweihundert Jahre Bestand hatte, bevor es 1517 ein Teil des Herzogtums Bayern wurde. Auch wenn Albert von Hals 1280 von König Rudolf I. zum Grafen erhoben wurde, kam es gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu einer veritablen Auseinandersetzung über die Frage, ob die Grafschaft ein Lehen des Reiches oder der Passauer Kirche sei. Dem im Spätmittelalter heftig und kontrovers diskutierten verfassungsgeschichtlichen Problem wird in diesem Band unter Heranziehung aller verfügbaren, hier größtenteils zum ersten Mal edierten Quellen erneut nachgegangen.

Das älteste Salbuch und das Obleibuch des Augustiner-Chorherrenstifts Herrenchiemsee

Von Christian Petrzik

(Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 49/2), 2023, 254, 408 Seiten, ISBN 978-3-406-10419-0, € 77,00

Der Band macht zwei zentrale Quellen zur mittelalterlichen Geschichte des Augustiner-Chorherrenstifts Herrenchiemsee zugänglich. Im Salbuch (wohl zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts) sind Urbare über die Stiftsbesitzungen im Raum des heutigen Tirol mit dazugehörigen Abschriften von Urkunden und Traditionsnotizen verzeichnet. Das 1380 angelegte Obleibuch stellt eine der wichtigsten Quellen für die spätmittelalterliche Besitzgeschichte des Stifts im Raum um den Chiemsee dar. Die zahlreich aufgeführten Jahrtagsstiftungen geben Einblicke in das Leben im Stift am Ende des 14. Jahr­hunderts und eine Vorstellung von den dort verrichteten liturgischen Diensten.

Ein Kunstagent König Ludwigs I. von Bayern

Johann Martin von Wagner in Rom

Von Johanna Selch

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 177), 2023, X, 460 Seiten, ISBN 978-3-406-10792-4, € 69,00

Die Rolle des Kunstagenten lässt sich an europäischen Höfen seit der Renaissance nachweisen. Der bayerische König Ludwig I. gewann den seit 1804 in Rom lebenden Johann Martin von Wagner für seine Kunstpolitik. Wagner betreute die bayerischen Künstler, die in der europäischen Kunstmetropole Rom lernten und arbeiteten, gab Kunstwerke in Auftrag und erwarb Kunst und Antiken für Ludwig I. Über die Jahre hinweg wurde Wagner zu einem profunden Kenner der Stadt und der weit über Rom hinausgehenden Kunstszene. Die vorliegende Arbeit fächert Wagners Tätigkeitsfeld auf und stellt die verschiedenen Spielarten seiner Funktion im Vergleich mit anderen Kunstagenten vor.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2023

319 Seiten, 52 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Mit so genannten „Höllen“-Darstellungen der Nürnberger Schembartläufe aus dem 15. Jahrhundert beschäftigt sich Jürgen Küster. Predigtliteratur der Barockzeit ist Gegenstand von Georg Schrotts Quellenanalyse, der es um die Vermittlung von Japan-Wissen und Japan-Bildern geht. Der Künstler und Fotograf Oskar von Zaborsky arbeitete von den 1930er bis in die 1950er Jahre eng mit der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde zusammen. Michaela Eigmüller legt auf der Basis seines Nachlasses sein fotografisches Arbeiten zur Dokumentation volkskultureller Objektivationen dar. Helge Gerndt stellt den Menschen und sein Sprach- und Erzählvermögen sowie seine Fähigkeit, kollektive Vorstellungen und Geschichten zu schaffen, in den Mittelpunkt seines Beitrags, der nach dem Alter von Märchen fragt. Anknüpfend an Rudolf Schendas Kritik an der von Stereotypen geprägten binären Wahrnehmung von Tieren und insbesondere von Insekten widmet sich Michaela Fenske der „Blauen Holzbiene“ und ihrer Bedeutung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft und plädiert für „neue Perspektiven auf die Verflechtungen von Menschen und Insekten“, besonders auch vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Artensterbens. In ihrer Untersuchung von Aushandlungsprozessen um Mobilität und Raumnutzung verfolgen Alina Becker und Christiane Schwab die Diskurse um die (Neu-)Gestaltung zweier Straßen in der Münchner Innenstadt, in der die gegensätzlichen Positionen von Kritik und Befürwortung zur Sprache kommen. Mit Urbanität und Zukunftsvisionen beschäftigen sich auch Julia Leitert und Noah Bössenrodt in ihrer Studie über Ideen, Initiativen und Projekte einer umweltbewussten Stadtentwicklung am Beispiel von Grenoble. Burkhart Lauterbach eruiert mit der Kategorie „touristisches Kapital“ eine neue Perspektive für die kulturwissenschaftliche Reiseforschung. Stefanie Samida widmet sich mit Beispielen aus Passau und Heidelberg den in der Zeit des Nationalsozialismus errichteten „Thingstätten“ als Orten für „propagandistisches Massentheater“ und dem Wandel ihrer Nutzung bis heute, wo auf ihnen oft in Unkenntnis der Geschichte popkulturelle Events stattfinden. Anhand des Fallporträts einer jungen Frau, die als „Heiratsmigrantin“ aus der Ukraine nach Deutschland kam, zeichnen Alena Zelenskaia und Irene Götz mit dem Konzept „Vigilanz“ deren unter den schwierigen Bedingungen des Ehegattennachzug auf äußere Faktoren reagierende und reflektierende Selbstwahrnehmung nach. Im April 2023 ist die langjährige Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie an der Universität Bamberg, Frau Prof. Dr. Bärbel Kerkhoff-Hader, überraschend verstorben – zur Würdigung ihrer Tätigkeiten schrieb Heidrun Alzheimer einen Nachruf.

Der Besprechungsteil enthält 91 Rezensionen.

Der Bayerische Ministerrat in der NS-Zeit. März 1933 - Dezember 1938

bearbeitet von Daniel Rittenauer

(Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1919-1945), 2023, XX, 64*, 550 S., ISBN 978-3-7696-6686-1, € 79,00

Als letztes der deutschen Länder erhielt Bayern am 9. März 1933 eine nationalsozialistische Regierung, an deren Spitze bald darauf der vor­malige Lindauer Oberbürgermeister Ludwig Siebert als Minister­präsident gesetzt wurde. Ihre Regierungstätigkeit war von Anfang an auf die Beseitigung des demokratischen Rechtsstaats ausgerichtet. Nachdem der Ministerrat zunächst noch eine vergleichsweise reguläre Regierungstätigkeit an den Tag legte, geriet er ab 1934 zunehmend zu einem Auslaufmodell, das immer seltener tagte. 1938 trat er, auf zwei Minister reduziert, das letzte Mal zu einer Ministerratssitzung zusammen.

Generalstaatskommissar Gustav von Kahr und der Hitler-Ludendorff-Putsch

Dokumente zu den Ereignissen am 8./9. November 1923

bearb. von Matthias Bischel

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 178), Verlag C. H. Beck, München 2023, X, 64*, 426 S., ISBN: 978-3-406-10793-1, € 69,00

Am 8. November 1923 proklamierte Adolf Hitler in München die Bildung einer „nationalen Diktatur“ und versuchte, seinen Staats­streich gegen die Reichsregierung mit Gewalt in die Tat umzusetzen. Auf Befehl des im September von der Bayerischen Staatsregierung mit exekutiven Vollmachten eingesetzten Generalstaatskommissars Gustav von Kahr wurde der Putschversuch am folgenden Tag durch die bayerische Landespolizei niedergeschlagen.
Die Edition rekonstruiert dieses Schlüsselereignis erstmals aus der Perspektive des verant­wortlichen Vertreters der Staatsgewalt, Gustav von Kahr. Die ihr zugrundeliegenden, zum Teil bisher nicht bekannten Dokumente entstanden zwischen 1921 und 1977 und schärfen den Blick auf das Putschgeschehen, machen aber auch den Entstehungsprozess der Berichte Kahrs und ihren erheblichen Einfluss auf offizielle Darstellungen deutlich.

Kulturerbe als kulturelle Praxis – Kulturerbe in der Beratungspraxis

hg. von Daniel Drascek, Helmut Groschwitz u. Gabriele Wolf

(Bayerische Schriften zur Volkskunde 12), 288 Seiten, mit 48 Abbildungen, München: Institut für Volkskunde 2022, ISBN 978-3-7696-0670-6, ISSN 0935-1485, € 19,90

Mit der Verabschiedung des „UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“ 2003 hat das Interesse an performativen kulturellen Ausdrucksformen und den Aktivitäten von Kulturerbe-Gemeinschaften zugenommen. Die Ziele des Übereinkommens sind eingebunden in vielfältige Praktiken der Dokumentation, Forschung, Förderung und Vermittlung. Dabei verlangt das Bewerbungsverfahren von den Antragstellenden eine intensive Selbstreflexion ihrer kulturellen Praxis in Gegenwart und Geschichte. Hierzu haben sich Strukturen der Beratung entwickelt, die teilweise auf älteren Formen der Kulturförderung aufbauen. Die Beschäftigung mit immateriellem Kulturerbe stößt Prozesse an, die Veränderungen der kulturellen Praktiken, des Selbstverständnisses und der Wertschätzung bewirken können. Mit diesen durch das Übereinkommen initiierten Aspekten setzt sich die volkskundlich-kulturwissenschaftliche Forschung durch empirische Untersuchungen auseinander; ebenso analysiert sie Konzepte, Strukturen und Policies der Kulturerbe-Programme und von beteiligten Akteuren. Der Band „Kulturerbe in der Praxis – Kulturerbe in der Beratungspraxis“ versammelt Ergebnisse einer Tagung, bei der an Beispielen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden Themen des immateriellen Kulturerbes aus den Perspektiven von Wissenschaft, Beratungstätigkeit und Kulturpolitik diskutiert werden (Inhalt PDF).

Der ländliche Raum im Bayerischen Rundfunk

Der Landkreis Deggendorf

von Ernst Schütz

(ZBLG Beihefte 46), 2022, 280 Seiten, ISBN 978-3-406-10729-0, € 32,00

Aufgabe des BR ist es von jeher, die „Eigenart Bayerns“ besonders zu berücksichtigen. Jenseits der großen urbanen Zentren wurden deshalb auch die ländlichen „Peripherien“ (Naturräume, dörfliche Strukturen sowie lokale Traditionen) Gegenstand journalistischer Begleitung und Deutung. Denn vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden ökono­mi­schen und sozialen Strukturwandels sollten Hörer und Zuschauer ein breites Identifikations­angebot finden. Am Beispiel des Landkreises Deggendorf zeigt die vorliegende Studie, wie der BR diese Vorgaben konkret umgesetzt hat und welche Voraussetzungen, Akteure, Netzwerke oder Praktiken dabei wirksam wurden.

König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner

Der Briefwechsel, Teil II/1-3: 1816-1825

bearbeitet von Mathias René Hofter und Johanna Selch, herausgegeben von Martin Baumeister, Hubert Glaser und Hannelore Putz

(Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns V), 2022, 762, 780, 636 Seiten, ISBN 978-3-7696-6618-2, € 158,00

Der Briefwechsel zwischen König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner stellt einen zentralen Baustein der umfangreichen Künstlerkorrespondenzen Ludwigs dar. Gegenstand des zweiten Teils, der die Jahre zwischen 1816 und der Thronbesteigung 1825 umfasst, sind vor allem die durch Wagner für Ludwig in Rom erworbenen Werke überwiegend antiker Kunst, weiterhin die Rekonstruktion der Aigineten, unterschiedlichste Diskussionen um die seit 1816 im Bau befindliche Glyptothek, dann aber auch künstlerische Überlegungen zu dem geplanten Walhallafries. Zudem fungierte Wagner verstärkt als Kontaktperson zu den in Rom arbeitenden Künstlern.

Die Korrespondenz schlüsselt in grundlegender Weise das Entstehen der Münchner Museen und Sammlungen sowie den bayerischen Kunstbetrieb in seinen europäischen, vor allem römischen Kontexten auf. Rom als kulturelles Zentrum Europas wird in vielen Facetten und nicht zuletzt in seiner urbanistischen wie gesellschaftlichen Entwicklung beschrieben. Auch die Entwicklung Münchens zur europäischen „Kunststadt“ und eine damit einhergehend auf die Monarchie bezogene Kunstförderungspolitik werden deutlich. Schließlich machen ebenso die Frühgeschichte der Archäologie als wissenschaftlicher Disziplin, der Geschmackswandel in den bildenden Künsten, die Antikenrezeption seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und genaue Einblicke in den römischen Kunstmarkt das Besondere des Briefwechsels aus. So sind gerade die Äußerungen, Vorlagen, Hinweise und Meinungsbilder des Kunstberaters entscheidend für das Verständnis der ludovicianischen Kunstpolitik und die Bewertung der römischen Impulse auf die bayerische und deutsche Kunstwelt.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2022

278 Seiten, 23 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Simone Egger erläutert in ihrem Beitrag die kulturellen Konstellationen in der Stadt München in den 1960er Jahren. Die Modernisierung der städtischen Infrastruktur und die spektakulären Bauten schufen materielle Grundlagen für die Durchführung der Olympischen Spiele und sie brachten kulturelle Öffnungen in der städtischen Gesellschaft mit sich, die auf lange Zeit nachwirkten. Cindy Drexl beschäftigt sich mit dem „Cowboy-Club“ München, der kurz vor dem Ersten Weltkrieg von drei jungen Männern mit Sehnsucht nach einem Leben in Amerika gegründet wurde. Die auch heute noch im Verein bestehende „Faszination ‚Wilder Westen‘“ suchen die Mitglieder zu verlebendigen, wenn sie in „Zeitreisen“ die Welt des 19. Jahrhunderts aufleben lassen. Wozu es führen kann, wenn sehr viele Menschen dieselbe Sehnsucht haben, zeigt Daniel Habit mit seinem Problemaufriss über den modernen Tourismus in den Alpen unter der Frage „Wem gehört der Berg“. Auch diesmal waren Nachwuchswissenschaftlerinnen mit einem Lernforschungsprojekt beteiligt. Lena Möller und die Studentinnen Lena Holderried, Sophia Maier und Jule Richter beleuchten den Arbeitsalltag von Türsteherinnen und Türstehern und zeigen an drei biografischen Beispielen die unterschiedlichen Aspekte, die dieser Beruf mit sich bringt. In zwei Berichten wird die Arbeit des Instituts beschrieben. Helmut Groschwitz, Manuela Klotzbücher und Hermann Wellner geben einen Werkstattbericht über die virtuelle Ausstellung „KulturErben“ auf bavarikon. Marketa Spiritova skizziert das geplante Forschungsprojekt „KulturRäume – KulturAkteure – KulturPraktiken“ über die Rolle von Kultur zur Dynamisierung von gesellschaftlichen Transformationsprozessen in ländlichen Räumen. Zudem werden die Neuerscheinungen aller fachlich einschlägigen Universitätsinstitute in Bayern vorgestellt.

Im Rezensionsteil werden 111 Publikationen besprochen.

Fernsehen

Quellen für die bayerische Landesgeschichte

von Claudia Schemmer

(Beihefte zur Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 45), Verlag
C. H. Beck, München 2022, X, 194 Seiten, ISBN 978-3-406-10728-3, € 29,00
 
Das Fernsehen erlebte von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre den Aufstieg von einer anfangs viel bestaunten Neuheit zum allgemein verbreiteten Leitmedium: Es steht in dieser Zeit für ein immer umfassenderes Programmangebot, stetig wachsende Zuschauerzahlen und zunehmende Wirkkraft auf Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Die Sendungen schufen Öffentlichkeit und wurden rasch Teil der Lebenswelt der Menschen. Der Bayerische Rundfunk, der Verbund der ARD, das Zweite Deutsche Fernsehen und die kommerziellen Sender haben vor diesem Hintergrund die jüngere Geschichte Bayerns auf vielfältige Weise begleitet, beeinflusst und dokumentiert. Audiovisuelle Quellen bieten deshalb als Teil des kulturellen Erbes spezielle Zugänge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, zu Personen, Räumen, Verhaltens- und Lebensformen und Ereignissen sowie zur materiellen Kultur. Komplementäre, meist schriftliche Quellen ermöglichen Einblicke in Entstehungsumstände und Resonanz der Fernsehbeiträge. Claudia Schemmer erörtert die komplexe Quellenlage, methodische Herausforderungen und Perspektiven landesgeschichtlicher Forschung in der Verbindung mit dem Fernsehen.

Die Traditionen des Kanonissenstifts Obermünster in Regensburg

von Katharina Gutermuth

(Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 51/1), Verlag C. H. Beck, München 2022, 209*, 686 Seiten, ISBN 978-3-406-10418-3,
€ 89,00

Die Edition des Traditionsbuchs des ehemaligen Benediktinerinnen­klosters und späteren Kanonissenstifts Obermünster in Regensburg folgt den bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte üblichen Editionsgrundsätzen für bayerische Traditionsbücher.

Die vorliegende Edition umfasst 274 Nummern und damit erstmals alle Einträge des Ober­münster Traditionsbuchs: neben 260 Einträgen, in denen verschiedenste Rechtsgeschäfte niedergeschrieben wurden, finden auch die zehn im Traditionsbuch enthaltenen Kaiser- und Königsurkunden aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, eine Bischofsurkunde aus dem 12. Jahr­hundert und ein Verzeichnis von Rechten der Obermünster Äbtissin in Ottmaring Aufnahme in die Edition. Ergänzt wird sie durch einen Anhang mit auf in den Codex eingebundenen fragmentarischen Einträgen. Das Traditionsbuch enthält unterschiedliche Rechtsgeschäfte aus der Zeit zwischen dem Ende des 10. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, insbesondere Übertragungen von Personen und Grundbesitz. Die Traditionsnotizen bieten hierbei nicht nur einen Einblick in die Besitzgeschichte des späteren Kanonissenstifts und den sozialen Gegebenheiten in Regensburg, sondern erlauben durch die zahlreichen Personen­nennungen einen Einblick in das Beziehungsgeflecht Obermünsters zu den großen Adels­familien in Altbayern sowie den verschiedenen sozialen Schichten in Regensburg.

Der ausführliche Einleitungsteil enthält neben einer Untersuchung der Handschrift hinsichtlich Anlagezeitraum, möglicher Vorlagen, kodikologischer Aspekte sowie der Überlieferung auch eine detaillierte Analyse der knapp 60 Schreiberhände. Ebenso erfolgen Ausführungen zum Formular der Traditionen sowie zu den Rechtsinhalten der 260 Eintragungen. Die Einleitung wird mit ausführlichen Kapiteln zur Geschichte des Kanonissenstifts Obermünsters (bis 1315), einer Zusammenstellung aller anhand von Quellen nachweisbarer Äbtissinnen bis zur Auflösung des Stifts sowie der Vögte und Pröpste Obermünsters während des Abfassungs­zeitraums der Traditionen abgeschlossen. Den Hauptteil bilden die Einträge der Handschrift, die chronologisch geordnet und jeweils mit Regest, Datierung, Überlieferungsapparat, Kommentar und textkritischem Apparat ergänzt sind. Ein umfangreiches Personen- und Ortsregister und ein Wort- und Sachregister erschließen diese mittelalterliche Quelle für alle Bereiche der historischen Forschung.

Riedenburg. Die Pfleggerichte Riedenburg, Altmannstein und Dietfurt

von Emma Mages

(Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern I/68), 2021, XL, 508 Seiten, ISBN 978-3-7696-6563-5, € 48,00

Der Historische Atlas Riedenburg behandelt die bis 1803 bestehenden Pfleggerichte Riedenburg, Altmannstein und Dietfurt. Das Gebiet deckt sich weitgehend mit dem späteren oberpfälzischen Landkreis Riedenburg, der im Zuge der Landkreisgebietsreform von 1972 auf die neuen Landkreise Kelheim (Niederbayern), Eichstätt (Oberbayern) und Neumarkt (Oberpfalz) aufgeteilt wurde.

Die wichtigsten zentralen Orte sind die Städte Riedenburg und Dietfurt und der Markt Alt­mannstein. Adelsherrschaft, Burgen und Schlösser an der Altmühl und an der Schambach prägten das Gebiet über Jahrhunderte. Mit Schamhaupten und Altmühlmünster waren nur zwei alte geistliche Gemeinschaften ansässig; das Kloster Dietfurt kam erst im 17. Jahrhundert dazu. Im Mittelpunkt dieses Werkes stehen Herrschaftsbildung, Territorialentwicklung und Besitzgeschichte, vor allem getragen von Landesherren, Adel und Geistlichkeit.

Die Traditionen des Klosters Oberalteich

Register

von Friedegund Freitag und Christian Petrzik

(Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 30/2), Verlag    C. H. Beck, München 2021, V, 79 Seiten, ISBN 978-3-406-10416-9, € 19,00

Das vorliegende Register, bestehend aus einem Orts- und Personen­verzeichnis, erschließt die von Cornelia Mohr erarbeitete und im Jahr 1979 publizierte Edition der Traditionen des Klosters Oberalteich (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte 30/1).

Mit dem Register wird die wissenschaftliche Benutzung der Traditionen des Klosters Ober­alteich erheblich erleichtert. Zugleich ergeben sich neue Zugänge zu einer der bedeutendsten, weil besonders vollständigen Klosterüberlieferungen im altbayerischen Raum zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Der geographische, personen-, sozial- und verfassungsgeschichtliche Kontext der niederbayerischen Benediktinerabtei wird im ganzen Facettenreichtum fassbar.

Die Städte und Märkte des Rentamts Landshut 1600-1818

Niederbayerisches Bürgertum in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft der Frühmoderne

von Helmut Rankl

(Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 34), 2021, 2 Bände, XIV, 1193 Seiten, ISBN 978-3-7696-6664-9, € 49,00

Der erstarkende Fürstenstaat prägte auch in Niederbayern die Ständegesellschaft nachhaltig. Die günstige Quellenlage für das rund 6500 Quadratkilometer große Rentamt Landshut erlaubt es, alle seine Zentralorte, 7 Städte und 35 Märkte im Vergleich zu untersuchen und damit einen Beitrag zur international boomenden Forschung zur Geschichte kleinerer Städte zu leisten. Musterungs-, Bürger-, und Herdstättenlisten, dann Bevölkerungs- und Gewerbezählungen ermöglichen die Offenlegung der politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, demographischen und topo­graphischen Verhältnisse vom ausgehenden 16. bis in das 19. Jahrhundert hinein. Die Betrachtung ihrer Verkehrs-, Handels- und Kommunikationsstrukturen veranschaulicht die Vernetzung dieser in den niederbayerischen Agrarraum eingebetteten Städtelandschaft mit Süddeutschland, Österreich, Tirol und Norditalien. Die Hauptstadt Landshut – nach der Residenzstadt München die bedeutendste Stadt des Herzogtums beziehungsweise Kur­fürstentums Bayern – bot ihren bürgerlichen Eliten Gelegenheit zum Aufstieg in Führungs­positionen des Landesstaats. Ihrem Patriziat und Zunftbürgertum wird breite Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Königlich Bayerische Gendarmerie 1812-1919

von Anton Gleißner

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 176), Verlag C. H. Beck, München 2021, XIV, 592 Seiten, ISBN 978-3-406-10791-7, € 49,00

Der Königlich Bayerische Gendarm steht, wie nur Weniges, sym­bolisch für die „gute alte Zeit“ Bayerns vor dem Ersten Weltkrieg. Dieses Buch geht der Frage nach, wie die Gendarmerie vor dem Hintergrund signifikanter struktureller und finanzieller Defizite ihren Auftrag umsetzen konnte. Im Fokus steht in umfassender Analyse die Geschichte der Institution, ihrer Strukturen und ihres Personals. Außerdem beleuchtet die Monographie die gesellschaftliche Rezeption der Gendarmerie, vor allem unter Rückgriff auf deren Wahrnehmung in der zeitgenössischen Karikatur, etwa in der berühmten Satirezeitschrift „Simplicissimus“.

Russland, die bayerische Erbfolge und der Friede von Teschen

von Georgij Aleksandrovič Nersesov

(Materialien zur bayerischen Landesgeschichte 27), 2021, LXV, 231 Seiten, ISBN 978-3-7696-0427-6, € 78,00

Der Tod des kinderlosen Herrschers Max III. Joseph löste im Jahr 1777 einen gesamteuropäischen Konflikt um die Frage der Erbfolge im Kurfürstentum Bayern aus. Dieser Konflikt konnte erst 1779 auf einem Kongress in Teschen beigelegt werden. Vermittelt und garantiert wurde der Friedenschluss durch Frankreich und Russland. Welche politischen Interessen die Regierung Katharinas II. dabei leiteten und welchen Prestigegewinn sie aus ihrem entschiedenen diplomatischen Handeln zog, unter­suchte in den unmittelbaren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an der Universität Moskau Georgij Aleksandrovič Nersesov (1923-1982), ein Schüler des angesehenen Historikers Evgenij Tarle. Veröffentlicht wurde die quellennahe Studie allerdings erst nach dem Tode des Autors 1988 in einer überarbeiteten Fassung. Diese Druckfassung erscheint hier erstmals in einer deutschen Übersetzung von Claus Scharf.

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2021

326 Seiten, 14 Abbildungen, ISSN 0067-4729, € 39,90

Aus dem Inhalt: Laura Gozzer, Laura-Marie Conrad, Giulia Beskid und Manuela Klotzbücher geben Einblicke in ihr auf Interviews, teilnehmenden Beobachtungen, Diskurs- und Medienanalysen basierendes Studienprojekt „Unterstützen, Helfen, Solidarisieren ‒ Ethnographien des Karitativen“ (2019/2020 unter Leitung von Johannes Moser und Laura Gozzer am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU). In ihrem kollaborativen Aufsatz geht es, nach einer rahmenden Einführung von Laura Gozzer, um Narrative und Anerkennungsformen im bürgerschaftlichen Engagement in München (Conrad), um den Verein NeuLand e.V., der geflüchtete Menschen unterstützt und zur Veränderung der medialen Flüchtlingsdebatte beiträgt (Beskid), sowie um einen Lionsclub und seine Praktiken von Wohltätigkeit und Geben (Klotzbücher). Der Aufsatz von Julius Felix Kenntner führt in das Fichtelgebirge, eine von strukturellem Wandel und Abwanderung betroffene Region in Nordostbayern. Anhand von Interviews mit sogenannten „(T)Raumpionieren“ zeigt er mögliche Praktiken der Revitalisierung ländlicher Räume durch zugewanderte beziehungsweise remigrierte „Kreative“ aus urbanen Kulturmilieus. Thomas Schwarz untersucht die Tradition der Weihnachtskrippen in der als „Krippenparadies“ überregional bekannten Marktgemeinde Plößberg in der nördlichen Oberpfalz. Auch hier stehen die Akteur*innen im Vordergrund und die Bedeutungen, die besonders die geerbten und selbst geschnitzten Krippenfiguren für die einzelnen Familien(mitglieder) besitzen. Einen interdisziplinären – kirchengeschichtlichen wie volkskundlichen – Ansatz verfolgt Johann Kirchinger, der anhand von Pfarrakten und Bauplänen die Baugeschichte der Kirche von Gebertshofen in der Oberpfalz zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert rekonstruiert und zeigen kann, wie sich die Bedeutung der Sakralarchitektur im Kontext der Heimatschutzbewegung wandelt. Der Aufsatzteil wird von Dániel Bárth mit einem Forschungsaufriss zum niederen Klerus in ungarischen Gemeinden im 18. Jahrhundert beschlossen. Mit der Analyse von Korrespondenzen, Verwaltungs- und Gerichtsakten, Predigten und Pfarrchroniken, Selbstzeugnissen sowie Beschwerdebriefen und Visitationsprotokollen spürt der Autor dem Alltagsleben von Geistlichen, ihren Aktivitäten, Einstellungen und ihrer Rolle im lokalen Machtgefüge nach.

Im Rezensionsteil werden 125 Publikationen besprochen.