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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Markus Eberhardt/Mario Puhane (Hg.)

Passau und Bayern im Spannungsfeld von Politik und Religion. Ausgewählte Schriften von Winfried Becker, Festgabe zum 75. Geburtstag

Berlin 2016, Verlag uni-edition GmbH, 310 Seiten
Rezensiert von Egon Johannes Greipl
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 18.05.2018

Schon zum 65. Geburtstag von Winfried Becker haben Bernhard Löffler und Karsten Ruppert eine Festschrift (Religiöse Prägung und politische Ordnung in der Neuzeit, Köln 2006) herausgegeben. Jetzt, zum 75. Geburtstag, widmen ihm seine Schüler Markus Eberhardt und Mario Puhane wiederum eine Festgabe. Becker (geb. 1941 in Merzig /Saar), hatte von 1984 bis 2008 den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Passau inne. Er ist ein wichtiger Vertreter des „Rheinischen Katholizismus“, der in der historischen Lehre und Forschung der bayerischen Nachkriegsuniversitäten zu großem Einfluss gelangte. Becker promovierte 1971 in Bonn und habilitierte sich 1979 in Regensburg mit einer Arbeit über den Zentrumspolitiker, bayerischen Ministerpräsidenten und Reichskanzler  Georg von Hertling. Deutliche Schwerpunkte der wissenschaftlichen Interessen von Winfried Becker liegen in der Zeit der Re­formation, bei der Verfassungsgeschichte des Alten Reiches im 17. Jahrhundert und beim politischen Katholizismus des 19. / 20. Jahrhunderts. Ebenso wie an der Universität Regensburg, die 1967 ihren Lehrbetrieb aufgenommen hatte, brachten auch die Historiker der 1978 gegründeten Universität Passau, beispielsweise Hartmut Wolff +, Egon Boshof, Rudolf Lill, Maximilian Lanzinner und Franz-Reiner Erkens für die Erforschung der Geschichte „ihrer“ Universitätsstadt bedeutende Fortschritte. So liegt auch bei Winfried Becker ein weiterer Schwerpunk seiner Arbeiten bei der Geschichte der Stadt Passau, insbesondere im 19. Jahrhundert und in der NS-Zeit. Das Schriftenverzeichnis Beckers (S. 279-310) führt etwa 300 Publikationen auf. Die Herausgeber haben unter den Aspekten „Passau und Bayern“ sowie „Politik und Religion“ acht Texte ausgewählt; den bleibenden Wert entfalten diese Studien durch ihre Fragestellungen: Es geht um die Faktoren wittelsbachischer Politik im konfessionellen Zeitalter (1988), um den Passauer Vertrag in der Geschichtsschreibung (2003),  um Ernst Moritz Arndts Donaureise und seinen Blick auf den katholischen Donauraum im Jahre 1798 (1992), um einen Vergleich des Kulturkampfs in Preußen und in Bayern am Ende des 19. Jahrhunderts (2010), um das katholische Vereinswesen in Niederbayern (1997), um die Gleichschaltungspolitik der NS-Zeit in Passau (1999), um die Biographie des katholischen Politikers Heinrich Held (2012) und um eine Studie zur „Wirtschaftsethik“ in Passau vor 1803 (2004). Manche dieser Texte sind an entlegener Stelle erschienen. Deshalb gebührt den Herausgebern für ihre Initiative großer Dank. Zur Abrundung hätte man sich eine Kurzbiographie des Jubilars gewünscht.