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Aktuelle Rezensionen


Christiane Cantauw/Michael Kamp/Elisabeth Timm (Hgg.)

Figurationen des Laien zwischen Forschung, Leidenschaft und politischer Mobilisierung. Museen, Archive und Erinnerungskultur in Fallstudien und Berichten

(Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland 127), Münster/New York 2017, Waxmann, 238 Seiten mit Abbildungen, meist farbig, Tabellen
Rezensiert von Alexandra Hentschel
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 07.08.2018

Der vorliegende Band beleuchtet anhand von Fallbeispielen und wissenschaftlichen Studien Möglichkeiten und Grenzen nicht-professioneller Beschäftigung im wissenschaftlichen Bereich von Museen und Archiven. Damit widmet er sich einem Tätigkeitsfeld, welches in der Diskussion über Einsatzgebiete für Ehrenamtliche bislang weitgehend ausgeschlossen bleibt. Zentrales Motiv ist denn auch die Frage nach der Legitimität wissenschaftlicher Arbeit von nicht hauptamtlich angestellten Personen.

In drei Teilen adressiert das Buch 1. historische Entwicklungen, 2. Fallbeispiele für – aus Sicht einer Institution – ungeplantes, wenn nicht gar unerwünschtes Engagement, 3. Fallbeispiele für geplantes, eingeladenes Engagement. Dabei zeigen die Beispiele eine überraschende Vielfalt von Engagementformen auf.

Elisabeth Timm beginnt mit einem Überblick über die „partizipative Wende“. Die neuen sozialen Bewegungen seit den 1960er Jahren verstanden Engagement und Einmischung als Aneignung politischer und wissenschaftlicher Prozesse durch die BürgerInnen. Neoliberalismus und New Public Management zielten seit den 1990er Jahren auf eine Verschlankung der öffentlichen Verwaltung und eine stärkere Übernahme von Aufgaben durch BürgerInnen. Aus diesen zwei Entwicklungen ergeben sich zwei unterschiedliche Sichtweisen auf Engagement: einmal emanzipativ, als Korrektiv oder Widerstand gegen staatliche Autorität, zum anderen staatliche Strukturen unterstützend. Timm warnt daher vor einfachen Antworten: Bürgerengagement sei weder per se gut oder wünschenswert noch per se schlecht oder störend. Selbst geplant und ungeplant seien keine starren Kategorien, da ein einziger Fall beide Facetten haben könne. Damit liefert Timm einen sehr hilfreichen Einstieg zur wissenschaftlichen und politischen Einordung der folgenden Fallbeispiele. Zugleich lädt sie bereits vorab dazu ein, eigene Kategorien und Denkmuster zu hinterfragen.

Zwei Beiträge widmen sich historischen Formen des Laien-Engagements in der Volkskunde. Sabine Imeri untersucht das Selbstverständnis der um 1900 entstehenden Volkskundevereine und deren vielfältige Aktivitäten und Ziele: Bildung der eigenen Mitglieder, Aufbau von Sammlungen, Förderung der Wissenschaft, Herausgabe von Zeitschriften. Dabei unterschieden sich die Vereine nicht nur durch ihre regionale Verortung, sondern auch durch die Zusammensetzung ihrer Mitglieder, teils bewusst gesteuert durch die erhobenen Beiträge. Während die meisten Vereine sich dem „Volkstum“ ihrer jeweiligen Region widmeten, verstand sich der Berliner Verein als vergleichende, analysierende Instanz und verortete sich in der Berliner Wissenschaftslandschaft. Hier zeigte sich früh eine Unterscheidung in sammelnde Laien und analysierende, vergleichende WissenschaftlerInnen.

Eine ähnliche Tendenz zeigt Christiane Torzewskis Beitrag über die Einbindung der VolksschullehrerInnen in das Fach. Während die akademisch ausgebildeten GymnasiallehrerInnen schon lange als ChronistInnen, SammlerInnen und VerwahrerInnen der Lokalgeschichte auftraten, war dies bei den VolksschullehrerInnen nicht der Fall. Das junge Fach Volkskunde erkannte das Potenzial dieser Personengruppe und bezog sie konsequent ein. Gleichzeitig bot die volkskundliche Betätigung den VolksschullehrerInnen zusätzliche Legitimation und Statusgewinn.

Beate Bollmann und Carolin Krämer schildern einen gescheiterten Versuch der Einbindung Freiwilliger. Ausgehend von einer wissenschaftlichen Analyse der Besonderheiten und Stärken von Heimatmuseen, gestalteten Studierende mit viel Elan die Dauerausstellung eines kleinen Museums neu. Damit einhergehend bauten sie ein System freiwilliger Mitarbeit auf. Das Projekt war erfolgreich, solange die Studierenden federführend dabei waren, schlief aber anschließend ein. Die Freiwilligen sahen sich überfordert mit Aufgaben und Ansprüchen, die nicht ihren eigenen Vorstellungen entsprachen. Das neu aufgebaute System hatte keine eigenständige Struktur, die das Projekt hätte überdauern können. Die bereits zuvor engagierten Freiwilligen, vor allem der ehrenamtliche Vorstand, waren nicht eingebunden worden. So entstanden parallele Systeme, die sich obendrein in der gesellschaftlichen Zusammensetzung ihrer Mitglieder unterschieden. Dies ist ein sehr instruktiver Beitrag und man muss den Autorinnen für den Mut danken, ihr Projekt so offen zu schildern.

Die vielfältigen Beiträge in Teil 2 beschreiben Konflikte zwischen Anliegen der Bevölkerung und den adressierten Institutionen und deren hauptamtlichen MitarbeiterInnen.

Günter Achterkamp erforschte in Vergessenheit geratene Grabstätten ehemaliger ZwangsarbeiterInnen und ihrer Kinder auf dem örtlichen Friedhof. Im Laufe der Zeit wandelt sich sein Engagement von Forschung zu politischer Aktion. Gegen die Lethargie örtlicher und regionaler Behörden kämpft er für ein würdiges Gedenken der Verstorbenen sowie die Nutzung der Grabstätten für Jugendarbeit und politische Bildung. 

Aus umgekehrter Perspektive beschreibt Kirsten John-Stucke die Abwehr unerwünschter Interessengruppen. Um die Wewelsburg hat sich – wenngleich historisch unhaltbar – ein Mythos als „Gralsburg“ mit SS-Mythologie entwickelt. Daher sieht sich das Museum immer wieder mit Anfragen und Besuchen rechtsgerichteter Menschen konfrontiert, die diesem Mythos nachspüren wollen. Der Umgang mit solchen BesucherInnen samt der Abwehr falscher Vorstellungen über die Burg entwickelte sich zum treibenden Motiv in Ausstellungsgestaltung, Programmen, Pädagogik und Hausregeln.

Eine andere Form der Abwehr beschreibt Michael Kamp, nämlich den Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen die Errichtung des Rheinischen Freilichtmuseums Lindlar. Die Gegner befürchteten die Zerstörung der Landschaft, Belastung der AnwohnerInnen durch Besucherströme und Verkehr sowie die Musealisierung der eigenen Lebensumstände. PolitikerInnen unterschiedlicher Couleur positionierten sich für oder gegen den Museumsbau und mehrere Verwaltungsebenen machten – teils widersprüchliche – Vorgaben. Die Museumsverantwortlichen passten die Planung mehrfach geänderten Anforderungen an, suchten Gespräche mit KritikerInnen, setzten aber letztlich den Museumsbau gegen alle Widerstände durch.

Thomas Naumann erläutert ausführlich die Vorbehalte gegenüber der Einbindung Freiwilliger im Odenwälder Freilandmuseum, die von mangelnder Professionalität über Überengagiertheit der Ehrenamtlichen bis zu Furcht vor Ansprüchen an die Institution reichen. Trotzdem integriert das Museum mittlerweile erfolgreich Living History-Darstellungen von überregional aktiven Reenactment-Gruppen. Diese Kooperation ist jedoch mit keinerlei Einbindung der Engagierten in die Museumsorganisation verbunden, sondern stellt lediglich eine punktuelle Einladung dar.

Elke Ungeheuer beschreibt den Weg zu einem professionellen Freiwilligenmanagement im Freilichtmuseum Hessenpark. Nachdem das Museum Mitte der 1990er Jahre zunächst Freiwillige für die Aufsicht suchte, entwickelten sich nach und nach weitere Einsatzgebiete. Die unkoordinierte Ausweitung verursachte schließlich diverse Probleme, die zur Einführung eines professionellen Freiwilligenmanagements führten. Dies folgt nun allen Erkenntnissen aus dem amerikanischen Volunteermanagement, wie sie mittlerweile für den deutschen Kontext übernommen wurden. Hier fand also eine Umwandlung von ungeplantem in geplantes Engagement statt, womit der Beitrag an der Grenze von Teil 2 und Teil 3 treffend platziert ist.

Der dritte Teil beginnt mit Andreas Eiyncks Bericht über sein mehrjähriges Forschungsprojekt mit einem Team von Ehrenamtlichen. Gemeinsam erstellen sie ein Inventar der regional bedeutsamen Neujahrskucheneisen. Interessant ist besonders die ausführliche Vorstellung der Teammitglieder und ihrer Rolle innerhalb der Gruppe. Sie zeigt die Potenziale ehrenamtlicher Forschung: vertieftes Interesse für ein spezielles Thema, Alltagswissen über Objekte und zugehörige Bräuche, Verankerung in der Region mit Ortskenntnis, Wissen über die Existenz interessanter Objekte sowie Kontakten zu deren BesitzerInnen, Verfügbarkeit am Abend und Wochenende. Die Arbeit in einer Gruppe hält die Motivation aufrecht und ermöglicht es, in kurzer Zeit sehr viele Informationen zu erheben. So entstand ein Datenschatz, den ein einzelner Forscher oder eine einzelne Forscherin niemals hätte erheben können.

Walter Hauser beschreibt die vielfältigen Formen bürgerschaftlichen Engagements in den Häusern des LVR-Industriemuseums – eine Museumsform, bei der die Partizipation derjenigen, deren Leben ausgestellt wird, zum Selbstverständnis gehört. So unterhält das LVR-Industriemuseum sieben Standorte ehemaliger Fabriken, um das Besondere der Industrien und ihrer lokalen Geschichte zu würdigen. Die sechs Fördervereine spiegeln diese Ortsbezogenheit in ihren unterschiedlichen Ausrichtungen: ehemalige Geschichtswerkstatt, ehrenamtlich betriebene Häuser, überwiegend finanziell unterstützender Förderverein, Organisation von Kulturveranstaltungen. Gemeinsam ist allen Vereinen, dass sie für die lokale Verankerung der jeweiligen Museen sorgen. Während Dauerausstellungen fest in der Hand der hauptamtlichen Kräfte bleiben, treten diese bei Sonderausstellungen und Veranstaltungen mitunter bewusst zurück und überlassen dem jeweiligen Verein die Autorschaft.

Brigitte Heck erläutert einen partizipativen Ansatz im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Junge Menschen wurden als „Gastkuratoren“ eingeladen, um für sie bedeutsame Alltagsobjekte zu definieren. Eine Ausstellung dieser Objekte lädt BesucherInnen zu eigenen Kommentaren ein. Objekte, Erläuterungen und Besucherkommentare werden gemeinsam aufbewahrt. Das Museum nutzt so das Wissen junger Leute, spricht mit der Ausstellung von Alltagsobjekten unterrepräsentierte BesucherInnengruppen an und verknüpft das Ganze mit Fragen seines institutionellen Selbstverständnisses, der Sammlungspolitik und der kuratorischen Praxis.

Claudia Peschel-Wacha berichtet über das Konzept der „Keyworker“ genannten Ehrenamtlichen im Volkskundemuseum Wien. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft im Freundeskreis und eine achtmonatige Schulung in allen Bereichen des Museums, bevor die Entscheidung für ein Einsatzgebiet fällt. Der enorme Aufwand ist nur möglich durch externe Förderung, die Kooperation mit weiteren AkteurInnen wie Volkshochschule und anderen Museen sowie die Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle zur Koordination. Das Museum sieht die Keyworker vor allem als BotschafterInnen des Museums, die das Museum im Umfeld verankern.

Jutta Jäger-Schenk erzählt von der Gründung und der Arbeitsweise des Deutschen Tagebucharchivs in Emmendingen. Die Gründerin schaffte es durch Elan und ein gutes Netzwerk in sehr kurzer Zeit, Sammlung und Organisation aufzubauen. Ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit wird durch Ehrenamtliche geleistet: Tagebücher lesen, falls nötig transkribieren, verschlagworten, archivieren. Dies funktioniert durch enge Teamarbeit. Auch hier könnte eine einzelne wissenschaftliche Kraft nie diese Menge an Material bewältigen.

Der Landkreis Cham beschäftigt drei KulturwissenschaftlerInnen, um die zahlreichen kleinen und mittleren Museen in ihrer Arbeit zu unterstützen, wie Bärbel Kleindorfer-Marx erläutert. Das reicht von wissenschaftlichen Leistungen, der Erstellung ganzer Ausstellungen, Beratung in Marketingfragen bis zu Vernetzungstreffen. Dabei kommt es häufiger zu unterschiedlichen Bewertungen der Relevanz von Objekten oder gestalterischen Aspekten. Die WissenschaftlerInnen werten die Maßstäbe der Ehrenamtlichen jedoch nicht als unwissenschaftlich ab, sondern respektieren sie als Aneignung der Museen durch die Bevölkerung.

Ralf Klötzer stellt die Gesellschaft für Leprakunde mit ihrem Museum vor. Das ehrenamtlich geführte Museum mit nur drei Öffnungsstunden die Woche plus Aktionstagen kann stellvertretend für viele winzige Museen stehen. Ungewöhnlich ist der wissenschaftliche Anspruch des Vereins, der sich als Zentrum der deutschen Lepraforschung versteht und eine eigene Zeitschrift herausgibt. Damit erinnert er an die eingangs beschriebenen volkskundlichen Vereine der Jahrhundertwende, vor allem den Berliner Verein.

Strikt lokal verankert ist dagegen das von Siegfried Zengerle vorgestellte Allgäuer Bergbauernmuseum. Als Infrastrukturmaßnahme der Stadt konzipiert, war die Bereitschaft der BürgerInnen, sich aktiv für das Museum zu engagieren, eine Grundbedingung für die Anfangsinvestition. Im laufenden Betrieb unterhält die Stadt die Gebäude und gibt einen jährlichen Zuschuss, der etwa ein Fünftel des Jahresbudgets abdeckt. Die restlichen Gelder, darunter die Gehälter für eine Vollzeit- und 21 Teilzeitstellen, muss der Trägerverein aufbringen, vor allem durch Eintrittsgelder. Zahlreiche Anwohner engagieren sich darüber hinaus im Museum.

Die inhaltliche Breite der in diesem Band versammelten Beiträge ist bemerkenswert. Die Vielfalt der aufgezeigten Engagementformen von Laien im wissenschaftlichen Bereich ist verblüffend. Ebenso erstaunen die vielen unterschiedlichen Arten von Begegnungen zwischen Fachleuten und Laien. Der Versuch einer Kategorisierung scheitert, fast jeder Beitrag zeigt neue Facetten: ein hauptamtlich betriebenes Museum setzt freiwillige MitarbeiterInnen im Betrieb ein, WissenschaftlerInnen beraten Laien, Laien beraten WissenschaftlerInnen, Laien betreiben Museen einer professionell geführten Dachorganisation, vollständig ehrenamtlich betriebene Museen, ehrenamtlich geleiteter Trägerverein beschäftigt bezahlte MitarbeiterInnen, Freundeskreise unterstützen Museen, Freiwillige gehen als BotschafterInnen des Museums nach außen, eine externe Laiengruppe wirkt an Museumsveranstaltungen mit, Laien bearbeiten eigenständig wissenschaftliche Forschungsprojekte, Museen wehren Engagierte ab, BürgerInnen leisten Widerstand gegen Museumsbau.

Die kluge Auswahl und Zusammenstellung dieser vielfältigen Beiträge ist eine große Leistung der HerausgeberInnen. Der Band weitet zweifellos den Horizont und widerlegt die oftmals verengten Begriffe von Engagement. Insbesondere die Vorstellung, Laientätigkeit käme nur für wenig qualifizierte Aufgaben in Frage, wird kraftvoll widerlegt. Die große Bandbreite der Beiträge reflektiert die Breite der Möglichkeiten.

Gerade diese Bandbreite macht es gleichzeitig schwer, den roten Faden zu finden und zu halten. Für sich genommen ist jeder einzelne Beitrag interessant. Wirklich erhellend werden sie jedoch erst in der Zusammenschau. Für das Verständnis ist es unbedingt erforderlich, die einleitenden Beiträge, das Vorwort und den Beitrag von Elisabeth Timm, gründlich zu lesen und bei der Lektüre der weiteren Beiträge im Hinterkopf zu haben. Anekdotisches Lesen, wie bei Sammelbänden oft üblich, wird dem Gesamtwerk nicht gerecht. Hier hätten die HerausgeberInnen ruhig den Mut haben dürfen – auf die Gefahr hin, belehrend zu wirken –, abschließend ein Resümee zu ziehen und ihre eigenen Schlussfolgerungen explizit zu benennen. So bleibt sehr viel der Reflexion der LeserInnen überlassen.

Sehr deutlich kommt heraus, dass es oft einzig der Beschäftigungsstatus ist, der eine Tätigkeit zu Laienforschung macht. In etlichen Fallbeispielen bringen die Engagierten fundierte Fachkenntnisse mit. Laien sind sie lediglich in Bezug auf die Tätigkeit im Museum. Darin unterscheiden sie sich letztlich nicht von Geistes- oder NaturwissenschaftlerInnen, welche die Museumsarbeit ebenfalls erst durch die Praxis im Museum erlernen. 

Eine weitere Laientätigkeit wird zwar nicht thematisiert, aber durch den Band hervorgerufen, nämlich das Verfassen von Beiträgen für Publikationen. Den meisten AutorInnen liegt verständlicherweise die Darstellung ihrer Museen und der dort erbrachten Leistungen am Herzen. Das ist durchaus interessant, für die Intention dieses Bandes jedoch in weiten Teilen eher nebensächlich. Dadurch sind etliche Beiträge recht lang geraten. Hier hätte man sich ein Lektorat gewünscht, welches die Texte auf die Fragestellung zurückführt. Möglicherweise besteht auch hier eine Parallele zur freiwilligen Mitarbeit, wenn sich Hauptamtliche fragen, wieviel Kritik sie gegenüber Ehrenamtlichen äußern dürfen.

Ein Merkmal der Laientätigkeit scheint in zahlreichen Beiträgen auf, ohne immer explizit genannt zu werden. Es scheint mir aber der zentrale Aspekt zu sein. Ehrenamtliche erbringen in den aufgeführten Fallbeispielen eine Vielzahl von Leistungen. Vieles davon könnten hauptamtliche Kräfte genauso tun, wenn sie in ausreichender Zahl zur Verfügung stünden und bezahlt werden könnten. Aber seien es die lokal verwurzelten VolksschullehrerInnen als SammlerInnen, der Zugang zu BesitzerInnen von Neujahrskucheneisen, die eurapaweit vernetzte Reenactmentszene, das breite Netzwerk der Gründerin des Tagebucharchivs, jugendliche GastkuratorInnen, die lokalen Freundeskreise der Standorte des LVR-Industriemuseums, die Kenntnis der Verwaltungswege des ehemaligen Verwaltungsbeamten oder Keyworker, die vom Museum erzählen – sie alle bringen ihre Netzwerke, Ortskenntnisse, Alltagswissen und sozialen Kontakte mit. Diese Verankerung im gesellschaftlichen Umfeld, die auf die Organisationen ausstrahlt, gibt dem freiwilligen Engagement eine besondere und nicht in Geld aufzuwiegende Qualität.