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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Marcus Junkelmann

Maximilian I. von Bayern. Der eiserne Kurfürst

Regensburg 2017, Friedrich Pustet, 191 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Rezensiert von Gerhard Immler
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 04.06.2019

Es war wohl kaum zu vermeiden, dass der Pustet-Verlag für einen im Hinblick auf den bevorstehenden Jahrestag des Beginns des Dreißigjährigen Krieges für seine „Kleinen bayerischen Biographien“ geplanten Band über Kurfürst Maximilian I. an den Militärhistoriker Marcus Junkelmann als Autor gedacht hat. Er hat eine gute Wahl getroffen, denn Junkelmann geht mit großem Sachverstand, der sich keineswegs auf die militär- und kriegsgeschichtlichen Aspekte beschränkt, an seine Aufgabe heran. Er will den sicher bedeutendsten bayerischen Herrscher der frühen Neuzeit nicht den „großen“ (S. 8) nennen, was er selbst zunächst nicht begründet, sondern erst ganz am Ende des Buches von namhaften Historikern, deren Würdigungen er zitiert (S. 176ff.), begründen lässt. Diese Neigung, sich im Urteil selbst zurückzunehmen, sondern dies dem Leser zu überlassen, ihm aber sozusagen zur Orientierung Stellungnahmen von Zeitgenossen wie späteren Biographen anzubieten, zieht sich durch das ganze Buch. Sie bedeutet nicht, dass der Autor seinem Thema sozusagen teilnahmslos gegenüberstünde: Maximilian stattdessen den „eisernen Kurfürsten“ zu nennen, ist Junkelmanns eigene Erfindung und als solche wohl begründet: Sie nimmt Bezug auf die Gewohnheit des Wittelsbachers, sich in der Regel im Harnisch abbilden zu lassen, und ist zugleich Metapher für dessen hervorstechende Charaktereigenschaften: „Härte und Strenge“, „Ernst, Pflichtgefühl, Arbeitseifer, Wille, Autorität …“ (S. 8).

In der Tat zeichnet Junkelmann ein lebendiges Charakterbild des ersten bayerischen Kurfürsten und er tut dies auf eine für einen Biographen unorthodoxe, aber für den Leser – wobei vor allem an den geschichtsinteressierten Laien gedacht ist – attraktive Weise: Anstelle einer chronologisch ausgerichteten fortlaufenden Lebenserzählung greift der Autor nacheinander verschiedene Bereiche der Aktivität seines Helden auf: Person und Familie, Religiosität, Kunst und Wissenschaft, innere Verwaltung, Finanzpolitik füllen in fünf Kapiteln mehr als die Hälfte des Buches, ehe zu einer dann notwendigerweise stärker am Gang der Ereignisse ausgerichteten Darstellung der auswärtigen, Kriegs- und Friedenspolitik Maximilians übergegangen wird. Aber auch hier wird durch eingestreute Exkurse über Mitkämpfer und Gegenspieler die strenge Chronologie immer wieder durchbrochen. Strukturelle Grundlagen des Handelns Maximilians werden so verdeutlicht. Dass sich gelegentlich Wiederholungen ergeben, ist der Preis, der akzeptiert werden muss. Wer darüber in Verwirrung zu geraten droht, dem kann durch die ausführliche Zeittafel geholfen werden. Die zahlreichen, im Hinblick auf ihren Quellenwert geschickt ausgewählten Illustrationen sind stets sinnvoll platziert. Durch das meist kleine Format wird, dem Charakters Maximilians angemessen, in disziplinierter Weise die Gefahr vermieden, dass die Bilder den Text erschlagen. So haben Autor und Verlag ein in jeder Hinsicht wohl gelungenes Buch entstehen lassen, das zwar keine neuen Forschungsergebnisse ausbreitet – was auch nicht intendiert war –, aber dem Geschichtsinteressierten viel Information bei kurzweiliger Lektüre bietet und dem Experten Denkanstöße geben und den Blick auf neue Perspektiven öffnen kann.