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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Marita Panzer

Barbara Blomberg. Bürgerstochter, Kaisergeliebte und Heldenmutter

(Kleine bayerische Biografien), Regensburg 2017, Pustet, 149 Seiten, zahlr. Abbildungen
Rezensiert von Barbara Kink
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 17.06.2019

Gute Lesbarkeit und wissenschaftlicher Anspruch einer Untersuchung müssen kein Widerspruch sein. Das beweist die unlängst erschienene Biographie über die Regensburger Handwerkstochter Barbara Blomberg. Die Frühneuzeithistorikerin Marita A. Panzer zeichnet seit vielen Jahren die Lebenswege ungewöhnlicher Frauen nach. Ihr Forschungsinteresse beschränkt sich hier nicht nur auf die Geschichte gekrönter weiblicher Häupter, sondern bezieht mit emanzipatorischem Impetus auch Frauenschicksale unterschiedlicher sozialer Herkunft in Literatur, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft mit ein.

Fußend auf ihrer bereits 1995 erschienenen – jedoch vergriffenen – Monographie über Barbara Blomberg, versucht die Autorin zunächst die historische Persönlichkeit von den vielfältigen, sie umlagernden mythischen und legendenhaften Schichten zu befreien. Die bisher überwiegend männliche Sichtweise auf die Regensburgerin – von Victor von Kraus, Hugo Graf von Walderdorff, Paul Herre bis über den belletristischen Zugang Carl Zuckmayers – soll durch das Heranziehen neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse korrigiert werden. Trotz des Untertitels „Bürgerstochter, Kaisergeliebte, Heldenmutter“ liegt der Fokus, der in der älteren Literatur sehr oft auf den berühmten Sohn der Regensburger Bürgerstochter, Don Juan d`Austria, gelenkt wurde, nun ganz auf dem Leben der Barbara Blomberg. Panzer resümiert hier jeweils die ältere Forschungsliteratur und reichert sie mit neueren Erkenntnissen unter Heranziehung archivalischer Materialien an. So beginnt bereits der ungewöhnliche Lebensweg der Regensburgerin mit vielen Fragezeichen, was das Geburtsjahr und die soziale Herkunft betrifft. Schwang bei der älteren und bei der belletristischen Literatur immer der Vorwurf des leichtfertigen und kurtisanenhaften Verhaltens der Handwerkerstochter mit an, so versucht Panzer, die verschiedenen Möglichkeiten des Zusammentreffens der ungleichen Persönlichkeiten während des Regensburger Reichstags 1546 auszuloten. Die Lebensstationen der Barbara Blomberg von ihrer Geburt als Regensburger Bürgerstochter, ihrer folgenreichen Affäre mit Karl V. und ihrem Leben als „lediger Mutter“ werden plastisch geschildert. Zeittypisch wurde die Regensburgerin mit einem Mann aus dem unmittelbaren kaiserlichen Umfeld, Hieronymus Kegel, verheiratet und zog mit „Kind und Kegel“ nach Brüssel. Ausführlich wird noch die letzte Lebensphase als Witwe historisch erzählt. Eine Zeittafel, Genealogien und ein Quellen- und Literaturverzeichnis beschließen das schmale Bändchen. Die erschienene Studie verzichtet hierbei bewusst auf einen Anmerkungsapparat (über den die 1995 erschienene Studie verfügt), besitzt jedoch ein umfangreiches Verzeichnis der herangezogenen Quellen und der Sekundärliteratur im Anhang.

Gefällig illustriert und mit vielen erklärenden Einschüben über historische Sachverhalte der Zeit Barbara Blombergs (wie z.B. Frauenerwerbsarbeit, Wohnen, Sexualität und Moral, Spanien in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts u.v.m.)  wird der im Vorwort genannte Anspruch, dass historisch seriöse Arbeit für Laien verständlich aufbereitet wird, in vollem Umfang eingelöst.