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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Bernhard Lübbers (Hg.)

Krieg – Pest – Schwedennot. Regensburg im Dreißigjährigen Krieg

Begleitband einer Ausstellungsreihe zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges in Regensburg (Kataloge und Schriften der Staatlichen Bibliothek Regensburg 16), Regensburg 2018, Dr. Peter Morsbach, 152 Seiten
Rezensiert von Dorothée Goetze
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 02.10.2019

Obwohl der Dreißigjährige Krieg auch 400 Jahre nach seinem Ausbruch (und zuletzt vermutlich sogar durch dieses Jubiläum) einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis einnimmt und zu den deutschen Erinnerungsorten zählt, scheint er »im öffentlichen Bewusstsein« der Stadt Regensburg und ihrer Bewohner »heute nur noch wenig präsent« zu sein (S. 7), so die Einschätzung Bernhard Lübbers im Vorwort des von ihm verantworteten Sammelbandes, der die Geschichte der Reichsstadt Regensburg während des Dreißigjährigen Krieges in acht Beiträgen beleuchtet.

Die Aufsätze von Harriet Rudolph und Klaus-Peter Rueß nehmen die Geschichte Regensburgs während des Dreißigjährigen Krieges aus der Makroperspektive in den Blick und ordnen dadurch indirekt die weiteren Beiträge des Bandes ein. Während Rudolph nach den »zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen des Dreißigjährigen Krieges« in Regensburg (S. 11) fragt, beschreibt Rueß aus ereignisgeschichtlicher Perspektive das militärische Geschehen in Regensburg in den Jahren 1631 bis 1634 und bringt dieses mit dem allgemeinen Kriegsverlauf und den Strategien der Kriegsparteien in Verbindung. Artur Dirmeier ergänzt die Darstellung zum Kriegsgeschehen in Regensburg um eine Detailstudie, die sich mit den konkreten Auswirkungen der Kriegshandlungen auf die Stadt befasst. Am Beispiel der am Stadtrand gelegenen Regensburger Spitäler zeigt er, wie schwer die Stadt zu verteidigen war und wie sie bei Belagerungen von Zerstörung und Plünderung bedroht und betroffen war.

Unterschiedliche Quellen zu Regensburgs Geschichte im Dreißigjährigen Krieg rücken die Beiträge von Lorenz Baibl, Doris Gerstl und Peter Styra in den Fokus. Baibl stellt das Diarium des Regensburger Bürgersohns Johann Georg Fuchs vor, der die Belagerungen der Stadt 1633 und 1634 miterlebte, und liefert zudem eine Transkription dieses Selbstzeugnisses. Gerstl präsentiert Münzen und Medaillen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die die Regensburger Geschichte dokumentieren. Styra fügt dem mit der Beschreibung dreier Flugblätter aus der Sammlung des Helmstedter Staatsrechts- und Geschichtsprofessors Häberlin, die sich seit Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie Thurn und Taxis befindet, einen weiteren Quellentypus hinzu.

Die Studien von Christine Gottfriedsen und Andreas Becker nehmen Formen des konfessionellen Zusammenlebens in den Blick. Gottfriedsen untersucht die Rolle Regenburgs als Zufluchtsort für evangelische Glaubensflüchtlinge. Dabei stellt sie heraus, dass es bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts stetigen Zuzug von evangelischen Exulanten aus Österreich nach Regensburg gab. Mit der Übertragung der Oberpfalz an Bayern und durch die Intensivierung der landesherrlichen Religionspolitik Ferdinands von Österreich ab Mitte 1620er Jahre nahm dieser weiter zu. Becker liefert mit seinem Beitrag zum Streit um die Dominikanerkirche St. Blasius ein Beispiel dafür, dass auch noch während des Dreißigjährigen Krieges konsensuelle Konfliktlösungen möglich waren. 1630 wurde das Simultaneum über die Kirche nach mehr als 60 Jahren aufgegeben und St. Blasius wieder monokonfessionell katholisch genutzt. Damit wurde ein jahrzehntelanger Streit beigelegt. Basis dafür bildete ein Reichshofratsurteil aus dem Jahr 1626. Diese friedliche Lösung wurde vor allem möglich, weil Kaiser Ferdinand II. kein Interesse hatte, das Restitutionsedikt in Regensburg durchzusetzen, um die Unterstützung der Kurfürsten für die Wahl seines Sohnes nicht zu verlieren.

Der mit 152 Seiten relativ schmale Band verbindet geschickt Makro- und Mikroperspektive und liefert interessante Einblicke in die Geschichte Regensburgs während des Dreißigjährigen Krieges.