Aktuelle Rezensionen
Werner Zanier (Hg.)
Die Frührömische Holz-Kies-Straße im Eschenloher Moos
Mit Beiträgen von Mark Bankus, Güde Bemmann, Franz Herzig, Hermann Kerscher, Michael Peters, Oliver Sass, Thomas Schneider und Werner Zanier. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 64 (Verlag C. H. Beck, München 2017). 2 Bände, 263 S., 105 Abb., 9 Beil., ISBN 978-3-406-10765-8Rezensiert von Christoph Lindner
In: Bayerische Vorgeschichtsblätter
Erschienen am 20.07.2020
Der hier rezensierte Sammelband ist das Ergebnis eines 1996 durchgeführten Projekts zur exakten Datierung eines bereits 1934 untersuchten römischen Straßenabschnitts zwischen einem hallstattzeitlichen Opferplatz auf dem Spielleitenköpfl und dem spätlatène- und frühkaiserzeitlichem Opferplatz auf dem Döttenbichl. Die Publikation besteht aus einem Text- und einem Beilagenband. Der Textband beinhaltet neben dem Vorwort (W. Zanier, S. 10–12), einer Zusammenfassung (G. Bemmann, S. 251–257) und einem Ortsregister (S. 259–263) sieben Aufsätze zu unterschiedlichen Themen, die das enorme Forschungspotential von Ausgrabungen in Moorgebieten bzw. mit Feuchtbodenerhaltung zeigen.
Mark Bankus beginnt seinen Beitrag „Archäologische Erforschung der frührömischen Holz-Kies-Strasse“ (S. 13–62) mit einer kurzen topografischen Einordnung. Im folgenden Abschnitt zur Forschungsgeschichte stellt der Autor detailliert und mit vielen Verweisen auf die Ortsakten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, München die Entdeckungsgeschichte aus den 1930er Jahren bis hin zu den neuen Untersuchungen in den 1990er Jahren und der frühen 2000er Jahre dar. Es folgt die Auswertung der Grabung 1996:
In einem ersten methodischen Teil wird deutlich, dass die 1996 durchgeführten Grabungen mit Hilfe neuester digitaler Techniken durchgeführt wurden. Mit Hilfe vieler Abbildungen und Beilagen und dem klar formulierten Text wird das Ausgrabungsverfahren verständlich und transparent dargestellt. Es folgt die Befundbeschreibung, in der zunächst die Plana und daran anschließend die Profile einzeln vorgestellt werden. Abschließend werden einige Bohrungen im Umfeld der Grabung beschrieben, in denen der westliche Straßengraben festgestellt werden konnte, der östliche muss hier spekulativ bleiben. Der Textabschnitt ist ebenfalls klar formuliert und mit vielen Abbildungen versehen, die zum Verständnis beitragen. Im nächsten Teil fasst der Autor die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen in diesem Forschungsvorhaben zusammen. Zusätzlich zu den später noch in eigenen Beiträgen vorgestellten Studien, geht er hier auch auf die Radiokarbon-Datierungen von W. Kretschmer und die bodenkundlichen Untersuchungen von K. Rehfuss ein. Bei ersteren ist auffallend, dass 50 % der Daten unerklärlichen Messfehlern unterlagen und sicher falsch waren (vgl. S. 42, Tab. 2). Die „scheinbar korrekte[n] Messung[en]“ (S. 42, Tab. 2) ergaben eine Nachnutzung der Straße „von der Mitte des 3. bis ans Ende des 5. Jhs. n. Chr.“ (S. 43). Um den weiteren Straßenverlauf sicher rekonstruieren zu können, wurden nach der Ausgrabung Bohrungen (1998/1999) und Georadarmessungen (2002/2003) durchgeführt, deren Befunde und Ergebnisse dargestellt werden. Die Georadarmessungen werden später ebenfalls in einem eigenen Beitrag vorgestellt (s. u.). Interessant ist ein parallel verlaufender Straßenbefund im Bereich der Ramsach. Dieser Befund wird hier vorsichtig als Ausweichstelle interpretiert. Im weiteren Verlauf des Sammelbandes wird noch häufiger auf diese Stelle eingegangen, wobei die Autoren in der Interpretation teils unterschiedliche Auffassungen zu vertreten scheinen (s. u.). Aufgrund der vorgelegten Ergebnisse kann M. Bankus den Straßenverlauf beziehungsweise die Straßentrasse überzeugend auf einer Länge von 4,75 km rekonstruieren. Abschließend fasst der Autor die Ergebnisse kurz zusammen, es folgt eine Rekonstruktion des Bauablaufs in unterschiedlichen Phasen (Vorbereitungsphase; Bauphase; Nutzung).
Im Jahr 2002 und 2003 führten Oliver Sass und Mark Bankus im Bereich des (teilweise vermuteten) Verlaufs der Holz-Kies-Straße Georadarmessungen durch. In ihrem Beitrag „Georadarmessungen zum Verlauf der frührömischen Holz-Kies-Strasse“ (S. 62–84) stellen sie nicht nur die Ergebnisse dieser Messungen ausführlich vor. Sie gehen auch auf die Methode der GPR-Messungen ein und arbeiten Vor- und Nachteile dieser im Untersuchungsgebiet heraus. Einleitend stellen die Autoren die Fragestellung der Untersuchung und den Aufbau des Bodens sowie des Befunds vor. Letzteres ist besonders bei der Auswahl der geophysikalischen Methode relevant, wie im nächsten Abschnitt des Beitrags deutlich wird, in dem die Georadar-Methode erläutert wird. Zunächst wurde eine Testmessung im Bereich der Ausgrabung 1996 durchgeführt. Im Dezember untersuchten die Autoren den südlichen Verlauf Richtung Eschenlohe, dann jenen westlich des Langen Köchels und südlich von Grafenaschau. Zuletzt wurde zwischen dem Langen Köchel und der Ramsach gemessen. Auffallend ist, dass der Straßenverlauf in einigen Bereichen gar nicht oder nur unzusammenhängend erkannt wurde. Die Autoren stellen unterschiedliche Überlegungen an:
1. Im Umfeld einer Autobahn sind die antiken Strukturen rezent stark überprägt worden. 2a. Teilweise konnten nur fluviale Sedimente festgestellt werden. Diese überlagern die antiken Strukturen oder haben diese zerstört. 2b. In den Bereichen mit fluvialen Sedimenten ist auch eine Verlagerung des Straßenverlaufs denkbar. 3. Die Straße wurde in diesen Bereichen nicht fertiggestellt. Dies halten die Autoren für unwahrscheinlich.
Die parallel verlaufende Struktur im Bereich der Ramsach, die zuvor als Ausweichstelle interpretiert worden ist (s. Beitr. M. Bankus, S. 57), wird hier als mögliche Verlegung der Straße im Zuge einer Reparatur, verlagertes Straßenmaterial oder als Schlufflinse angesprochen, „[d]ieser Befund ist jedoch nicht eindeutig“ (S. 70). Die Hypothese der Ausweichstelle wird an dieser Stelle nicht mehr aufgeführt (s. o.). Später (s. Beitr. W. Zanier, S. 188) wird betont, dass die Straße einphasig sei und keine Reparaturmaßnahmen an ihr vorgenommen wurden. Die Interpretation dieses spannenden Befundes bleibt unklar und dürfte erst durch Ausgrabungen in diesem Bereich zu erklären sein. Im Anschluss an den Beitrag werden die Georadar-Profile in einem Katalog aufgeführt, danach folgen die Abbildungen der aussagekräftigen Profile. Die Anordnung erweist sich als sehr leserfreundlich, da die Abbildungen schnell gefunden werden können. Insgesamt wird in dem Beitrag deutlich, dass die Georadar-Methode sehr gut für torfige Böden geeignet ist. Da in Mooren fluviale Sedimente wie Tonschichten anzutreffen sind, sollte auch auf weitere Untersuchungsmethoden zurückgegriffen werden. Die hier vorgestellte Kombination aus Bohrungen und Georadar scheint, wie die Autoren im Fazit schreiben, bei diesen Gegebenheiten äußerst effektiv zu sein.
Der Beitrag „Hybride Geodaten, Airborne Laserscanning und der Trassenkorridor der frührömischen Holz-Kies-Strasse“ (S. 85–95) von Hermann Kerscher vergleicht die vorliegenden Geodaten miteinander. Dabei werden die Ergebnisse zum Trassenverlauf der Bohrungen von 1934, der Bohrungen 1998/99 und den GPR-Messungen 2002/03 sowie hochaufgelösten Airborne Laserscan-Daten, die 2011 erhoben und 2017 durch den Autor ausgewertet wurden, kritisch hinterfragt. Insgesamt konnten auf Basis der Daten drei unterschiedliche Trassenverläufe (I–III) festgestellt werden. Die größte Abweichung (bis zu 45 m) lässt sich dabei westlich der Ramsach finden. Dass eine sehr genaue Georeferenzierung und damit Lokalisierung von Befunden mit Altkarten durchaus möglich sind, zeigen die Beispiele, bei denen die Trassen übereinanderliegen (z. B. westl. des Langen Köchels). Der Autor kommt zu dem Schluss, dass man aufgrund der unterschiedlichen Messdaten nicht von einem eindeutigen Straßenverlauf sprechen kann, sondern einen Trassenkorridor beschreiben sollte. Dieses ergibt einen methodisch sauberen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Daten. Besonders hervorzuheben ist, wie im Zuge der Auswertung bewie- sen wurde, dass mit Airborne Laserscan-Daten auch in Bereichen von Mooren sehr gute Ergebnisse für archäologische Fragestellungen erzielt werden können.
In dem Beitrag „Die Hölzer der Ausgrabung 1996 der frührömischen Holz-Kies-Strasse“ (S. 97–124) von Franz Herzig werden die dendro(chrono)logischen Ergebnisse der während der Grabung geborgenen Hölzer vorgestellt. Die Hölzer wurden vom Frühsommer bis Spätherbst 43 n. Chr. wahrscheinlich lokal gefällt und – teils nach einer kurzen Lagerphase – verbaut. Der Großteil der Hölzer stammt von Weißtannen, es folgen Fichten und Buchen. Der Autor stellt anschließend zu diesen Ergebnissen eine rechnerische Rekonstruktion des Holz-Nettoverbrauchs auf. Der Beitrag schildert detailliert die angewandten Methoden, die mit den gewonnenen Mittelkurven der Nadelhölzer eine wichtige Weiterentwicklung erfahren haben, da sie zukünftig als wichtige Referenz für die „Datierung und Herkunftsbestimmung von Nadelhölzern römerzeitlicher Fundstellen aus dem bayerischen Teil Raetiens“ (S. 107) dienen.
Michael Peters stellt in seinem Beitrag „Pollenanalytische Untersuchungen im Umfeld der frührömischen Holz-Kies-Strasse“ (S. 125–134) ein Pollenprofil vor, das nur 10 m südlich der Grabungsfläche von 1996 entnommen wurde. Dieses umfasste Sedimente bis zu 60 cm unter und 20 cm über der Holz-Kies-Straße. Er vergleicht das Pollenprofil mit vier weiteren aus der Umgebung, die im Zuge des DFG-Projekts „Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung im Murnauer Moos – geomorphologischer Werdegang, Vegetations- und Siedlungsgeschichte im jüngeren Quartär“ untersucht wurden. Das an der Holz-Kies-Straße gezogene Bohrprofil sollte die Frage klären, ob zu Beginn der römischen Okkupation das Untersuchungsgebiet siedlungsleer war oder bäuerliche Siedlungen existierten.
Bevor diese Frage anhand der herangezogenen Pollenprofile untersucht wird, gibt der Autor auf Grundlage der im DFG-Projekt untersuchten Pollenprofile zunächst einen kurzen Abriss zur landschaftsgeschichtlichen Entwicklung im Untersuchungsgebiet vom Ende der letzten Eiszeit über das Jungneolithikum bis in die Eisenzeit. In den drei Absätzen wird zunächst die Entwicklung des Baum- bzw. Waldbestandes im Untersuchungsgebiet erläutert, dann wird auf die ersten ackerbauenden Menschen im Jungneolithikum eingegangen. Für die Bronze- und Eisenzeit weisen die Pollenkurven sichere Indikatoren für frühes bäuerliches Siedeln auf. Im dritten Abschnitt des Beitrags geht es um die palynologischen Befunde auf Grundlage des Pollendiagramms „Holz-Kies-Straße“ vor und nach der römischen Okkupation (natürlich im Vergleich mit den anderen Profilen): Auffallend ist, dass siedlungsanzeigende Arten in den vorrömischen Schichten selten und erst mit dem Bau der Straße zunehmend vertreten sind. Die Entwicklung zeigt ferner, dass zu diesem Zeitpunkt vermehrt Laubhölzer aufkommen, Fichte und Tanne im Gegensatz dazu stark verdrängt werden. Der Autor führt dies auf die Auflichtung im Bereich der Trasse und den Eintrag weiter entfernter Pollen zurück. Die Schwankungen im Baumbestand, die im Pollenprofil abgelesen wurden, werden auch mit dem Holzverbrauch beim Bau der Straße in Relation gesetzt. Hier zeigt sich die Stärke des interdisziplinären Ansatzes des Forschungsvorhabens, indem direkte Zusammenhänge zwischen dem archäologischen Befund und dessen verschiedenen naturwissenschaftlichen Auswertungen hergestellt werden. Im folgenden Vergleich mit den anderen Pollenprofilen stellt der Autor heraus, dass man in der vorrömischen Zeit zwar häufig ein Auflassen der landwirtschaftlichen Flächen feststellen kann, lokal jedoch auch Siedlungen erfasst werden können. So scheint es in der vorrömischen Zeit Migrationsbewegungen gegeben zu haben, die nur vereinzelte Siedlungen zurückließen. Ab der römischen Okkupation lässt sich eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Tätigkeit feststellen. In seiner Betrachtung der landschaftsgeschichtlichen Entwicklung in Südbayern kann der Autor mit verschiedenen Vergleichsdiagrammen ein differenziertes Bild zeichnen und herausarbeiten: schlussfolgert, dass im Alpenvorland eine stärkere Siedlungskontinuität zwischen der Latène-Zeit und der römischen Kaiserzeit festgestellt werden kann, hingegen am Alpenrand eine Siedlungsdepression erkennbar ist.
Thomas Schneider beschreibt in seinem Beitrag „Naturräumliche Ausstattung und geologisch-geomorphologische Entwicklung des Murnauer-Moos-Beckens im Spät- und Postglazial“ (S. 135–165) zunächst die naturräumlichen, geologischen und hydrologischen Gegebenheiten im Murnauer Moos. Im Folgenden erklärt er die Landschaftsentwicklung im Gebiet des Murnauer-Moos-Beckens im Spät- und Postglazial. Die vorgestellten Forschungsergebnisse entstanden in einem Projekt des DFG Schwerpunktprogramms „Wandel der Geo-Biosphäre in den letzten 15.000 Jahren – Kontinentale Sedimente als Ausdruck sich verändernder Umweltbedingungen“. Für dieses Vorhaben wurden über 1000 alte und neue Bohrkerne untersucht und miteinander verglichen. 130 14C-Proben wurden für die Datierung ausgewertet. Das Ergebnis ist ein detailliertes Bild der Entstehung und Entwicklung des Murnauer Mooses, das der Autor anschließend im überregionalen Vergleich überzeugend auf das Alpenvorland überträgt.
Werner Zanier integriert in seinem Beitrag „Die römische Holz-Kies-Strasse im Eschenloher Moos – Eine archäologisch-historische Auswertung“ (S. 167–250) die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen in den historischen Kontext. Auf den ersten 16 Seiten fasst der Autor vor allem die Forschungsgeschichte und die Auswertung der Ausgrabung 1996 zusammen. Dabei zieht er viele Vergleiche zu anderen Befunden, was sich in den langen und äußerst informativen Fußnoten widerspiegelt. In diesen werden nicht selten die verschiedenen wissenschaftlichen Meinungen (z. B. zu Spurweiten im Römischen Reich) gegenübergestellt.
W. Zanier nimmt an, dass die im Herbst 43 n. Chr. (S. 183–184) angelegte Straße aufgrund des enormen Bauaufwands (S. 184–186) eine via publica (S. 189–190) war und damit auch von der öffentlichen Hand mit Hilfe von Soldaten angelegt wurde (S. 185–186). Im Vergleich mit der via Claudia Augusta in Lermoos und dem heutigen Torfwachstum legt der Autor die Nutzungsdauer auf „höchstens 30 bis 40 Jahre“ fest (S. 188). Eine spätrömische Nachnutzung von der Mitte des 3. Jahrhunderts bis ans Ende des 5. Jahrhunderts ist möglich (S. 189). Die Eingliederung der Holz-Kies-Straße im Eschenloher Moos in „Vergleichsbeispiele aus Raetien“ (S. 190–195) und in die „Verkehrsgeographische[n] Aspekte“ (S. 195–203) führt zu dem Schluss, dass der Bau der Straße in einem Zusammenhang mit der Route über den Brennerpass, also der nur drei Jahre später ausgebauten via Claudia Augusta, steht. Diese Argumentationskette führt stringent zu dem folgenden Abschnitt „Kaiser Claudius und die Holz-Kies-Strasse im Eschenloher Moos“, in dem der Autor das Straßenbauprogramm des Kaisers erläutert und in Verbindung mit dem Britannienfeldzug bringt. Hier kann der Autor überzeugend darlegen, dass die Holz-Kies-Straße mit der Rückreise des Claudius aus Britannien zusammenhängt. In der Rekonstruktion der Reiseroute zwischen Mainz und Augsburg nimmt der Autor einen Verlauf durch Germanien zum Zweck einer Art historischen Forschungsreise auf den Spuren seines Vaters Drusus an (vgl. S. 212). Die ebenso aufgeführte mögliche Route über den Rhein bis zum Bodensee/Bregenz erscheint dem Rezensenten deutlich wahrscheinlicher, jedoch ebenso hypothetisch [1]. Dass „Claudius für seine Heimreise tatsächlich viel Zeit und Umwege für Besichtigungen historischer Orte einplante“ (S. 210) widerspricht der Angabe, dass Claudius eilig nach Rom zurückgereist sei (Cass. Dio 60,21,5). Auch dies indiziert eher die Route über den Rhein. Letztlich muss die Frage nach der Rückreiseroute des Claudius trotz der stringenten Argumentationskette von W. Zanier offenbleiben, ebenso „der sichere Nachweis, ob Kaiser Claudius im Herbst 43 n. Chr. tatsächlich durch Raetien reiste“ (S. 212, Anm. 198).
Im nachfolgenden Teil gibt der Autor noch einen ausführlichen Überblick über das „Siedelwesen der späten Latène- und frühen römischen Kaiserzeit im Landkreis Garmisch-Partenkirchen“ (S. 215–223) und zeigt, dass sich das bekannte Siedlungsbild in den letzten Jahrzehnten – vor allem aufgrund zahlreicher Sondengängerfunde – deutlich verdichtet hat. Dem Beitrag ist eine Fundliste mit den besprochenen Plätzen angehängt.
Abschließend gibt Güde Bemmann in der „Zusammenfassung“ (S. 251–257) die Ergebnisse dieses Sammelbands wieder. Die Zusammenfassung liegt in deutscher und englischer Sprache vor.
Mit dem vorliegenden Sammelband, der verschiedenste archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen enthält, wurde für die Straßenforschung Raetiens und der landschaftsgeschichtlichen Entwicklung im Alpenvorland ein wichtiger Beitrag geleistet. Die wissenschaftlichen Methoden sowohl während der Ausgrabung als auch im Auswertungsprozess werden in dem Buch transparent und nachvollziehbar wiedergegeben. Zahlreiche Abbildungen und ein umfangreicher Beilagenband dienen dem weiteren Verständnis. Der rezensierte Sammelband zeigt hervorragend die Bedeutung und das Potential von Moor- bzw. Feuchtbodenausgrabungen und der damit zusammenhängenden interdisziplinären Erforschung.
[1] Die Route ist aufgrund der daran verteilten Legionslager der legio XX Valeria Victrix (Neuss), legio XIV Gemina (Mainz) und legio II Augusta (Straßburg), die am Britannienfeldzug beteiligt waren, plausibler. Claudius konnte so die Nachricht des Siegs direkt verbreiten und entsprechende Ehrungen erhalten. Auch organisatorische Gründe könnten hier eine Rolle gespielt haben, da die Legionen zunächst in der neuen Provinz Britannia verblieben und somit die weitere Entwicklung der Legionslager (strukturierter Abzug, Neubesetzung etc.) organisiert werden musste. Im Tross des Kaisers dürften sich einige Beamte der Legionen befunden haben, denen diese Rolle zukam. Insgesamt bleibt auch diese Überlegung völlig hypothetisch, soll hier aber als Gegenentwurf zur Forschungsreise in Germanien dienen (zum Britannienfeldzug vgl. S. Frere, Britannia. A History of Roman Britain [London/ New York 31987] 48–57).