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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Angelika Mundorff/Barbara Kink (Hg.) im Auftrag der Stadt Fürstenfeldbruck

Wetter und Mensch. Begleitpublikation zur Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck, 6. Juni – 24. November 2019

Fürstenfeldbruck 2019, Museum Fürstenfeldbruck, 248 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, meist farbig, ISBN 978-3-9817387-9-7
Rezensiert von Johann Kirchinger
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 14.08.2020

Die aktuell allgegenwärtige Beschäftigung mit dem Thema „Klima“ kann auch am musealen Ausstellungswesen kleinerer Orte nicht ohne Auswirkung vorübergehen. Deshalb konzipierte das Stadtmuseum Fürstenfeldbruck 2019 eine Ausstellung mit dem Titel „Wetter und Mensch“ und veröffentlichte einen gleichnamigen Begleitband, herausgegeben von Angelika Mundorff und Barbara Kink. Das Buch ist im Wesentlichen in drei Teile gegliedert: Im ersten Teil mit dem Titel „‚Die Vermessung des Wetters‘ oder Der gelehrte Umgang mit dem Wetter“ werden wissenschaftsgeschichtliche Aspekte der Klimawahrnehmung vorgestellt, im zweiten geht es um „Wetterphänomene in der Kunst“ und im dritten Teil stehen alltagsgeschichtliche Aspekte des Umgangs mit Klima und Wetter, etwa mit Wetterkatastrophen, im Vordergrund.

Im ersten Teil gibt der Meteorologe Peter Winkler zunächst einen Überblick über die Entwicklung hin zur instrumentellen meteorologischen Beobachtung. Im Mittelpunkt stehen die Aufzeichnungen des Fürstenfelder Zisterziensers Gerard Führer am Ende des 18. Jahrhunderts. Es folgen Texte des Bibliothekswissenschaftlers Wolfgang-Valentin Ikas und der Wissenschaftshistorikerin Julia Bloemer zur Überlieferungsgeschichte von Führers Aufzeichnungen (Ikas) und zur Einordnung von Führers Aktivitäten in den Rahmen der Wetterbeobachtungen bayerischer Klöster im späten 18. Jahrhundert (Bloemer). Die Historikerin Barbara Kink stellt abschließend die Wetteraufzeichnungen im Tagebuch des Landadeligen Sebastian Pemler von Hurlach im bayerisch-schwäbischen Grenzgebiet aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor. Hierbei handelt es sich nicht um instrumentelle, sondern wahrnehmungsorientierte Wetterbeobachtungen, die nach Kink einen ganz eigenen Quellenwert besitzen.

Der zweite Teil beginnt mit einem Beitrag der Kunsthistorikerin und Museumsleiterin Angelika Mundorff, die einem Überblick über die Entdeckung der Natur in der europäischen Kunstgeschichte gibt. Die Kunsthistorikerin Heinke Fabritius tut dies in knapperer Form anhand von sechs konkreten Beispielen ebenfalls. Der Kunsthändler Manfred Keller stellt die beiden Wolkenmaler Carl Reinhold und Johann Christoph Erhard aus der Goethezeit vor.

Den dritten Teil „Wetterereignisse – Wetterkapriolen – Wetterkatastrophen“ eröffnet Mundorff mit einem Artikel über magische und religiöse Abwehrstrategien der ländlichen Bevölkerung gegen Unwetter. Der Heimatforscher Toni Drexler stellt lokale Texte zum Jahr 1816 vor, das wegen eines Vulkanausbruchs als Jahr ohne Sommer bekannt geworden ist. Die Quellen sind sehr gut in der Lage, die geringe Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft und die großen Ertragsschwankungen vor der Chemisierung zu veranschaulichen. Barbara Kink gibt schließlich gemeinsam mit der Kunsthistorikern Verena Beaucamp einen groben Überblick über Einflüsse des Wetters auf militärische und politische Ereignisse.

Der Reiz des reich mit Abbildungen hervorragender Qualität ausgestatteten Bandes liegt in seiner Interdisziplinarität. Geschichtswissenschaftliche, kunsthistorische und volkskundliche Fragestellungen werden miteinander verbunden. Stets sind die Autor*innen um eine lokalhistorische Verankerung ihrer Beiträge bemüht, worin ja die Berechtigung des Bandes liegt. Dabei umfasst der Band Aufsätze zu den Themen Klima, Witterung und Wetter gleichermaßen. Insgesamt bietet die Publikation einen zuverlässigen, wenn auch nicht sehr tiefgründigen Überblick zum Thema Klimageschichte.