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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Rudolf Weber

900 Jahre Kloster Michelfeld

Auerbach i.d. OPf. 2019, Verlag Eckhard Bodner Pressath, 272 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
Rezensiert von Alois Schmid
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 14.10.2020

Die Klostergeschichte steht in der Landesforschung derzeit hoch im Kurs. In dichter Reihenfolge werden Darstellungen zu den vielen Ordenshäusern vorgelegt, die der alten »Bavaria sacra« mit ihren mehreren hundert Niederlassungen der unterschiedlichen Gemeinschaften ihr besonderes Gepräge gaben. In vielen Fällen wird lange nach der Aufhebung zum ersten Mal der in mehrfacher Hinsicht wichtige Beitrag der Konvente zur kirchlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung der vormodernen Welt beschrieben. Immer mehr richtet sich nunmehr der Blick weg von den großen Prälaturen hin auch zu den kleineren Häusern, die damit in den Gesichtskreis der kulturinteressierten Öffentlichkeit gerückt werden. Zu einem Gesamtbild stellen sie unverzichtbare Bausteine dar.

In diesem Sinne erfährt nunmehr auch die Benediktinerabtei Michelfeld die erste ausführlichere Darstellung ihrer Geschichte. Wie die meisten Klöster der Oberpfalz steht sie in der Landesforschung zu sehr im Abseits zwischen Bayern und Franken; keine Seite fühlt sich so recht zuständig. Michelfeld gehört zu den Prälaturen, über die nur wenig bekannt ist. Um diese spürbare Lücke zu schließen, nahm sich ein vielfältig ausgewiesener vorzüglicher Kenner der Region der Aufgabe an und hat den Text des Buches im Alleingang verfasst. Mit umfassendem Blick auf die Vorgeschichte, das gesellschaftliche und politische Umfeld stellt er die Entwicklung der Abtei von der Gründung bis zur Aufhebung mit den für die Oberpfalz bezeichnenden Brüchen dar. Er fasst mit Geschick die vorliegende, nicht besonders üppige Literatur zusammen. Ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, arbeitet er mit Kennerblick die Hauptabschnitte heraus. Als solche stellt er die in einem spannungsgeladenen Umfeld nach dem Aussterben der Edelherren von Pettendorf – Hopfenohe – Lengenfeld erfolgte Gründung 1119, die vorübergehende Aufhebung im Konfessionellen Zeitalter von 1556 bis 1661 und die endgültige Aufhebung nach der hochwertigen Erneuerung des Baubestandes im Stile des Barock 1802/03 während der kurzen Amtszeit der beeindruckenden Persönlichkeit des seit 1800 regierenden Abtes Maximilian Prechtl vor. Besonders verdienstvoll ist die ausführliche Darstellung der Nachgeschichte in der Zuständigkeit der Regens-Wagner-Stiftung (seit 1885). Sie setzt in den historischen Gebäuden das segensreiche Wirken der Benediktinerpatres, mit einer traurigen Unterbrechung während der NS-Zeit, bis in unsere Tage unter karitativen Vorzeichen fort. Der Text ist mit umfassender Kenntnis der verfügbaren Literatur in vorzüglicher Lesbarkeit geschrieben; an lohnenden Einzelpunkten erfolgt der Rückgriff auf die Quellen. Er verortet das behandelte Geschehen mit ausgeprägtem Detailwissen in der Region. Den vielen mit den örtlichen Fakten verbundenen Einzelproblemen, wie der besonderen Rechtsqualität der „Herzogsklöster“ der Oberpfalz im 18. Jahrhundert, trägt der Verfasser angemessene Rechnung. Die Ausführungen werden ergänzt durch eine ungewöhnliche Fülle vorzüglicher Illustrationen, die mit Kennerblick ausgewählt und mit Großzügigkeit, weithin in Farbe, dargeboten werden. Die wissenschaftliche Benützung steht nicht im Vordergrund; ihr wird durch einen knapp gehaltenen Anmerkungsapparat und ein allerdings eigenwilliges Verweissytem durchaus Rechnung getragen.

Insgesamt ist ein Lesebuch gelungen, das einen hohen Informationswert mit großer Anschaulichkeit verbindet. Wer immer sich eingehender mit dem Kloster Michelfeld beschäftigt, wird zuallererst mit Gewinn und Freude zu diesem Buch greifen: die beste derzeit verfügbare Darstellung der Klostergeschichte.   Der Band bietet Heimatkunde auf hohem Niveau, er stellt eine echte Bereicherung der Klosterliteratur Bayerns dar.