Aktuelle Rezensionen
Wolfgang Brückner
Die Hand für das Bildgedächtnis. Digitale Kulturtechniken der Verständigung
Regensburg 2020, Schnell & Steiner, 368 Seiten mit 181 Abbildungen, meist farbig, ISBN 978-3-7954-3122-8
Rezensiert von Claus Grimm
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 27.08.2021
Der Titel des großformatigen, 350 Textseiten starken Buches von Wolfgang Brückner ist spröde, denn er bezieht sich auf ein historisches Kulturphänomen, das den meisten heutigen Menschen unvertraut und erst einmal schwer vorstellbar ist. Auch die kleine „Maus“ oder eben „Hand“ auf der zweiten Zeile des Titels auf dem Umschlag und der Untertitel „Digitale Kulturtechniken der Verständigung“ verrätseln das hier Gebotene. Tatsächlich handelt es sich um eine weit ausholende Kulturgeschichte am Beispiel der Bedeutungen der menschlichen Hand und ihres unglaublich differenzierten Einsatzes für heute vergessene und uns fremd erscheinende Funktionen des Zählens und Rechnens, des Merkens, der Orientierung und der Kommunikation. Der viele Belege ausbreitende Text und die Auswahl der großzügig präsentierten Bilddokumente führen jedoch Schritt um Schritt heran an die historischen Kontexte. Sie heben frühere Vorstellungswelten ins Bewusstsein, die von Bildern und Zeichen geprägt waren, mit denen Wissen, vor allem das höhere, die Augenwelt überschreitende Wissen vermittelt wurde. Diese Vorstellungswelten gewinnen an Deutlichkeit mit jedem Absatz, in dem ihre Handlungskontexte und Denkhorizonte beleuchtet werden. Dies geschieht immer wieder ausgehend von den visuellen Belegen der abgebildeten Hände zur Erläuterung von deren Einsatz und Verständnis in den verschiedenen Epochen, Kulturkreisen und Bildungsgruppen. Dabei treten die erstaunliche Vielfalt, aber auch die Unterschiede hervor, in denen die Verwendung der menschlichen Hand Bedeutungen vermittelte. In solcher Breite und Fülle ist das Agieren mit diesem menschlichen Organ und mit seinen Abbildungen und Nachbildungen – bis hin zu wächsernen Votivhänden, Gipsabformungen und modernen Prothesen – bisher nicht dargestellt worden.
Das erste Drittel des Buchs bietet eine Übersicht über die unterschiedlichsten Gebräuche und Deutungen. Es beginnt mit dem Darstellungsmotiv der Hand in Bildern und Skulpturen, auf Grabsteinen und als Form von Reliquiaren. Die anspruchsvollsten Darstellungen von Händen ergaben sich aus der Veranschaulichung von übersinnlicher Macht in Form der „Hand Gottes“ in jüdischer und christlicher Auffassung oder vergleichbar im Segensgestus der vergöttlichten Herrscher der Antike. Entsprechend heißen die Abschnitte: Götterhände, Segenshände, Reliquien- und Leichenhände, Heiligenhandschuhe und Liebespfänder.
Der anschließende Abschnitt ist auf den kulturell entwickelten Gebrauch und die historische Beachtung der Menschenhände gerichtet. Jene waren Vermittler von Gesten und Zeichen, zugleich aber auch Träger von Merkmalen der individuellen Anlage und – aus diesen spekulativ abgeleitet – von Hinweisen auf ein künftiges Schicksal. Insgesamt wird eine Fülle einst klar definierter Handhaltungen und -bewegungen vorgeführt: im Einsatz zur Wegweisung, als Ausdrucksgestik, als rhetorische Handgebärden (und mit diesen als Vorläufer der modernen Gebärdensprachen für Gehörlose), als Wachshand in der Justizpraxis des Mittelalters (die die tote Hand eines Erschlagenen stellvertreten konnte), aber auch in der Typik von Gebetsgesten. Wie festgelegt das Verständnis bestimmter Bilder der Hand jeweils sein konnte, erläutert Brückner am Beispiel der Verweishände in den Bilderbibeln. Dort bedeutet „die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger einen Befehl, das Gesetz Gottes oder schlicht den Verweis ecce = siehe. Die Hand mit ausgestrecktem Zeige- oder Mittelfinger meint den Segen oder Schwur und Gelübde. Die Hand mit versiegeltem oder beschriftetem Brief sagt aus: Briefübergabe durch Boten. Die Hand mit Gänsekiel und aufgerolltem Pergament soll Schreiben heißen“ (156) usw. Eine besondere Art von Darstellung boten die Handvotive. Waren Handvotive in der Antike – Brückner erinnert an die in Tempeldepots überlieferten aufwändigen keramischen Handfiguren der Etrusker – so etwas wie „steingewordene Gebetsgesten“, so lassen sich die zahlreichen, meist aus Wachs gegossenen christlichen Handvotive als Bitt- und Dankesbriefe zum Himmel verstehen. Der Begriff der „Promulgation“, das heißt der öffentlichen Bekanntmachung der widerfahrenen Hilfe, kommt ihrer Bedeutung am nächsten.
Die Schwurhände und Schwurtafeln werden erläutert durch das historische Rechtswesen; an die Bedeutung von Gerichtsstäben (der „Main de la Justice“) wird erinnert, auch in ihrer abgeleiteten Verwendung als Herrschaftsinsignien. Weniger bekannt ist der Einsatz der Hände als Ersatzinstrument für Sonnenuhr und Kompass. Emblematische Darstellungen zeigen vielfältig verwobene Sinnfiguren bis hin zu der „oculata manus“, der „Augenhand“. Ein eigenständiges Kapitel behandelt die Handlesekunst, die aus der Betrachtung der Innenflächen beider Hände Schlüsse zieht. Brückner unterscheidet ihre wissenschaftlich ambitionierten Formen wie Lavaters „Physiognomik der Hände“ von der Vielfalt spekulativer Auslegungskünste. Er betont jedoch auch, dass manchen „auf die Jahrmärkte abgedrängten okkulten Traditionen“ (109) historische Deutungen zugrunde liegen wie die antike Temperamentenlehre. Diese verband sich mit astrologischen Elementen, wie die Benennung von Hautlinien und Hautbergen der Innenhand mit den Namen von Planetengöttern erkennen lässt.
Eng am nachweisbaren Gegenstand bleibend bieten die genannten Abhandlungen einen über viele Jahrhunderte und gelegentlich über die Grenzen der westlichen Kultur hinausblickenden mentalitäts- und sittengeschichtlichen Überblick. In diesem findet sich eine Fülle von anregenden Hinweisen auch zu so unerwarteten Darstellungsmedien wie den Tätowierungen der Kreuzritter des Mittelalters oder der Loretopilger im 19. Jahrhundert. Dieses gründlich kommentierte Material ist von besonderem Wert für die Kenntnis von bisher wenig beachteten Bereichen der historischen Zeichen- und Bildwelt und ihrer Motive.
Mag man diesen Buchteil als Ergänzung und Korrektur dessen verstehen, was bisher im Mittelpunkt kunstgeschichtlicher und bildgeschichtlicher Veröffentlichungen stand, so geht der nachfolgende Hauptteil (Abschnitte III bis VIII) deutlich weiter. Er handelt von Rechen- und Merklehren und der Vielfalt ihrer Anwendungsgebiete. Mit den Händen hatte das insofern zu tun, als diese die hauptsächlich benützte (und überall „zuhandene“) Apparatur für das Rechnen bildeten, lateinisch benannt als „Computus“ von „computare“ = zählen. Ihre Funktion bestand im Fingerrechnen, im „calculus digitalis“. Die Darstellung der jeweils errechneten Zählwerte geschah durch die Fingerhaltungen beider Hände; so ließ sie sich für die Zählenden festhalten und Dritten signalisieren. Dieses aus der Antike übernommene System wurde im europäischen Mittelalter weiterentwickelt, und zwar im Zusammenhang mit der über lange Zeit anspruchsvollsten Anwendung, der Festlegung des Kalenders im Abendland. Diese bezog sich sowohl auf die weltgeschichtliche Übersicht durch die Jahreszählung vor und nach Christi Geburt, wie insbesondere auf die wechselnde Festlegung des Ostertermins samt der aus diesem sich ergebenden beweglichen Feste des Kirchenjahrs.
Die Erfindung der Merkhand zur genauen Bestimmung des Ostertermins erläutert Brückner an kunstvollen Darstellungen vom 11. Jahrhundert an. Die Osterberechnung verband astronomisches Wissen mit der heilsgeschichtlichen Überlieferung. Dieses Rechnen war keineswegs die Sache einer abgeschiedenen Klosterwelt, sondern Ausdruck der höchsten Gelehrsamkeit, die über lange Zeit eben in den Klöstern beheimatet war. Weil einerseits die Menschen unserer Zeit sich von dem christlich-heilsgeschichtlichen Tages-, Wochen- und Jahreslauf weitgehend gelöst haben und weil die entsprechenden Ausgestaltungstraditionen wie die adventliche Vorbereitung auf Weihnachten oder das Fasten vor Ostern die Lebensführung in der säkularisierten Welt nur noch wenig beeinflussen, ist die einstige Relevanz dieses „computus“ nicht leicht zu erfassen. Es ging jedoch nicht nur um das Verständnis der – einst als gegenwärtig oder gegenwartsnah erlebten – christlichen Welthistorie, die Zählung der Jahre von der Schöpfung der Welt bis zur nah berechneten Wiederkunft Christi, sondern auch um die jeweils aktuellen Planungen im Rahmen des Jahreskalenders und um Verbindlichkeiten aller Art, die an Kalenderdaten festgemacht waren, nicht zuletzt Liefertermine und finanzielle Fälligkeiten. Brückner zitiert: „Kalenderfragen sind vor allem eine Rechtsangelegenheit und erst in zweiter Linie eine astronomische“ (Joachim Mayr: Der Computus Ecclesiasticus, Düsseldorf 1955, 301). Denn auch heute gilt: „Ist jemand astronomisch an einem Sonntag um 23:30 Uhr geboren, so ist er bei Sommerzeit amtlich am Montag geboren“ (Mayr a.a.O.). Die Berechnung mit dem „computus digitalis“ war zwar leicht verfügbar, war aber keineswegs einfach. Vor Gauß war der Computus eine „besondere Kunst“ und war zeitweise „das einzige Kapitel Mathematik in der Universitätsausbildung“ (Heinz Zemanek).
Den Entwicklungsstufen dieser Kunst geht Brückner von frühmittelalterlichen Beispielen an nach. Er beginnt mit den irischen Mönchen, die Ostertermine entsprechend dem 19-jährigen Mondzyklus festlegten und dabei von den Osterterminen der Vergangenheit ausgingen. Diese Termine ließen sich den 19 Positionen auf einer Innenhand zuweisen, die durch die 14 Fingerglieder und 5 anschließenden Partien der Fingerwurzeln gegeben waren. Sie korrespondierten mit 19 Regeln auf der anderen Hand, „so dass ein bequemes (!) Rechnen möglich war“. Aus der Beachtung des Sonnenzyklus stellte sich jedoch heraus, dass erst nach 28 Jahren die Daten der Sonntage sich wiederholten (weil ein Jahr 52 Wochen und 1 Tag und das Schaltjahr 52 Wochen und 2 Tage zählt). Damit war die astronomische Zeit jedoch noch lange nicht so genau bestimmt, wie sie heute berechnet wird. „Einst musste jeder Theologe, ja jeder Lateinschüler im Computus wohl bewandert sein, und wenn dies heute noch so wäre, hätte man sich gefreut, Ostern 1954 zu erleben. Denn seltener als eine totale Sonnenfinsternis waren diese Ostern, die nach einer seit der Kalenderreform noch nie eingetretenen Regel angesetzt wurden, die in den Jahren 2049 und 2106 wieder anzuwenden ist und dann nie mehr bis 3165“ (Mayr 1955, 301). In solchen Dimensionen zu denken ist aber keineswegs nur der Moderne vorbehalten, denn bereits um 400 n. Chr. legte der sogenannte „Magister Anianus“ dem von ihm berechneten Osterzyklus eine 532-jährige Periode zugrunde. Brückner sei zitiert: „Nach Ablauf von 532 Jahren fällt der Ostervollmond nicht nur immer wieder auf denselben Monatstag, sondern auch auf denselben Wochentag. Anianus verband seine Aufstellung des 532-jährigen Zyklus mit einer chronologischen Übersicht über die ganze, seit Erschaffung der Welt verflossene Zeit. Nach Anianus ist die Welt im Jahr 5492 v. Chr. geschaffen, und zwar am 25. März. Die Menschwerdung Jesu fällt in das Jahr 5501 seiner Weltära, also in das Jahr 9 nach Christus.“ (148)
Es überschreitet die Möglichkeiten einer Rezension, in diese bibelexegetisch-astronomischen Denkübungen weiter einzusteigen Hier genügt der Hinweis auf die historische Rechentechnik, um das Feld ihrer Entfaltung anzudeuten und in der Praxis dann das vielfältige Repertoire, das mit den anatomisch vorgegebenen Positionen der Merkhand verbunden wurde. So zeigen die von Brückner abgebildeten Zeichnungen und Holzschnitte Merkverse für die verschiedensten Zahlen und begrifflichen Inhalte, deren einzelne Wörter auf die einzelnen Positionen der Innen- und Außenhände verteilt sind. Zahlenwerte konnten dabei auch durch entsprechend definierte Buchstaben ersetzt werden. Und ebenso gut ließ sich das Tonsystem durch Tonbuchstaben darstellen. Vom späten 11. Jahrhundert an sind Darstellungen musikalischer Merkhände überliefert, die – nach dem Mönch Guido von Arezzo (um 992‒1050) – als „Guidonische Hand“ und im Englischen später als „singing hand“ bezeichnet wurden. Am Bilde der linken Hand wurde ein festes Merksystem der Tonfolgen entwickelt. Ein anderes Merksystem lag in der Verteilung der Buchstaben des Alphabets vor, wobei in den von Brückner abgebildeten Händen die Vokale an die Fingerspitzen gelegt wurden. Brückner belegt am Beispiel von Conrad Celtis’ „Ars versificandi et carminum“ von 1486 und 1492 auch den Einsatz dieser Merkhilfe für die Prosodie, die Kenntnis des Akzents und der Silbenlängen. Aber es gab auch Merkhände für die Deklination lateinischer Nomina im Singular und Plural – vom Daumen beginnend mit dem Nominativ usw. Die Casus-Endungen standen im Singular auf den ausgestreckten Fingerkuppen und im Plural auf den umgeknickt sichtbaren Fingernägeln.
Diese „Ars memorativa“ oder „Mnemonik“ wandte sich allen erdenklichen Inhalten zu, Alltäglichem ebenso wie Hochkompliziertem. Das als Wissen Vorhandene, gedanklich Greifbare ließ sich an den Fingern abzählen. Das Einprägen von Begriffen ebenso wie der rhetorische Vortrag bedienten sich der bereits vielfach in solche Bemühungen eingeübten und in vielschichtige Deutungen einbezogenen Hände. Das Merken war verbunden mit dem Einordnen und Eingliedern in die übergreifenden Zusammenhänge. Es ging um Wissensprogramme, wie viele Titel und Untertitel der mnemotischen Texte und Illustrationen belegen. Brückner bringt zahlreiche Beispiele wie das der „Ars memoriae“ des Giordano Bruno von 1582 und deren Ergänzungsschrift von 1591: „Über die Anordnung von Bildern, Zeichen und Ideen, für alle Arten des Findens, Gliederns und Auswendiglernens“ (153).
So kann Brückner den „digitus argumentalis“ einleuchtend an der überlebensgroßen Grabfigur und der Beichttafel des Pfarrers Johannes Lupi (gestorben 1468) vorführen, die einst an der Kirchenwand von St. Peter in Frankfurt nahe der Kanzel angebracht gewesen waren (zu diskutieren wäre hier noch die genaue einstige Bestimmung der Bildnisdarstellung. War es ein ursprünglich in die Wand eingelassenes Epitaph oder die Deckplatte über der Grablege des Geistlichen? Die umlaufende Beschriftung spricht für Letzteres. Der Stein misst 200 x 110 cm und ist 1 002 kg schwer, was auch eher für eine Grabplatte spricht).
Das aktuelle Verständnis der Lupi-Figur und des 110 x 230 cm messenden, farbig gefassten Steinreliefs der Zehn-Gebote-Tafel findet sich im Internetauftritt des Historischen Museums Frankfurt so ausgedrückt: Die Inschrift auf dem Lupi-Epitaph „verweist auf die ungewöhnliche Zehn-Gebote-Tafel. In zwei Reihen sind 12 Bildfelder angeordnet, in denen die Zehn Gebote sowie im ersten Bild deren Empfänger Moses und im letzten ein mit Schriftband versehener Mann […] dargestellt sind. Die Gebotebilder haben jeweils eine zählende Hand im Vordergrund und dahinter eine Szene. Die Szenen stellen die zehn Sünden dar, die die Gebote verbieten. Eine Inschrift verläuft in zwei Zeilen am unteren Rand der Bildfelder: Das Zitat aus den Sprüchen Salomons (7,2‒3) mahnt den Leser, die Gebote mit den Fingern in die ‚Tafel deines Herzens‘ einzuschreiben. Dieses Abzählen war eine Erinnerungstechnik, mit der sich auch Analphabeten die Gebote einprägen konnten. Magister Johannes Wolff war ein studierter Mann. Er nutzte seine Gelehrsamkeit aber vor allem, um Glaubensinhalte für ‚jedermann‘ verständlich zu machen. Zehn Jahre nach seinem Tod erschien sein Beichtbüchlein im Druck, und zwar ganz unakademisch in der ‚Volkssprache‘, also auf Deutsch im mittelrheinischen Dialekt. Es bietet eine Zusammenfassung der kirchlichen Lehre für gläubige Christen […]“ (https://www.historisches-museum-frankfurt.de/de/node/33702).
Hier ist eine präzisere Sinnbestimmung möglich. Brückner benützt für die Übersetzung der Inschrift („fili mi serva mandata mea et vives et legem meam quasi pupillam oculi tui liga eam in digitis suis scribe illam in tabulis cordis tui“) die Formulierung Martin Luthers: „Mein Kind, behalte meine Gebote, so wirst du leben, und mein Gesetz wie deinen Augapfel. Binde sie an deine Finger, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens.“ Das ist genauer und beachtet die Bedeutung der Finger, an denen die Inhalte aufgerufen werden. Dies geschieht so, wie es die Grabfigur des Predigers zeigt, die gerade mit der rechten Hand die Finger der linken durchzählt. Dieser Gestus und die Umschrift auf der Grabplatte des „[…] magister Johannes Lupi primus plebanus huius ecclesie doctor decem preceptorum dei […]“ (Lehrer der zehn Gebote Gottes) beziehen sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht primär auf die Zehn-Gebote-Tafel, sondern auf das Bedeutendste, was Lupi hinterließ und was 1478, zehn Jahre nach seinem Tod, durch die von ihm testamentarisch bestimmten Treuhänder im Buchdruck erschien und verbreitet werden konnte: sein „in der Ordnung der Zehn Gebote gehaltener Beichtspiegel“ (185). Diese Einschätzung wird auch durch die Schlussbemerkung dieses Druckwerks gestützt, „dass es bliebe ohne eine Änderung, wohin auch immer es versandt würde bei den Pfarreien der Orte der Mainzer Diözese. Und (zwar) so, dass für die Seele des Stifters und für deine Wohltäter in fleißigstem Gebete gebetet würde […]“.
In solchem Verständnis war das Abzählen keineswegs nur eine oberflächliche Erinnerungstechnik für Analphabeten, sondern ein Aufrufen von fundamentalem Wissen, das der doktorierte Magister Lupi genauso praktizierte wie seine schlichtesten Zuhörer. Brückner zitiert die alttestamentarischen Bibelstellen Exodus 13,9 und Deuteronomium 6,8 und 11,18: „Drum soll dirs ein Zeichen sein in deiner Hand und ein Denkmal vor deinen Augen, auf dass des Herren Gesetz sei in deinem Munde“ und: „Du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sollen Dir ein Denkmal auf deinen Augen sein.“ Er folgert daraus, dass die Hände in der Frankfurter Beichttafel kein bloßer Ziffernersatz sind, sondern das „gesamte Gesetz und die Propheten“ oder eben „Hand und Heil“ bedeuten, den „in mittelalterlicher Denkweise geistlichen Sinnzusammenhang von Geschöpfwelt und Weltenplan“ (184).
Wie differenziert die mittels der Merktechnik der Hände erfassten Inhalte sein konnten, führt Brückner vor am Erbauungsbuch des „Nürnberger Schatzbehalters“ von 1491. Auf 706 Seiten mit eingefügten 100 Holzschnitten nach Vorlagen von Wolgemut und Pleydenwurff bietet dieses großformatige Druckwerk ein heilsgeschichtliches Kompendium, in dessen Mittelpunkt die Geschichte der Passion Christi steht. Damit dieser Schatz dem Gläubigen nutzbar sei, empfahl der Textautor Pater Fridolin (1430‒1498), 100 dünne Bänder oder Reifen so an die Fingerglieder zu setzen, dass durch deren Unterteilung plus der Bandbreite der „Reiflein“ je 50 unverwechselbare Plätze auf den Innenseiten beider Hände entstehen. Die Zählung begann am Sattelgelenk des linken Daumens und lief über die Fingerwurzeln zum kleinen Finger, um dann Reihe für Reihe darüber bis zur Spitze des kleinen Fingers weitergeführt zu werden. An der rechten Hand verlief der Zählmodus von rechts nach links und von oben nach unten. Die Folge der gedruckten Bilder und begleitenden Texte bildete so eine Erbauungsreihe, die wie „Schubfächer eines Behälters“ in eine merkbare Übersicht gebracht worden waren. An diese Ordnungslogik knüpft die Empfehlung des Paters an, die Hörer oder Leser sollten auch die Außenflächen der Hände in das Merksystem einbeziehen. Dazu sollten sie selbst Hände aus Papier fertigen, auf denen jeweils die zweiten Absätze der textlichen Betrachtung auf dem Handrücken in der Höhe der zugehörigen ersten Betrachtungsabsätze verortet werden könnten. Die hundert bildlichen und textlichen Betrachtungen sollten so dem Gedächtnis eingeprägt werden und immer wieder dem betenden Nachvollzug des Lebens und Leidens Christi dienen. Dem modernen Leser, der sich bei solcher Lektüre in weit entrückte Denkwelten hineinbewegen muss, sei gesagt, dass es sich hier nicht um die Versenkung in eine subjektiv kultivierte „Glaubens“-Welt handelte, sondern um Kerngedanken des einst allgemeingültigen Wissens. Dessen theologisches Fundament zu vergegenwärtigen half die Bildfolge der Heilsgeschichte. So und nur so ist der außerordentliche kombinatorische und gestalterische Aufwand des Prachtbuches zu verstehen. Dennoch war hier selbst für den geübten Umgang mit den Merkhänden eine gewisse Schwierigkeit erreicht. Pater Fridolin empfahl deshalb in einer Bemerkung seines Textes eine Alternative zum digitalen Merksystem. Wem es zu schwer falle, die hundert Gegenstände auf den Händen abzubilden, der solle sich einen Paternoster mit hundert Körnern für die Bilddarstellungen anfertigen lassen, geteilt in fünf verschiedenfarbige Gruppen zu jeweils 20 Betrachtungseinheiten.
Doch nicht genug damit. Dem zweiten, sonst bildlosen Teil des „Schatzbehalters“ sind zwei Handdarstellungen vorangestellt, ebenfalls als Gedächtnishilfen. Auf diese sind insgesamt 28 Bildnisse von Heiligen aufgezeichnet, ergänzt um Namen, Attribute und Zahlen. Sie sind gedacht als Muster für einen Steinschneider zur Herstellung von 28 Ringen mit 12 verschiedenen Steinen zur doppelten Verwendung für die zweimal 12 Fingerglieder plus weiterer 5 Steine für die restlichen 5 (?) Fingerglieder. Brückner bezieht die Empfehlung der 12 doppelten Steine auf die Tradition der 12 Monatssteine vom Jaspis bis zum Amethyst. Diese folgt der Offenbarung des Johannes, in der jene Steine als Schmuck der Mauer des Himmlischen Jerusalem aufgezählt sind. Die 28 auf den Steinen anzubringenden Bilder zeigen Christus, Maria und eine Folge von Heiligen und Seligen. Diese Darstellungen sind verteilt auf die Positionen der rechten und linken Hand. Am rechten Rand des Holzschnitts der linken Hand ist eine Textspalte eingefügt mit den 12 Artikeln des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Diese sind nacheinander zu lesen und jeweils in einem ersten Schritt mit der Betrachtung der Apostelbilder zu verbinden, die auf der linken Hand die entsprechende Nummer tragen. Diese Beziehung folgt der mittelalterlichen, in der römischen Allerheiligenliteratur vorgebildeten Lehre der durch Christus verteilten Zuständigkeit der Apostel für die die einzelnen Sätze des Credos. Brückner verweist auf die Ikonografie der Aposteldarstellungen mit entsprechenden Spruchbändern, die sich bis in die Frühe Neuzeit erhalten hat. Im folgenden Schritt ist die Aufmerksamkeit auf die gegenüber liegenden „Spiegelbilder“ der rechten Hand zu richten. Diese zeigen Evangelisten und Glaubenszeugen, auf die sich die jeweiligen Aussagen des Glaubensbekenntnisses wie des im Buch gebotenen Betrachtungstextes besonders beziehen lassen. Darüber hinaus ordnet Brückner in weiteren Spalten seines Erklärungsschemas die Sinngehalte ein, die sich in der anagogischen (auf die Himmelswelt gerichteten) Betrachtung ergeben sowie der Ausrichtung auf die diesseitige Erfahrungswelt (als „leiblicher“ und „geistlicher“ Sinn). Diese Auflistung trägt dem mehrfachen Schriftsinn Rechnung, wie er aus der Antike übernommen und das Mittelalter hindurch in der Bibelinterpretation gebräuchlich war. Die Merkschemata wurden offensichtlich variiert, um besondere Sinnbezüge hervorzuheben. Nur so ist es zu verstehen, wenn im „Schatzbehalter“ die Zählung der Apostelbilder nicht in gleichmäßiger Reihenfolge den Fingergliedern folgt wie bei den Händen der hundert Betrachtungen zuvor, sondern „in Schlangenlinien über die Hand hinweg: vom untersten linken Zeigefingerglied zum mittleren darüber, ,,dann aber wieder hinunter zum untersten Gliede des Mittelfingers“ usw. Brückner typisiert dieses und ähnliche Beispiele mnemotechnischer Methodik, wenn er versichert, es handle sich um „keine originalitätssüchtigen Besonderheiten“, sondern um „ein nach allen Seiten durchgesponnenes […] Beispiel mittelalterlicher Denkmethodik mit dem Ziele heilsgeschichtlicher Weltdurchdringung“ (203).
Der anschließende Abschnitt von Brückners Buch beginnt mit dem Gebrauch der Merkhände im Rahmen des mittelalterlichen Klosterlebens und der besonderen Spiritualität im Umkreis der Klöster und des Klerus. Die mit Lerntexten beschriebenen Hände mit ihrer fünfteiligen Gliederung prinzipieller Inhalte und mit sinnreichen Erweiterungen auf den Innenflächen der Hände finden sich als Merk- und Auslegungsschema bis in die Jahrhunderte der Frühen Neuzeit hinein, sowohl in der geistlichen wie in der profanen Welt. Wie die von Brückner abgebildeten Beispiele belegen, dienten sie vor allem den Zielen der Glaubensverbreitung und -stützung wie der Gewissenserforschung, täglichen Betrachtungsübungen, der Katechismuslehre und der Beichtanleitung. Sie finden sich nach der Reformation sowohl in der evangelischen wie der katholischen Einübungspraxis des Katechismus. Die zahlreichen von Brückner besprochenen Beispiele geben so einen Einblick in die alltägliche Auseinandersetzung mit den tradierten Glaubenslehren. Aber die Memoriertechnik wurde mehr und mehr vereinfacht und das durch sie Vergegenwärtigte verlor an Bedeutung. Nach dem 18. Jahrhundert sank auch der „devotionale und superstitiöse Handgebrauch“ (294 ff.) ab in vergleichsweise anspruchsarme Praktiken.
Es ist Brückners Verdienst, am Beispiel des Rechnens und Merkens mit Händen und Fingern ein einflussreiches Element der historischen Mentalität vor und in der Frühzeit der „Gutenberg-Galaxis“ herausgearbeitet zu haben. Die chronologische Folge von Brückners Beispielen provoziert jedoch die Frage nach dem Wandel, der an ihrer Veränderung ablesbar ist. Es drängt sich der Eindruck auf, dass in der westlichen Kultur – in Europa wie in den Gebieten der christlichen Mission ‒ im Lauf der Neuzeit die noch im 16. Jahrhundert hochraffinierte Verwendung der Merkhände zu einer weithin unbekannten Randerscheinung verblasste. Brückner benennt diesen Wandel nur ausnahmsweise, wenn er etwa in Bezug auf die Chiromantik von der „total säkularisierten westlichen Gesellschaft“ der Gegenwart spricht und von den „seit der Entwicklung des europäischen Rationalismus auf die Jahrmärkte abgedrängten okkulten Traditionen“ (109). Die Rezension des vorliegenden Buches im „Portal Kunstgeschichte“ (von Walter Kayser am 21.1.2020) bewertet vergleichbar die Symbolgeschichte der Hand „auch als einen Prozess der Verkümmerung von Sinnbezügen“. Aber die dort als Ursache angeführten „moderne Werbung und Signographie der Gegenwart, (die) Handabbildungen auf ihren bloßen Signal- und Zeigecharakter reduziert haben“, waren allenfalls verstärkende Effekte. Längst waren die mnemotechnischen Funktionen ausgelagert an die von immer mehr Menschen beherrschte Schrift und schließlich den Buchdruck. Es ist bemerkenswert, auf welche Speichermedien welche Bestandteile des Wissens verteilt wurden, und welche Gruppen innerhalb der Gesamtkultur von diesem besonderen Gebrauch machten. Wenn Brückners Beispiele repräsentativ sind, wurden seit der Frühen Neuzeit die traditionellen Mnemotechniken vor allem zur Pflege der Inhalte des „Glaubens-Wissens“ gepflegt, während das auf Empirie gegründete, rational abgeleitete und intersubjektiv abgesicherte Wissen und die wissenschaftliche Systematik der Erkenntnisgewinnung mit den Medien von Schrift und Druck zusammengingen.
Etwas Ähnliches gilt für die Herstellung von Bauformen, Figuren und Bildern, mit denen bis zur Schwelle der Moderne nicht „Kunst“ für die „ästhetische“ Erbauung hergestellt, sondern eine übersinnliche, geistig geordnete Welt veranschaulicht wurde. Selbst wo seit dem Spätmittelalter profane Motive gezeigt wurden, dienten diese einer immanent oder transzendent auf höhere Sinnzusammenhänge verweisenden Symbolik. Auch hier verbanden sich typische Ausschnitte des historischen „Wissens“ mit dem darstellenden Medium. Von der einst alltäglichen Verwendung der Merkhände war es nur ein Schritt zu der Vorstellung von „wissenden Händen“. Wenn man von dieser weiß, wird manches bisher Unverständliche erklärbar, wie die Prädominanz der Köpfe und Hände in den spätmittelalterlichen Skulpturen und Gemälden. Die oft übergroßen, nervigen Hände von Van Eyck bis Hugo van der Goes, bei Dürer und Riemenschneider, aber auch ihre gestische Betonung zeigen eine argumentative Hervorhebung, die aus dem damaligen „Wissen“ – einschließlich mancher heute nicht mehr nachvollziehbaren Erwartungen an das Organ „Hand“ – geprägt ist. Wenn in den zahlreichen Handstudien jener Zeit, ausgeprägt insbesondere bei Dürer und Grünewald, eine solche Durchdringung der Handanatomie zu finden ist (und bei den so prächtig reproduzierten „Betenden Händen“ von Markus Lüpertz wenig davon übrig ist), dann lässt sich das beziehen auf die kognitive Disposition der Darsteller wie der Betrachter.
Aus der Rationalität der Moderne heraus wurden früheres „Wissen“ und Memorieren vielfach unterschätzt. Brückner formuliert das so: „Ein erkenntniskritisches Fazit aus den historischen Bemühungen von der Antike bis in die frühe Neuzeit lautet für mich: Hier offenbart sich (anders als seit Aufklärungstagen gerne angenommen wird) kein prälogisches, vorrationales, darum abergläubisches, angeblich magistisches Menschenbild, sondern die jahrtausendealte Erfahrung, dass unser Denken ein grundsätzlich bildhaftes ist.“ (157) Dass die historischen und fremdkulturellen Vorstellungen nicht weniger logisch als unsere sind und deshalb in den Grenzen jeweiliger Erkundung rational interpretiert werden können, ist heute nicht mehr strittig. In den Kulturwissenschaften haben Verstehende Soziologie und Ethnomethodologie sich dieser Thematik angenommen. Die offene Frage ist: Wie deuten und ordnen die verschiedenen Kulturen die bildhaften Elemente ihres Denkens – und wie kommt es zur Veränderung dieser Deutungen?
Wie immer man den gerade angesprochenen kulturellen Prozess definiert, der „Verkümmerung von Sinnbezügen“ muss ein Prozess ihrer Ausbildung vorangegangen sein. Die geschichtliche Entfaltung der Fertigkeiten des „Körpergedächtnisses“ mit Händen und Fingern und der Einprägung durch ein systematisiertes Merken hatte erstmals Dame Frances Amelia Yates beschrieben: „Wenige wissen, dass die Griechen, die ja viele Künste erfunden haben, auch die Erfinder einer Gedächtniskunst sind, die wie ihre anderen Künste an Rom weitergereicht wurde, von wo aus sie dann ihren Weg durch die europäische Geistesgeschichte nahm. In dieser Kunst soll mit Hilfe einer Technik, bei der dem Gedächtnis ‚Orte‘ und ‚Bilder‘ eingeprägt werden, memoriert werden. […] Mnemosyne, sagten die Griechen, ist die Mutter der Musen […] Wir modernen Menschen, die wir überhaupt kein Gedächtnis haben, wenden vielleicht, wie der Professor, von Zeit zu Zeit unsere private Mnemotechnik an, die aber für uns in unserem Leben und in unserem Beruf nicht von entscheidender Bedeutung ist. Doch in der antiken Welt, ohne Druckverfahren, ohne Papier, um Notizen zu machen oder Vorlesungen aufzuschreiben, war ein geübtes Gedächtnis ungeheuer wichtig“ (Yates: Gedächtnis und Erinnern, Berlin 1994, 5, 13). Diese Sätze gelten weitestgehend auch für das Mittelalter und selbst noch in der Frühen Neuzeit, über die Alphabetisierung und die Erfindung der Druckkunst hinaus. Wie weit dies der Fall ist und in welchen erstaunlichen Anwendungen die tradierten Mnemotechniken im 15., 16. und 17. Jahrhundert in unserer Kultur anzutreffen sind, genau das zeigen die Beispiele von Brückners Buch, aber sie fordern auch auf zum Überdenken der bisherigen Denkgeschichte. Sie zeigen, wie die oben erwähnten Zitate aus dem Alten Testament, dass Mnemotechniken nicht erst bei den Griechen und nicht allein bei diesen, sondern vermutlich überall in vormodernen Kulturen, „ohne Druckverfahren, ohne Papier, um Notizen zu machen“ entwickelt waren (Yates a.a.O., 13). Die schriftliche Abfassung des griechisch als „Exodus“ benannten zweiten Buches Mose ist unterschiedlich datiert worden zwischen dem 7. und frühen 4. Jahrhundert. Sie fand in einer anderen Sprache und Schrift und höchst wahrscheinlich unabhängig von griechischen Einflüssen statt, soweit einzelne Formulierungen nicht in einer späteren Redaktion verändert wurden.
Nicht eindeutig ist dagegen Brückners Formulierung zur muslimischen Fatme- oder Fatima-Hand. Er rechnet ihren Ursprung „den gleichen pädagogischen Merkmethoden“ zu wie die „im Abendland aus mediterraner Tradition entstandenen mnemotechnischen Hilfsmittel bei praktischen Schul- und geistlichen Erbauungsübungen“. Diese in der Koranschule gebrauchte Merkhand glich „den abendländischen Pendants der Gedächtnisstütze im Religionsunterricht“ und bot eine Aufreihung der Familienmitglieder des Propheten Mohammed; in anderer Verwendung konnte dies auch die Aufzählung der Pflichten des Muslims sein: Fasten, Wallfahrt nach Mekka, Almosenspende, Kampf gegen Ungläubige, Einhalten der Waschungen (307, 308).
Mit seinen zahlreichen Einzelinterpretationen und vielen Verweisen auf eine weitverstreute Literatur steckt Wolfgang Brückner viele neue Forschungsfelder auf einmal ab. Für die europäische Kulturgeschichte hebt seine Rekonstruktion der „ars memorativa“, der Kunst des Merkens und geistigen Ordnens, einen unverzichtbaren Baustein hervor. Die Herausgabe des Buchs ist darum auch eine sehr dankenswerte verlegerische Leistung. Der Gebrauch von Bildern als wichtigste Stütze der Gedächtniskunst ist hier auch für die bildliche Ausstattung großzügig beherzigt worden.