Logo der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Kommission für bayerische Landesgeschichte

Menu

Aktuelle Rezensionen


Christoph Emmendörffer/Christof Trepesch/Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Maximilianmuseum Augsburg (Hg.)

Dressed for Success. Matthäus Schwarz. Ein Augsburger Modetagebuch des 16. Jahrhunderts

Dresden 2020, Sandstein, 144 S. m. Abb., ISBN 978-3-95498-589-0


Rezensiert von Melanie Burgemeister
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 25.08.2022

Matthäus Schwarz (1497‒1574) und sein Modetagebuch wurden 2019 in einer Ausstellung des Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museums präsentiert. Der hier vorzustellende Band über Matthäus Schwarz und sein Modetagebuch begleitet ebenfalls eine Ausstellung, diesmal im Maximilianmuseum (Kunstsammlungen und Museen Augsburg) vom 28. November 2020 bis 28. Februar 2021. Hierfür wurde die Braunschweiger Präsentation nach Augsburg und zugleich in eine eigene Fassung überführt, die vor allem den regionalen Bezug thematisiert. Damit schließen sich Ausstellung und Katalog eng an ihre Vorgänger aus Niedersachsen an, bieten jedoch einen anderen Blick auf das Kleidungsbüchlein.

Dem Katalog zur Ausstellung vorangestellt sind lediglich ein knappes Vorwort und ein kurzer Beitrag zum Leben des Matthäus Schwarz in Augsburg. Hierin beschreibt der Kurator Christoph Emmendörffer in erfrischender Weise das Leben von Matthäus Schwarz und seines Sohnes Veit Konrad Schwarz in Augsburg. Dabei thematisiert er den Lebensweg der beiden Männer, beginnend von einer vergeblichen Ehewerbung bis zum Tod, entlang zahlreicher Ausstellungsstücke, die mit ihren Katalognummern genannt werden. Neben einigen Bildern aus dem „klaidungsbuechlin“ zu zentralen Lebensstationen geht es dabei auch um die räumliche Lage von Wohnhaus und Arbeitsplatz, um die kunstgeschichtliche Interpretation von Gestaltungsmerkmalen der Portraits, politische Gegebenheiten und das vermittelte Selbstbild der beiden Männer sowie den Bezug zu ihrem Dienstherrn, Anton Fugger.

Der Katalogteil umfasst 111 Seiten und zeigt 168 Objekte mit je einer Abbildung. Die Einträge reichen von Auszügen aus dem Kleidungsbüchlein und Münzen über Tuchplomben, Gemälde, Epitaphen und Figurinen bis zu Karten und Kupferstichen. Einen gewissen Schwerpunkt bilden auch im Augsburger Katalog Textzeugnisse aus der Zeit, von denen oftmals kurze Passagen transkribiert und abgedruckt wurden. Insgesamt erscheint die Auswahl dieses zweiten Ausstellungsbandes damit vielfältiger als der Braunschweiger Katalog.

Nach Katalognummer und Bezeichnung findet sich bei jedem Eintrag zunächst ein Absatz mit den wichtigsten Fakten: Ort und Entstehungszeit, Material, Größe, besitzende Institution und dortige Inventarnummer sowie Literatur zum Objekt. Ein Symbol vor der Inventarnummer gibt zudem an, ob das Stück im Braunschweiger Katalog verzeichnet wurde oder ob es zur Dauerausstellung des Maximilianmuseums gehört.

Im folgenden erläuternden Text wird für jeden Gegenstand zuerst allgemeines Wissen vermittelt und darauf aufbauend der Bezug zu Matthäus Schwarz und Augsburg hergestellt. Bei einigen Stücken, die bereits im Braunschweiger Katalog enthalten sind, wie zum Beispiel mehreren Stofffragmenten, fehlt leider die Abbildung und teilweise auch der erläuternde Text. Hier ist ein Verständnis nur über die genannte Literatur möglich. Damit ist der vorliegende Band vor allem als Ergänzung zum ersten Ausstellungsband sinnvoll.

Leider ist innerhalb des Katalogteils kein genaueres Konzept zu erkennen. Die Objekte werden nach den Katalognummern sortiert, sind jedoch sowohl zeitlich als auch thematisch und materiell bunt durcheinander gewürfelt. Hier wäre eine thematische Leitlinie sehr wünschenswert gewesen.

Besonders erfreulich sind die Transkriptionen von sonst nur schwer lesbaren Texten auf Abbildungen oder in Büchern, die den Erläuterungen vorangestellt sind. Diese Auszüge ermöglichen eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den einzelnen Quellen und Objekten. Ebenso zu loben ist das Konzept, die Bilder des „klaidungsbuechlin“ besser verständlich und greifbarer zu machen. So finden sich zahlreiche Exponate, wie zum Beispiel eine Laute oder ein Handbogen, als reales Objekt mit Bezug zu Abbildungen des Modebuches. Demselben Ziel dienen Rekonstruktionen von Kleidungsstücken, die nach bildlichen Vorlagen und aus den von Matthäus Schwarz erwähnten Stoffen gefertigt wurden. Diese Arbeiten ermöglichen ein unmittelbares, mehrdimensionales Verständnis der früher getragenen Kleidung, ihres Wertes und der Wirkung auf den Betrachter und lassen die Bilder damit „lebendig“ und besser erfahrbar werden.

In diesem Zusammenhang ist auch die Website des Maximilianmuseums zu erwähnen, auf der zahlreiche Abbildungen aus dem Buch sowie Details zur Ausstellung und sogar eine Videoführung und kurze Beiträge des Kurators präsentiert werden: kunstsammlungen-museen.augsburg.de/dressed. Die Verbindung von Katalog und Onlinematerial ermöglicht ein gutes Verständnis der Ausstellung und lässt die regionalen Bezüge deutlich erkennen.