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Aktuelle Rezensionen


Michael Stolberg (Hg.)

Körper-Bilder in der Frühen Neuzeit. Kunst-, medizin- und mediengeschichtliche Perspektiven

(Schriften des Historischen Kollegs/Kolloquien 107), Berlin 2021, De Gruyter Oldenbourg, VIII, 354 S. m. Abb. ISBN 978-3-11-073479-9


Rezensiert von Christoph M. Leder
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 01.09.2022

Etliche Bilder der Frühen Neuzeit zeigen gesunde, kranke oder missgebildete menschliche Körper. Die Ausdeutung der Darstellungen verlangt eine gewisse Vertrautheit mit den jeweiligen epochenspezifischen Körpervorstellungen und Krankheitskonzepten. Eingedenk dieser Erkenntnis fand im Frühjahr 2019 im Historischen Kolleg in München ein interdisziplinäres Kolloquium mit dem Titel „Bildliche Darstellungen gesunder und kranker Körper in der Frühen Neuzeit (1450–1750)“ statt. 2021 folgte dieses reichhaltig bebilderte Herausgeberwerk, dessen Lektüre auch für alle Volkskundler*innen bereichernd sein dürfte, die sich intensiver mit der Verbildlichung von Körpern befassen.

In der Einleitung skizziert der Herausgeber des Sammelbandes Michael Stolberg den überlieferten Quellenreichtum. Bevorzugt die bildende Kunst hat zahlreiche Körperdarstellungen hervorgebracht. Darüber hinaus erschienen seit dem 16. Jahrhundert immer mehr anatomische Lehrwerke mit qualitativ hochwertigen Illustrationen. Überdies existieren zahlreiche Zeichnungen von Gelehrten und viele Selbstbildnisse von Erkrankten zur Veranschaulichung ihrer Leiden. Weitere Darstellungen finden sich auf Einblattdrucken und in Kalendern. Im Zuge dieses Überblicks werden auch einige Ausdeutungsschwierigkeiten konturiert: So können viele Krankheitsdarstellungen nur durch den Kontext entschlüsselt werden, zumal häufig charakteristische Krankheitszeichen fehlen. Zudem erlauben viele Verbildlichungen keine retrospektive Diagnostik, da sich diese allzu oft als spekulativ erweist. John Henderson beschreibt die Verbildlichung der Franzosenkrankheit im frühneuzeitlichen Italien. Die von eiternden Pusteln heimgesuchten Erkrankten erlitten heftige Schmerzen und entfalteten einen penetranten Gestank. Da die Erkrankung oft auf ein unzüchtiges Verhalten zurückgeführt wurde, thematisierten Theaterstücke und Einblattdrucke wiederholt das Leben und Sterben von infizierten Prostituierten. Daneben gab es aber auch weniger moralisierende Darstellungen. So beherbergt die Biblioteca Augusta in Perugia ein noch kaum erforschtes Album mit siebenundzwanzig Aquarellen und einer nicht kolorierten Zeichnung. Die vermutlich aus dem späten 16. Jahrhundert stammenden Bilder wurden womöglich für eine medizinische Abhandlung über die Franzosenkrankheit angefertigt. John Henderson erläutert sie im Lichte der 1546 veröffentlichen Abhandlung „De contagione“ des Arztes Girolamo Fracastoro. Sie zeigen nicht nur physische Symptome, sondern auch psychische Belastungen und wirtschaftliche Nöte. Zudem veranschaulichen sie spezifische, auch von Fracastoro empfohlene Therapiemethoden.

Valentina Živković analysiert die von Antonius Padovanus geschaffenen Votivfresken in der Kirche des heiligen Rochus in dem istrischen Dorf Draguć. Das Bildprogramm der 1529 erbauten Kirche umfasst einige ikonografische Motive, die auch in mehreren Pestkirchen des Alpenraums zu finden sind. Nahezu überall scheint die Pest als Gottesstrafe betrachtet worden zu sein. Eine im Innenraum über dem Eingang dargestellte Imago pietatis bringt die innige Hoffnung auf Erlösung zum Ausdruck. Zudem zeigen die Fresken christologische Szenen, Darstellungen der Pestheiligen Rochus und Sebastian und weitere pestbezogene Motive. Die bisher eher unbeachtet gebliebene Inschrift auf dem Bild der Verkündigung lautet LA NVNZIATA DA FIORENZA und könnte sich auf das in der florentinischen Basilica della SS. Annunziata befindliche Gnadenbild La Nunziata beziehen; womöglich wurde der Kult von dort aus verbreitet.

Christiane J. Hessler veranschaulicht die Darstellung der menschlichen Haut als inszeniertes „Hüllorgan“ am Beispiel einer von Marco dʼAgrate 1562 für den Mailänder Dom geschaffenen Marmorstatue des heiligen Bartholomäus. Die Écorché-Ganzkörperfigur zeigt die Muskeln, das Fleisch und die Adern des Gehäuteten und besitzt weder einen Heiligenschein noch Haare. Die Haut ist wie eine antike Toga um seinen Leib geschlungen. Während sich andere Künstler eher an der Heiligenikonografie orientierten, stützte sich dʼAgrate auf medizinische Schriften. Der Verdacht, dass er womöglich von Andreas Vesalius und dessen Lehrbuch „De humani corporis fabrica“ beeinflusst worden sein könnte, wird zum Beispiel durch das gestalterische Detail erhärtet, dass die Physiognomie der im Rückenbereich herabhängenden Gesichtshaut des Heiligen an jene des Vesalius erinnert, der ebenfalls mit einer hohen Stirn, krausem Kopfhaar und einem Bart dargestellt wurde.

Li-Chun Lee vergleicht Darstellungen des Körperinneren in der europäischen Medizin mit jenen in der chinesischen Medizin. Er warnt davor, die Sichtbarkeit des Körperbildes mit der Sichtbarkeit des Körpers gleichzusetzen. Zur Veranschaulichung verweist er auf die Handarbeit des Anatomen, der einen Körper öffnet, zerlegt, eine Struktur des Körpers ausformt und ein Bild des Körpers gestaltet. Dabei wird jeder Körper kulturabhängig erschlossen, sichtbar gemacht und wahrgenommen. Während in der europäischen Medizin eine „unablässige Wiederkehr des geöffneten Körpers“ (87) vorherrschte, wurden in der chinesischen Medizin die Eingeweide fast nie in geöffneten Körpern dargestellt. Die chinesischen Ärzte interessierten sich weniger für die Formen der einzelnen Organe als vielmehr für die Beziehung zwischen den inneren und äußeren Bereichen des Körpers. Dabei wurde das Gesicht wie eine Erscheinungsfläche der jeweiligen Zustände des Organismus betrachtet.

Alexander Pyrges konturiert die Geschichte der Fettleibigkeit von der Renaissance bis zum Ausklang der Frühen Neuzeit im 18. Jahrhundert und unterstreicht, dass die Korpulenz im Laufe der Epochen immer wieder Abwertungsnarrativen ausgesetzt war. In der Frühen Neuzeit wurde ihre Verbildlichung von drei wesentlichen Prozessen geprägt. So wurde sie im Rahmen eines Normierungsprozesses als „Gegenentwurf zur [...] Norm eines zivilisierten Körpers“ (106) dargestellt. Zudem wurden die verbildlichten Körper immer häufiger aus ihren biblischen, hagiografischen, historischen und mythologischen Kontexten herausgetrennt und erlangten durch eine „ästhetische Autonomisierung“ (ebd.) eine eigenständige Bedeutung. Dies begünstigte eine größere Aufmerksamkeit für den Körper selbst, dem nun auch neue Bedeutungen wie zum Beispiel die Machtfülle zugeschrieben wurden. Beispielsweise ließ sich so mancher Renaissancefürst in der Tradition der antiken Gravitas-Darstellungen mit gewichtigem Leib und würdevollem Habitus porträtieren, während seine fürstliche Leibesfülle zugleich das im Hintergrund abgebildete Herrschaftsgebiet symbolisierte. Darüber hinaus erwuchs in der Renaissance eine neue Tradition der ikonografischen Exploration, die sich auch auf die Wahrnehmung der Beleibtheit auswirkte.

Stavros Vlachos betrachtet mehrere Passionsszenen der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Buchmalerei, Tafelmalerei und Grafik und betont, dass die Peiniger Jesu oft deformiert dargestellt wurden, um ihre hässliche Sündhaftigkeit zu veranschaulichen und beim Betrachter negative Gefühle zu erwecken. Bereits im 12. und 13. Jahrhundert stellten einige Buchmaler die Folterer Jesu mit dunklen Hautfarben dar, um womöglich ihre dunklen Seelen zum Ausdruck zu bringen. Die Künstler des Spätmittelalters ließen sich bei ihrer Motivwahl von den Psalmen des Alten Testaments inspirieren. Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurde dann immer häufiger eine möglichst wirklichkeitsnahe Verbildlichung von bestimmten Missbildungen und Erkrankungen angestrebt. Neben dem „weichen Stil“, der sich zwischen 1380 und 1430 entfaltete, entwickelte sich auch ein expressiver Stil, der die Visualisierung körperlicher Auffälligkeiten begünstigte. Hierzu gehörten zum Beispiel Zwerge, Bucklige oder Schergen mit Geschwüren. Stavros Vlachos spürt diesen Verbildlichungen auf einigen ausgewählten Passionsgemälden von Hermann Schadeberg, Narziß Lauinger, Jörg Ratgeb und Albrecht Dürer nach und ergründet nicht nur deren Bedeutungen, sondern auch ihre Auswirkungen auf den jeweiligen Inhalt der Darstellungen.

Volker Hille fokussiert die Figur eines Schergen aus dem frühen 15. Jahrhundert und fahndet nach methodischen Ausdeutungsmöglichkeiten ihrer Entstehung und Bedeutung. Die Figur befindet sich in den Archivolten in der Portalvorhalle des Ulmer Münsters. Der innere Bogenlauf beherbergt zehn Apostelmartyrien aus der Zeit um 1415. Das Martyrium des Apostels Andreas zeigt einen weit vorgebeugten, kleinwüchsig anmutenden Schergen mit einer kapuzenähnlichen Kopfbedeckung, der das rechte Bein von Andreas festbindet. Die Gestaltung des Bereiches zwischen der Oberlippe und der Nase könnte als Lippenspalte gedeutet werden, die womöglich als pejoratives Stigma des Peinigers gestaltet wurde. Der Autor widmet sich jedem Detail der Szenerie und und lotet im Lichte dieses zweifellos schwer auszudeutenden Artefaktes methodische Möglichkeiten aus, kunsthistorische Erkenntnisse zu gewinnen.

Jasmin Mersmann befasst sich mit der Darstellung von Kastraten im 18. Jahrhundert und beleuchtet die Interaktion von medizinischen Auffassungen, populären Normalitätsvorstellungen und ästhetischen Proportionsregeln. Viele der vor der Pubertät kastrierten Knaben erlebten ein ungewöhnliches Längenwachstum, das heutzutage aus einem Mangel an Testosteron abgeleitet wird, zumal dieses Hormon unter anderem die Epiphysen schließt und damit das weitere Wachstum verhindert. Einige entwickelten zudem außergewöhnlich lange Gliedmaßen, andere wurden im Alter dickleibig. Obgleich also viele Kastraten wie Filippo Balatri oder Farinelli aufgrund ihres Klangvolumens zu gefeierten Gesangskünstlern avancierten, litten sie dennoch zeitlebens unter den physiologischen Auswirkungen der chirurgischen Eingriffe. Die Sänger wurden durchaus unterschiedlich dargestellt. Im Falle repräsentativer Porträts erstrebten viele Maler eine normalisierende oder sogar idealisierende Verbildlichung ihrer Körper. Die Karikaturisten hingegen überzeichneten alle Deformationen und Disproportionen.

M A Katritzky widmet sich den frühneuzeitlichen Darstellungen von Doppelfehlbildungen. Diese kommen bei genetisch identischen Mehrlingen vor, entstehen in den ersten Wochen der Gravidität und gelten als nicht-erblich. Das Formenspektrum erstreckt sich von zusätzlichen Gliedmaßen eines Menschen bis hin zu komplett entwickelten, miteinander verwachsenen Zwillingskörpern. Neben den generischen Darstellungen, die beispielsweise miteinander verbundene Gemini oder mehrköpfige Gottheiten umfassten, wurden auch geschichtlich nachweisbare Personen dargestellt. Hierzu gehörte beispielsweise der Schausteller Antonio Martinelli, der gemeinsam mit seiner Familie die Jahrmärkte Europas bereiste und gegen Zahlung beachtlicher Beträge auch immer mal wieder Antonellus präsentierte, seinen aus dem Bauchraum herausgewachsenen parasitären Zwilling. Der vermutlich aus Indien stammende Muslim Shackshoone wurde 1685 im Alter von etwa zwanzig Jahren nach England gebracht und öffentlich präsentiert. Sein Unwille, sich weiterhin vermarkten zu lassen, führte zu einigen Gerichtsverfahren.

Brendan Röder macht auf jene Zeichnungen aufmerksam, welche im Rahmen der frühneuzeitlichen kurialen Gnadenverfahren angefertigt wurden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein mussten Priester, die von Unfallverletzungen, Verunstaltungen oder Funktionseinschränkungen heimgesucht wurden, einen Ausschluss aus dem Klerus befürchten. So mancher wandte sich mit einer Supplik an die römische Kurie und bat die Konzilskongregation um eine Ausnahme. Letztere beauftragte den lokalen Bischof, den Geistlichen in Augenschein zu nehmen, einen Bericht zu verfassen und den Wahrheitsgehalt der vorgebrachten Bitte zu bestätigen. Den Berichten wurden oft Zeichnungen mit Darstellungen der betroffenen Körperteile beigelegt. Ergänzend konnten medizinische Gutachten hinzugefügt werden. Nicht selten wurden physisch versehrte Hände gezeichnet. Wenn sie mit einer Hostie hantierend dargestellt wurden, so sollte vermutlich ihre Fähigkeit betont werden, trotz der Versehrung noch die Eucharistiefeier zelebrieren zu können.

Thomas Fischbacher betrachtet frühneuzeitliche Fürstenporträts und lotet die Frage aus, ob körperliche Behinderungen oder Erkrankungen der physischen Idoneität eines Herrschers im Wege stehen konnten. Nach der Goldenen Bulle von 1356 sollte der zu wählende Königskandidat gerecht, gut und tauglich sein. Die körperliche Tauglichkeit der wählenden Kurfürsten wurde hingegen mit keinen weiteren Voraussetzungen verknüpft.  So litt beispielsweise der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. seit seiner Kindheit an einer klumpfußartigen Supinationsstellung der Füße und vermutlich auch an einer Skoliose. Dennoch erlangte er 1688 die Kurwürde und krönte sich 1701 zum König in Preußen. Auf Porträts und Standbildern wurden seine Behinderungen zumeist geschickt kaschiert. Im Laufe des 18. Jahrhunderts durften die versehrten Fürstenkörper dann immer wahrheitsgetreuer dargestellt werden. So wurde beispielsweise der Kurprinz Friedrich Christian von Sachsen, der aufgrund einer lähmungsartigen Schwäche seiner Beine oft nur mit fremder Hilfe laufen konnte, durchaus mit seinen Haltungsschwierigkeiten oder auch im Rollstuhl sitzend porträtiert. Friedrich der Große hingegen, der unter einer ausgeprägten Kurzsichtigkeit gelitten haben soll, musste den Gebrauch seiner Sehhilfen aus Standesgründen verbergen.

Sebastian Pranghofer erzählt die noch nicht allzu bekannte Geschichte der Lymphgefäße und lotet die Bedeutung ihrer Verbildlichung aus. Die Lymphgefäße wurden im Laufe des 17. Jahrhunderts mithilfe der Ikonografie als anatomisches Faktum betrachtet, nach der Entdeckung des Blutkreislaufes durch William Harvey als eigenständige Einheiten anerkannt und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als System von Saugadern begriffen. Bei der Entwicklung dieses Konzeptes erlangten Illustrationen eine große Bedeutung. Der Autor wertet wegbereitende anatomische Abhandlungen aus – beispielsweise jene von Gaspare Aselli, Jean Pecquet, William Cruikshank oder Paolo Mascagni – und erläutert die allmähliche Aufweichung der althergebrachten galenischen Anatomie durch neue Erkenntnisse. Ergänzend erklärt er die schwierigen Präparations- und Verbildlichungsmöglichkeiten, zumal die rasche Verwesung der Lymphgefäße das Injizieren erheblich erschwerte.

Domenico Bertoloni Meli untersucht einige anatomische Abbildungen des 1543 veröffentlichten Werkes „De humani corporis fabrica“ von Andreas Vesalius und der 1685 erschienenen „Anatomia humani corporis“ von Govert Bidloo. Er fokussiert ihre jeweilige Textur – also die „Feinstruktur von Geweben und Körperteilen“ (301) – und lotet die jeweiligen Darstellungsmöglichkeiten der unterschiedlichen Drucktechniken des Holzschnitts und des Tiefdrucks aus. Wenngleich die Holzschnitte der „Fabrica“ eine bis zu jener Zeit nicht gekannte Genauigkeit aufweisen, bezeugen die Kupferstiche der „Anatomia“ die im 17. Jahrhundert viel ausgefeilter gewordenen anatomischen Präparationstechniken, zeigen teilweise mikroskopische Strukturen und verbildlichen die Texturen mit einer Präzision, die mit Holzschnitten nie erreicht worden wäre. Somit erweiterte der Tiefdruck die Darstellungsmöglichkeiten von anatomischen und pathologischen Details auf beeindruckende Weise.

Thomas Schnalke betrachtet vier ausgewählte Abbildungen aus unterschiedlichen Abhandlungen des Berliner Anatomieprofessors Johann Gottlieb Walter (1734–1818) und geht der Frage nach, wie sie konzipiert wurden. Walter sezierte im Laufe von vierzig Jahren etwa 8 000 Leichname und baute gemeinsam mit seinem Sohn Friedrich August eine Privatsammlung mit 3 092 Präparaten auf. Die näher analysierten Verbildlichungsbeispiele umfassen eine Speckgeschwulst, Kopfvenen, Blasensteine und Gallensteine. Bei der Herstellung dieser Präparate wurde das Darzustellende aus dem Körper herausgelöst und in eine bestimmte Form und Position gebracht. Daraufhin entstand ein zweidimensionales Bild, das zuerst gezeichnet, anschließend gestochen und schließlich gedruckt werden musste. Auf dem Weg vom Körper zum Abdruck verflüchtigte sich die ursprüngliche Materialität mit allen Qualitäten, sodass schließlich nur die „Repräsentation der Struktur in Form und Farbe“ übrigblieb (344).

Alle Beiträge dieses Bandes wurden sorgfältig ausgearbeitet und stellen wertvolle Bereicherungen der interdisziplinären Erforschung von historischen Körperbildern dar. Die Themenauswahl ist bravourös geglückt. Bereits in der Einleitung wird der erkenntnistheoretische Gewinn evident. Jeder Text vermittelt äußerst profunde Kenntnisse und beherbergt aufschlussreiche Ausführungen. Insbesondere die methodologischen Überlegungen dürften den Weg für neue Sichtweisen auf die unterschiedlichen Bildquellen ebnen. Gleichzeitig werden wesentliche Forschungslücken geschlossen. Durch die Lektüre gewinnen die Leser*innen einen hervorragenden Einblick in die Perspektiven, Prinzipien und Praktiken des Umgangs mit historischen Körperbildern. Wertvolle Ergänzungen sind die Kurzbiografien der Autor*innen und das nicht selbstverständliche Personenregister am Ende des Bandes. Wer sich auch immer mit Körperbildern des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit befassen möchte, wird dieses Buch als wesentlichen Wegweiser erkennen.