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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Konrad Bedal

Windsheimer Häuser. Bau- und Kunstgeschichte einer kleinen fränkischen Reichsstadt 1200–1800

(Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums des Bezirks Mittelfranken 87), Bad Windsheim 2019, Fränkisches Freilandmuseum, 455 S. m. 896 Abb., ISBN 978-3-946457-09-1


Rezensiert von Jan Borgmann
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 15.09.2022

Mit der vorliegenden Publikation hat sich Konrad Bedal, der langjährige Leiter des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2019 selbst ein rundum würdiges Geschenk auf den Gabentisch gelegt. Bedal, als Gründungsdirektor 1977 nach Bad Windsheim berufen und seit 1980 mit seiner Familie dort wohnhaft, liefert eine großartige gebäudebezogene Gesamtschau auf Bad Windsheim und präsentiert die Ergebnisse seiner 42-jährigen Beschäftigung mit dem historischen Baubestand der kleinen Reichsstadt in einem Werk, das in dieser Form nicht nur in Bayern sicher seinesgleichen sucht.

Zur Vorbereitung des Bandes erfolgte in den Jahren 2017–2019 die „Dokumentationsaktion Windsheimer Bauten“ unter anderem mit umfangreichen dendrochronologischen Untersuchungen, die den bisherigen bauhistorischen Wissensstand zu Bad Windsheim wesentlich erweiterten. Als Bildhandbuch vom Autor selbst gestaltet und mit zahlreichen Fotos und hervorragenden Zeichnungen – selbstverständlich aus der Feder Bedals – versehen, ist ein für Laien und Fachleute gleichermaßen lesbarer, jedoch in jeder Beziehung schwergewichtiger Beitrag zur Geschichte vor allem des kleinstädtisch und ländlich geprägten Hausbaus in Franken in der Zeit vor 1800 entstanden. In klassischer Manier der modernen Hausforschung legt Bedal den Fokus des Bandes darauf, „die bauliche und räumliche Erscheinung und zeitliche Entwicklung der Häuser im Kontext mit funktionalen und sozialen Fragestellungen“ (Vorwort) darzustellen.

Ausgehend von 40 exemplarischen Hausporträts wird die Bau- und Entwicklungsgeschichte der Reichsstadt Windsheim anschaulich erzählt. Nach einem Einstieg zu Stand und Methoden der Forschung folgt einleitend ein Kapitel zu „Stadtstruktur und Sozialgefüge“. Schon dieser Abschnitt des Buches entpuppt sich als wahres Füllhorn an ganz grundsätzlichen Informationen und Erkenntnissen zum neuzeitlichen Alltagsleben in einer Kleinstadt. Ob zu Bäckern, Brauern und Wirten, zu Färbern und Gerbern, ob zum „heimlich Gemach“, zu Altanen und Hinterhäusern, oder zu Bauernhöfen in der Stadt, gefühlt wird schon hier jede Facette des Themas bedient. Diese Inhaltsdichte setzt sich in den anschließenden Kapiteln bruchlos fort. So bietet der Abschnitt zu „Grundlagen und Besonderheiten des Windsheimer Bauwesens“ hoch interessante Einblicke in die regionale Baukultur, unter anderem wird ein in Windsheim angewendetes Gips-Guss-Verfahren bei der Ausfachung im Fachwerkbau vorgestellt. Die darauf folgenden sechs, in zeitlicher Abfolge geordneten Kapitel spannen dann einen grandiosen bauhistorischen Bogen von steinernen romanischen Bauresten, gotischem Holzbau über die „Verfeinerung und Verdichtung in der Spätgotik“ bis hin zu barockem „Aufschwung in Stuck und Putz“, die „Windsheimer Gotteshäuser der Gotik“ nicht zu vergessen. Analog zu ihrer Baugeschichte finden sich hier die inhaltsreichen Hausporträts an jeweils passender Stelle integriert. Auch der Hauptteil des Buchs besticht durch eine Vielzahl spannender Fragestellungen und besonderer Details – vor allem in den Hausporträts, ohne dabei die Gesamtschau und die Analyse der überörtlichen und überregionalen Zusammenhänge aus dem Auge zu verlieren. Eine Baudatenliste und ein Sachregister erleichtern die inhaltliche Arbeit mit dem Werk.

Quintessenz: Entstanden ist ein anregendes, rundum beispielhaftes Lehrbuch zur Bau-, Kunst- und Kulturgeschichte einer kleinen fränkischen Reichsstadt, ein Grundlagenwerk mit Relevanz für ganz Franken, mit Vorbildfunktion für Bayern und ganz Deutschland.