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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Sönke Friedreich/Ira Spieker (Hg.)

Alltag ǀ Kultur ǀ Wissenschaft. Die volkskundlich-kulturanthropologischen Institute und Landesstellen

(ISGV digital. Studien zur Landesgeschichte und Kulturanthropologie 3), Dresden 2021, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV), 254 S. m. Abb., ISBN 978-3-948620-02-8


Rezensiert von Tobias Hammerl
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 15.09.2022

Die Empirische Kulturwissenschaft, wie die Volkskunde neuerdings genannt werden will, wird oft mit den universitären Instituten und Lehrstühlen gleichgesetzt. Allerdings gibt es noch zwei weitere wichtige Säulen des Faches. Dies sind zum einen die volkskundlichen Museen mit ihren umfangreichen und oft spezialisierten Sammlungen zur Alltags- und Sachkultur. Zum anderen sind es eine ganze Reihe von sehr heterogenen Einrichtungen, welche sich als Forschungs-, Vermittlungs- und Beratungsstellen verstehen. Diese Institute erforschen die Alltagskultur im regionalen Umfeld, leisten wertvolle Vermittlungs- und Multiplikatorenarbeit und bilden oft ein außerordentlich wichtiges Bindeglied zwischen akademischen und ehrenamtlichen Communities.

Im vorliegenden Band stellen sich diese Institute selbst in eigenständigen Beiträgen vor. Mitarbeitende oder Institutsleitungen zeichnen für die entsprechenden Kapitel als Autor*innen verantwortlich. Neben der jeweiligen Institutsgeschichte, werden in der Regel die fachlichen Schwerpunkte, spezifische Sammlungen und Publikationsreihen sowie besondere Projekte vorgestellt. Zudem geben die Beiträge Auskunft über Bibliotheks- und Archivbestände, die Finanzierung, Trägerschaft und Personalausstattung der einzelnen Einrichtungen.

Dieser Band stellt ein sehr gutes Überblickswerk über die außeruniversitäre volkskundliche beziehungsweise empirisch kulturwissenschaftliche Landschaft dar und ermöglicht allen Interessierten einen fundierten Einblick in deren Tätigkeit. Da sich dieses Informations- und Nachschlagewerk an ein breites Publikum richtet, ist es sehr erfreulich, dass der Band digital publiziert wurde und jederzeit kostenlos zugänglich ist. Leider sind die Kapitelbezeichnungen im PDF nicht einheitlich. Zwar werden in der Regel die Institutsnamen als Überschriften angezeigt, was auch am sinnvollsten ist, teilweise wurden Schlagwortüberschriften wie „Stadt – Land – Zwischenraum“ gewählt, welche erst beim Anklicken verraten, welche Landesstelle sich dahinter verbirgt. Ebenso fällt auf, dass die Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz in diesem Band vertreten ist, die der anderen sechs bayerischen Bezirke jedoch nicht.

Gerade in einer Zeit, in der die Empirische Kulturwissenschaft sich tief in Aushandlungsprozessen hinsichtlich der eigenen fachlichen Identität befindet, ist die vorliegende Zusammenstellung ein wichtiger Beitrag, um den Leser*innen die Relevanz der außeruniversitären, regional ausgerichteten volkskundlichen Forschungs- und Vermittlungseinrichtungen für das Fach und darüber hinaus für die breite Öffentlichkeit vor Augen zu führen.