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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Karl Hausberger

Zwei Quellen zur Pfarreiengeschichte des Bistums Regensburg in der Barockzeit. Aus dem Lateinischen übertragen und für die lokale Forschung aufbereitet

(Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 54), Regensburg 2020, Verein für Regensburger Bistumsgeschichte, 446 Seiten, 13 Abbildungen


Rezensiert von Roland Götz
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 17.04.2023

Das Bistum Regensburg ist in der glücklichen Lage, vom Ausgang des Mittelalters an eine dichte Folge von „Querschnittsquellen“ zu besitzen, die jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt das gesamte Bistumsgebiet abdecken und nach einheitlichem Schema Informationen zu (fast) sämtlichen bestehenden Pfarreien bieten. Die Reihe beginnt mit dem „Registrum caritativi subsidii“ von 1482, umfasst gleich mehrere Visitationsprotokolle der Reformationsepoche (von 1508, 1526, 1559 und 1589/90) und setzt sich fort mit unterschiedlich ausführlichen Bistumsbeschreibungen bzw. -matrikeln von 1600, 1665, 1723/24 und 1782-1787. Von 1984 an wurden diese Quellen in den „Beiträgen zur Regensburger Bistumsgeschichte“ bzw. in den „Beibänden“ dazu ediert, vor allem durch Paul Mai und Manfred Heim (vgl. die Gesamtübersicht über beide Reihen, S. 435–446).

Dazu kommen für das 19. und 20. Jahrhundert die diözesanen Schematismen, gedruckte Matrikeln von 1813, 1838 und 1863 und die beiden modernen Bistumsbeschreibungen von 1916 und 1997, von denen letztere – soweit zum Zeitpunkt des Erscheinens möglich – die vorgenannten historischen Quellen zumindest im Hinblick auf die Strukturdaten ausgewertet hat.

Diese Quellen sind nicht nur für verschiedenste wissenschaftliche Fragestellungen verwertbar, sondern wertvoll auch für die Heimatforschung, die vielfach in verdienstvoller Weise von Personen betrieben wird, die nicht über lateinische Sprachkenntnisse und ein (kirchen-)historisches Fachstudium verfügen. Vor allem diesen Interessentenkreis hat der Verfasser im Blick, wenn er im vorliegenden Band zwei wichtige bistums- und ortsgeschichtliche Quellen übersetzt, paraphrasiert und in schematisierter Anordnung zugänglich macht. Aber auch manche Studierende werden sich freuen, wenn ihnen damit über die Hürden der lateinischen Sprache und einer oft schwer verständlichen Begrifflichkeit hinweggeholfen wird.

Die bisher nicht publizierten Protokolle der Pontifikalhandlungen des Regensburger Weihbischofs Albert Ernst von Wartenberg (1635–1715) für die Jahre 1688 bis 1705 bieten einen Einblick in den weihbischöflichen „Arbeitsalltag“, insbesondere aber zahlreiche, für die Pfarr- und Kunstgeschichte wichtige Weihedaten von Kirchen und Altären. Inhaltlich ungleich umfassender sind die durch den Regensburger Bistumsadministrator und Weihbischof Gottfried Langwerth von Simmern (1669–1741) veranlassten Pfarrbeschreibungen aus den Jahren 1723/24. Aus den oft umfangreichen Beschreibungen sind ausgewählte Kategorien (Patrozinien, Patronatsrechte, Geistlichkeit, Kreuzgänge und Nahwallfahrten, Schulwesen) in standardisierter Anordnung wiedergegeben. Zu diesen historischen und kirchenrechtlichen Sachverhalten werden einleitend inhaltliche Einführungen gegeben (S. 125–153).

Während bei den Protokollen sinnvollerweise die chronologische Ordnung beibehalten wurde, sind die ursprünglich nach Dekanaten gegliederten Pfarrbeschreibungen in alphabetischer Folge wiedergegeben. Register erschließen nicht nur alle Orte und Personen, sondern auch die Patrone (d.h. Verleiher) der Pfarreien.

Um die Verwendung der gebotenen Quellenauszüge auch in wissenschaftlichen Kontexten zu ermöglichen, wird jeweils auf die Fundstellen in der Originalquelle bzw. der wissenschaftlichen Edition verwiesen. Das handschriftliche Original der Protokolle (clm 1301) ist im digitalen Angebot der Bayerischen Staatsbibliothek, der vollständige lateinische Text der Bistumsbeschreibungen von 1723/24 in der Edition von Manfred Heim aus dem Jahr 1996 (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Beiband 9) greifbar. Insofern ist der Band auch als bequeme Hinführung zu den Originaltexten zu nutzen.

Den ersten nach dem Tod des Regensburger Diözesanpriesters, jahrzehntelang an der Ludwig-Maximilians-Universität München lehrenden Kirchenhistorikers sowie Mitbegründers und langjährigen Vorsitzenden des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, Professor Dr. Georg Schwaiger (1925–2019), erschienenen Band der „Beiträge“ nutzt der Verfasser auch, um seinem (und des Rezensenten) akademischem Lehrer einen Nachruf zu widmen (S. 11–15).