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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Michael Eckert

Joseph von Baader. Technikpionier im vorindustriellen Bayern

(Kleine bayerische Biografien), Regensburg 2022, Friedrich Pustet, 166 Seiten, 22 Abbildungen


Rezensiert von Stephan Deutinger
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 28.07.2023

Georg Reichenbach, Joseph Fraunhofer, Joseph Utzschneider, Joseph Baader: Es ist nur eine kleine Handvoll Männer, die im historischen Gedächtnis den Eintritt Bayerns in die technisch-industrielle Epoche an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert repräsentieren. Der einzige von ihnen, der bisher noch nicht ernsthaft biographisch gewürdigt worden war, Joseph Baader (1763–1835), erhält nun endlich sein Lebensbild aus dafür bestens ausgewiesener Feder.

Michael Eckert hat eine umfassende Biographie Baaders erarbeitet, die in ihren frühen Phasen enge Berührungspunkte mit dem Werdegang seines jüngeren und berühmteren Bruders Franz, des Philosophen, aufweist. Er stellt dabei die ganze technische Bandbreite Baaders vor Augen, der eben keineswegs nur der „Eisenbahnpionier“ war, als der er in einer national geprägten Geschichtsschreibung figurierte. Seine zeitgenössische Anerkennung beruhte vielmehr auf seinen Ingenieursleistungen bei der Eisenverhüttung und der Salzgewinnung, die für den jungen bayerischen Staat von großer Bedeutung waren. Die große Fontäne vor Schloß Nymphenburg aber, die sich aus von Baader konstruierten Pumpwerken speist, nötigte selbst einem Napoleon Bewunderung ab.

Das Bändchen fügt sich bestens in die verdienstvolle Reihe des Pustet-Verlages ein, die nach und nach den seit langem schmerzlich empfundenen Mangel an altbayerischen Biographien behebt. Die vorliegende Darstellung ist sachkundig und doch flott geschrieben; störend wirkt sich gelegentlich nur die Neigung des Autors aus, Überlieferungslücken durch Mutmaßungen zu füllen. Die landesgeschichtliche Forschung ist in erfreulicher Breite berücksichtigt. Allerdings hätte das eine oder andere fehlende Grundlagenwerk, etwa Hans Graßls begnadete geistesgeschichtliche Studie über Bayerns „Aufbruch zur Romantik“ (1968), zusätzliche Aufschlüsse über die Brüder Baader vermittelt.

Alles in allem ist der informierte Leser dankbar für die sorgfältige Auswertung der bisher über Baader vorliegenden Literatur, deren Erkenntnishorizont durch die dichte Heranziehung zeitgenössischer gedruckter Quellen, aber auch neuerer Briefeditionen deutlich erweitert wird. Daß die ebenfalls reich sprudelnden archivalischen Quellen nur punktuell benutzt wurden, zeigt, daß ein abschließendes Wort über Joseph Baader damit weiterhin nicht gesprochen ist. Eine wichtige Wegmarke ist freilich durch Michael Eckert gesetzt.