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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Waldemar Könighaus (Bearb.)

Dalmatia-Croatia Pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Dalmatiae et Croatiae ecclesiis, monasteriis, civitatibus singulisque personis concessorum

(Regesta Pontificum Romanorum), Göttingen 2022, Vandenhoeck & Ruprecht, XLVII und 496 Seiten


Rezensiert von Philipp T. Wollmann
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 04.10.2023

Das mittelalterliche Papsttum ist durch seine Bedeutung als eine Zentralgewalt mittelalterlicher Ordnung ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Mediävistik. Dabei waren und sind es oftmals national geprägte Unternehmungen, die sich mit den regional überlieferten Quellen zur Papstgeschichte auseinandersetzten. Eine Ausnahme bildet das durch Paul Fridolin Kehr begründete Göttinger Papsturkundenwerk, welches durch die Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung finanziert wird. Dieses machte es sich zur Aufgabe, die Quellen zu regionalen Akteuren, die bis zum Pontifikatsbeginn Papst Innocenzʼ III. 1198 im Kontakt mit der römischen Kurie standen, durch lateinische Regesten zu erschließen. Im Laufe der Zeit konnten so bereits zahlreiche und wichtige Quellenbestände des christlichen Abendlandes publiziert werden. Es war das Verdienst des Bearbeiters, neben den bisher fokussierten Regionen Italiens, Frankreichs, Spaniens und des Römisch-Deutschen Reiches auch die oftmals als Peripherien angesehenen Gebiete Ostmitteleuropas in diesem Rahmen erschlossen zu haben. So erschienen bereits die Bände zu Böhmen-Mähren 2011 und zu Polen 2014. Die Erfahrung des Bearbeiters mit den früh- und hochmittelalterlichen Papsturkunden spiegelt sich auch in vorliegendem Band wider, der die dalmatisch-kroatischen Quellen zusammenträgt und damit einen essentiellen Beitrag zu einer Region bringt, die schon seit der Spätantike mit den römischen Bischöfen in Kontakt stand und eine reiche Überlieferung besitzt.

Der Band folgt den bereits von Paul Fridolin Kehr festgelegten Reihenrichtlinien, weshalb er durchgehend in lateinischer Sprache verfasst ist. Den Zugang erleichtern neben dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis (S. IX-XIII) vor allem die beiden daran anschließenden Tabellen: Ein chronologisch geordnetes Verzeichnis der im Band enthaltenen 334 nummerierten Papst-, Kardinals- und Delegatenurkunden (S. XV-XXXVIII, darunter befinden sich 108 Deperdita und 14 Fälschungen oder Verfälschungen) sowie eine chronologische Auflistung der 113 an die Päpste gerichteten Schreiben (S. XXXIX-XLVI, darunter 98 Deperdita und drei Fälschungen oder Verfälschungen). Die Regesten verteilen sich anschließend auf die Empfänger päpstlicher Urkunden bzw. Aussteller von Briefen an die Päpste. Hier werden zuerst die dalmatinischen (S. 1-35), dann die kroatischen (S. 36-90) Fürstentümer und Königreiche behandelt. Danach folgt die Gliederung der Diözesanstruktur. So werden die vier Erzdiözesen Split (S. 91-205), Zadar (S. 284-324), Dubrovnik (S. 361-394) und Duklja (S. 429-443) vorangestellt, denen die jeweiligen Suffraganbistümer folgen. Diese Oberpunkte untergliedern sich wiederum in die in diesem Bistum befindlichen kirchlichen Institutionen und Personengruppen, bei denen ein Kontakt mit der Kurie nachgewiesen werden konnte. Abschließend wurden ein Abkürzungsverzeichnis (S. 482-484) sowie eine knappe Auswahl der häufiger verwendeten Literatur- und Quellenwerke (S. 485-496) beigegeben.

Ohne Frage ist dem Bearbeiter ein herausragendes Grundlagenwerk für eine bisher kaum in den Blick gerückte Region Europas gelungen. Mitunter führen die strikten Richtlinien der Reihe jedoch zu Schwierigkeiten. Denn sie verlangen, dass eine päpstliche Urkunde, falls sie an mehrere Empfänger gerichtet war oder weitere Personen bzw. Institutionen erwähnte, unter allen genannten Institutionen verzeichnet wird. Daher kommt es zu zahlreichen Mehrfachnennungen, was den stattlichen Umfang des Werkes mit erklärt. Besonders häufig ist etwa das Schreiben des apostolischen Legaten Madalbertus von etwa 928 zu finden. Insgesamt 14 wortgleiche Regesten sind über den Band verteilt (S. 17, 54, 130, 220, 223, 225, 234, 292, 327, 336, 341, 368, 404 und 418), von denen allerdings nur das Regest Hrvatska, Regnum Nr. 28 (S. 54) den vollständigen Kommentar besitzt. Zudem lässt sich in manchen Fällen nach der tatsächlichen Notwendigkeit und dem Mehrwert fragen. So beispielsweise bei dem Schreiben Nikolaus’ I. an den Klerus und das Volk des Bistums Nin/Grgur Ninski, das nicht nur unter dem Bistum selbst (S. 229) zu finden ist, sondern für das eigens die Überbegriffe „Clerici“ (S. 242) und „Laici“ (S. 243) angelegt wurden. Insgesamt hätte das Werk durch knappere Zusammenfassung bereits abgedruckter Regesten sowie den Verzicht auf unnötige Oberpunkte noch mehr an Übersichtlichkeit und Straffheit gewonnen. Dies schmälert allerdings weder die Leistung des Bearbeiters noch die Bedeutung des Quellenbandes für die papstgeschichtliche Forschung, die daraus sicherlich neue Ansätze und Erkenntnisse gewinnen wird.