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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Karin Schneider-Ferber

Die Schönborns. Fürstbischöfe zwischen Macht und Kunst

(kleine bayerische biografien), Regensburg 2024, Friedrich Pustet, 168 Seiten, zahlreiche Abbildungen


Rezensiert von Dieter J. Weiß
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 19.07.2024

Das Haus Schönborn kann zu den am besten erforschten Familien der frühneuzeitlichen Reichskirche zählen, wovon die 3728 Einträge der Bibliographie von Katharina Bott bereits aus dem Jahr 1992 wie die von der Gesellschaft für fränkische Geschichte im Jahr 2005 herausgegebene Familienbiographie von Sylvia Schraut Zeugnis geben. Diese Dynastie bildet ein zentrales Thema der Reichsgeschichte der Frühen Neuzeit wie auch besonders der fränkischen, mittelrheinischen und österreichischen Historiographie. Auch die Kunstgeschichte hat sich immer wieder mit der Sammelleidenschaft und dem Mäzenatentum der Schönborn auseinandergesetzt.

Karin Schneider-Ferber konzentriert sich in ihrer Überblicksdarstellung auf die Vertreter der Reichskirche, bezieht aber auch die weltlichen Angehörigen in ihre Überblickdarstellung ein. Zunächst zeichnet sie die Anfänge der aus dem Westerwald und dem Taunus stammenden ritterschaftlichen Familie nach. Mit Johann Philipp von Schönborn gelang erstmals einem Angehörigen dieser Dynastie der Aufstieg in den Reichsfürstenstand, der 1642 zum Fürstbischof von Würzburg und 1647 zum Erzbischof-Kurfürsten von Mainz gewählt wurde. Seine Rolle für die Westfälischen Friedensschlüsse, seine unabhängige Reichspolitik und auch seine Bedeutung für den konfessionellen Ausgleich werden geschildert.

Die überragende Gestalt des Lothar Franz von Schönborn beansprucht gleich zwei Kapitel. Die Bedeutung der Domkapitel und die Einflußnahme der Schönborn durch Patronage werden hier thematisiert. Sein Ausbildungsgang wie seine Wahlen zum Bischof von Bamberg und Erzbischof-Kurfürsten von Mainz werden ausführlich behandelt. Die von ihm 1711 in Frankfurt durchgeführte Kaiserkrönung Karls VI. fand aber durchaus am seit 1562 üblichen Ort statt, in Aachen war letztmals 1531 eine Königskrönung erfolgt (S. 52). Neben seiner politischen Bedeutung auf der Ebene des Reichs wird Lothar Franz als Bauherr und Kunstsammler gewürdigt, wobei Schloß Gaibach, die Bamberger Residenz und Schloß Weißenstein bei Pommersfelden im Mittelpunkt stehen. Der Triumphwagen der Weisheit des Deckenfreskos des Kaisersaals der Bamberger Residenz wird allerdings von Weisen und Rechtsgelehrten nicht nur des Alten Testaments gezogen (S. 68).

Nur einen Teil seiner geistlichen Pfründen – an erster Stelle das Fürstbistum Bamberg – konnte Lothar Franz seinem Neffen Friedrich Karl, den er zu Lebzeiten als Koadjutor erhalten hatte, sichern. Ihn machte er mit Schloß Weißenstein zu seinem Privaterben. Lothar Franz und Friedrich Karl vereinigten ihre Besitzungen in einem Fideikommiß, der sich auf Dauer der Familie erhalten sollte. Friedrich Karl, zusätzlich Reichsvizekanzler und Bischof von Würzburg, stand seinem Onkel in seiner Kunstleidenschaft wohl am nächsten. Seine frühaufklärerischen Maßnahmen zur Hebung der Wirtschaft und der Bildung durch Förderung der Universitäten in Würzburg und Bamberg werden gewürdigt.

Auch seine Brüder erreichten Bischofsstühle in der Reichskirche und hinterließen bedeutende Bauten, Kirchen wie Schlösser und Amtsgebäude. Johann Philipp Franz etwa begann mit der dann von Friedrich Karl fortgeführten Erbauung der Würzburger Residenz, was in einem eigenen Kapitel gezeigt wird. Weniger erfährt man über Kardinal Damian Hugo, Bischof von Speyer und Konstanz, und Franz Georg, Erzbischof-Kurfürst von Trier. Der Ausbildungsgang und die Eheschließungen der Töchter, die sich in einem den Familieninteressen dienenden Heiratskreis bewegen mußten, werden knapp nachgezeichnet. Der Band schließt mit dem Bemühen der Schönborn um ihre Memoria, das in der Schönborn-Kapelle am Würzburger Dom kulminierte. Die Baumeister und Architekten werden ebenfalls vorgestellt.

Das Buch ist gewandt geschrieben und flüssig lesbar, man merkt ihm die Kenntnis der umfangreichen Forschungen zu den Schönborn an. Der Leser erhält eine eingängige Dynastiegeschichte bis zur Säkularisation, in die wichtige Ereignisse, Bauwerke und Personen wie Architekten in Einschüben eigens einbezogen sind. Gerade die architektonischen Besonderheiten, etwa die Treppenhäuser in Weißenstein und Würzburg und ihre Ausstattung, werden ausführlich gewürdigt. So ist eine für die breitere Öffentlichkeit nützliche Überblicksdarstellung entstanden.