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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Andrea Hofmann/Esther Wipfler (Hg.)

500 Jahre Evangelisches Gesangbuch. Musik, Theologie, Kulturgeschichte

Regensburg 2024, Schnell & Steiner, 336 Seiten, ISBN 978-3-7954-3813-5


Rezensiert von Wolfgang Brückner
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 27.09.2024

Anlass für die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützte wissenschaftliche Publikation ist das „Erfurter Enchiridion“ und das Wittenberger „Chorgesangbuch“ von Johann Walter, beide aus dem Jahre 1524. Das landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zu Nürnberg hat daher am 23. und 24. März 2023 eine Tagung organisiert, deren Beiträge nun im vorliegenden Bande vereinigt sind. Die Herausgeberinnen Andrea Hofmann und Esther Wipfler hätten dafür eigentlich eine Bibliografie der erhaltenen Exemplare und deren Standorte vorlegen müssen, konnten sich jedoch auf bisherige Aufarbeitungen in den verschiedenen Lexika von Theologischer Realenzyklopädie (TRE), Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte (RDK) und so weiter verlassen (13, Anm. 7). Die derzeitige Zielsetzung entspricht der des „Graduiertenkolleg Geistliches Lied und Kirchenlied interdisziplinär“ an der Universität Mainz, wo sich auch ein „Gesangbucharchiv“ befindet, das der dortigen „hymnologischen Forschung“ zu Grunde liegt (https://www.gesangbucharchiv.uni-mainz.de/gesangbucharchiv/). Ein einleitender Vortrag berichtet für den Tagungsort „Von der Gesangbuchsammlung der Bibliothek im landeskirchlichen Archiv der ELK in Bayern“, Nürnberg.

Zwei weitere Beiträge informieren über die Geschichte der evangelischen wie der katholischen Kirchengesangbücher. Es folgt eine Studie über Gesangbuch und Gottesdienst in Straßburg und Württemberg durch fünf Jahrhunderte, sowie die Beiträge „Frauen und ihre Gesangbücher in der Frühen Neuzeit“, „Hören im 17 Jahrhundert“ und „Soldatengesangbücher im Ersten Weltkrieg“.

Der Schlussteil des Bandes trägt die programmatische Überschrift „Das Gesangbuch als Ausdruck konfessioneller, territorialer und kommunaler Identität“. Er umfasst fünf Beiträge über: Nürnberger Gesangbuchdrucke, den Genfer Psalter, die reformierten Gesangbücher der Pfalz, das „Allgemeine Gesangbuch“ von 1780, Das „Porst’sche Gesangbuch 1709–1908“.

Alles in allem ein glänzendes Projekt zum wichtigen Thema der kulturwissenschaftlichen Protestantismusforschung in Bayern. Die Volkskunde hat darauf schon lange einen festen Blick gehabt und wird in diesem Bemühen bestärkt – nicht zuletzt in der kommenden Sonderausstellung „Acht Lieder: 500 Jahre Gesangbuch – 300 Jahre Bachs Choralkantaten“ im Bachhaus Eisenach.