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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Karl-Georg Pfändtner (Hg.)

Reichsstädtische Macht in Kupfer. Die Augsburger Stadtpflegerporträts 1548 bis 1806

Katalog zur Ausstellung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vom 12. Juni bis 22. September 2024 im Grafischen Kabinett der Kunstsammlungen & Museen Augsburg (Cimeliensaal 9), Augsburg 2024, Wißner, 99 Seiten, zahlreiche Abbildungen


Rezensiert von Wolfgang Wüst
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 13.01.2025

Die „Macht“ einer bedeutenden Reichsstadt wie Augsburg erscheint in vorliegendem Ausstellungskatalog mit Beiträgen des Herausgebers sowie von Autoren, die in den Kunstsammlungen & Museen der Stadt Augsburg sowie der dortigen Staats- und Stadtbibliothek beschäftigt sind oder ihnen nahestehen (Wolfgang Mayer, Edith Seidel und Helmut Zäh) personifiziert in der Reihe der Stadtpfleger. Zeitlich und namentlich beginnt die Serie mit Leo Ravensberger (um 1495–1557), der das Amt seit der Verfassungsreform unter Kaiser Karl V., die 1548 den Übergang von der Zunftverfassung zum Regiment des Patriziats einleitete, in den Jahren 1548 bis 1553 ausübte. Ihm war Markus Ulstett (1494–1556) in einer kurzen Amtszeit 1548/49 zur Seite gestellt, der aber in anderen Führungspositionen der Stadt (Geheimer Rat, Einnehmer) bis zu seinem Tod tätig war. Die eindrucksvolle Reihe endet mit den seit 1648 paritätisch berufenen Amtsinhabern, dem protestantischen Stadtpfleger Paul von Stetten (1731–1808) und seinem katholischen Amtskollegen Joseph Adrian von Imhof (1758–1831), die beide bis zur Mediatisierung der Reichsstadt 1806 regierten.

Anlass für die Ausstellung gaben die herausragenden Arbeiten des Zeichners und Kupferstechers Lucas/Lukas Kilian (1579–1637) – er war der Sohn eines aus Schlesien nach Augsburg zugewanderten Goldschmieds –, der 1624 begann, die Kupferstichporträts von 13 bekannten Pflegern in einem sogenannten „Stadtpflegerbuch“ festzuhalten. 2024 jährte sich dieser Startschuss zu einem Longseller mit ungezählten Ergänzungen und Neuauflagen – 1715 zählte man bereits fünf Gesamtausgaben der Originalstiche mit Kurzbiografien im Typendruck – zur 400-jährigen Präsentation. Die Serie war so erfolgreich, dass auch Nachdrucke entstanden. So erschien 1696/99 eine „Taschenbuchausgabe“ mit verkleinerten Porträts im Verlag von Johann Stridbeck d.J. (1666–1714).

Die Augsburger Stadtpfleger, die seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar sind und seit 1288 im Doppelpack berufen wurden, repräsentierten die administrative Spitze der Stadt und des Kleinen Rats, wobei Wolfgang Mayer (Das Amt des Stadtpflegers, S. 11 f.; Das Augsburger Stadtpflegerbuch, S. 13 f.) ausdrücklich darauf hinweist, dass es in den meist kunsthistorisch fokussierten Begleittexten nicht darum geht, die bereits von David Langenmantel 1725, von Ingrid Bátori 1969, von Katarina Sieh-Burens 1986, Jörg Rogge 1996 – im Literaturverzeichnis fälschlich mit 1986 indiziert – und Nicole Finkl 2011 ausführlich dokumentierte Verwaltungsgeschichte neu zu schreiben. In die Forschungsliste (S. 12) der zur Positionsbeschreibung von Stadtpflegern beigetragen habenden beziehungsweise noch beitragenden Autoren hätte man freilich auch noch weitere Kenner der frühneuzeitlichen Stadt wie Rolf Kießling oder Bernd Roeck eintragen können.

Wie sind nun die Stadtpfleger im Katalog selbst präsentiert? Hier bleiben kaum Wünsche offen, wenn Leser und Ausstellungsbesucher auf detaillierte Texte zurückgreifen können. Die Kupferporträts mit Wappen, Umschrift und graphischer Zier sind garniert mit dem Fundort – meist handelt es sich um die Signatur „2 Cod Aug 163“ der Staats- und Stadtbibliothek –, den Lebensdaten mit Konfessionsangabe, den Daten der Ehefrauen, der Eltern und Großeltern sowie mit dem Ämtercurriculum des vorgestellten Amtsinhabers. Mehr Details kann eine Übersicht kaum bieten, zumal auch die durchaus zahlreichen Belegstellen zur jeweiligen Person links- oder rechtsbündig neben dem Porträt eingedruckt sind. Als besonderes Highlight der im Wißner-Verlag gediegen gestalteten, mit Namenregister versehenen Publikation gilt die Beschreibung der bisher einzig nachweisbaren grafischen Vorlage eines der Stadtpflegerporträts – es handelt sich um Konrad (V.) Peutinger von Lucas Kilian – durch Edith Seidl und Helmut Zäh (S. 15–22). Abgerundet werden die Katalogtexte durch die Beiträge des Bibliotheksleiters Karl-Georg Pfändtner (Die Kupferplatten der Stadtporträts in der Staats- und Stadtbibliothek, S. 23–28) und von Wolfgang Mayer, dem Ausstellungsinitiator (Die Ausgabe des Augsburger Stadtpflegerbuches, S. 29–36). Für die gegenwärtige Forschungs- und Kultursituation in der Stadt Augsburg soll es hoffentlich keine Bewandtnis haben, dass das renommierte Stadtarchiv an diesem auch für andere Reichsstädte zur Nachahmung empfohlenen Ausstellungsvorhaben nur am Rande (S. 14) beteiligt war.