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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Katrin Gentner

Romanische Sakralarchitektur im Bistum Eichstätt

(Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 29), Lindenberg 2024, Josef Fink, 248 Seiten, zahlreiche Abbildungen


Rezensiert von Helmut Flachenecker
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 02.10.2025

Die auf eine Promotion an der Universität Bamberg zurückgehende, mit vielen Abbildungen, Grundrissen und Detailansichten versehene Publikation beschäftigt sich mit sakralen Bauten im Bistum Eichstätt von der Gründungszeit bis zur Hirsauer Reform. Es geht dabei um Klöster und Stifte sowie Pfarrkirchen aus jener frühen Zeit, welche konkret für den Zeitraum 1100 bis 1230 eingegrenzt wird. Die Untersuchung der architektonischen Formen und deren Herkunft stehen im Mittelpunkt. Neueste Bauforschung, besonders die Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, werden herangezogen und können damit ein aktuelles Bild der Bauforschung präsentieren. Augenfällig ist das beständige Bemühen, archäologische Untersuchungen der Baugeschichte mit jenen der regionalgeschichtlichen Analysen zu verbinden oder in Frage zu stellen.

Die einzelnen Bauten werden gesondert besprochen; das Werk dürfte fortan als eine Art Handbuch gelten. Die Einzelbeiträge folgen meist der Gliederung: ausführlicher Literaturüberblick, Baugeschichte, romanische Baudetails, welche meist noch vorhanden sind. Die Hauptinformationen zu Auhausen an der Wörnitz, Bergen, Eichstätt (Dom), Greding, Heidenheim, Heilsbronn, Herrieden, Kastl, Pfofeld, Plankstetten, Rebdorf, Spalt und Wolframs-Eschenbach sind in der Form eines Katalogs am Ende zusammengefasst.

Gerade der Eichstätter Dom zeigt die Problematik bei der Suche nach romanischen Baubestandteilen, die bei den beiden Türmen und der Vierung im Ostteil des Domes liegen, besonders augenfällig. Die Thesen der archäologischen Forschungen sind widersprüchlich und würden eine neue baugeschichtliche Untersuchung erfordern, die aber nahezu unmöglich ist, zumal etwa die Krypta wieder verfüllt worden ist. Immerhin haben dendrochronologische Untersuchungen der Turmdeckenbalken eine Bauphase „um 1130“ wahrscheinlich gemacht, womit die Turmuntergeschosse in das ausgehende 11. Jahrhundert zu datieren wären.

Aufschlussreich ist der im zweiten Teil der Arbeit durchgeführte komparatistische Ansatz: Näher analysiert werden dabei das verwendete Material sowie die Grundrissstrukturen und Ausmaße. Es folgen die einzelnen Teile der Bauten: Chor, Gewölbe, Lang- und Querhaus, Westfront und Türme sowie Portale und Bauplastik. Bis auf Hinweise auf Vorgängerbauten, die nicht nur am Dom zu vermuten sind, wurden die meisten Kirchen- und Klosterbauten im 12. Jahrhundert errichtet, was auf einen gewissen Bauboom in dieser Zeit hinweist. Damit werden auch die baulichen Einflüsse der Hirsauer Klosterreform in diesen Bauten deutlich. Die Quadermauerwerke wurden meist aus Kalk- oder Sandstein errichtet, im Falle Auhausens aus Suevit aus dem benachbarten Nördlinger Ries. Der Kirchengrundriss einer dreischiffigen Basilika mit apsidialen Abschlüssen dominiert, wobei sich stets lokale Besonderheiten zeigen. Meist sind es drei Apsiden im Ostbereich der Klosterkirchen, im Falle von Heidenheim sind es fünf. Die einzelne Basilika war meist mit einer flachen Holzdecke bedeckt, Gewölbe sind überwiegend im Chorbereich, an den Türmen und in den Vorhallen sichtbar. Das früheste Tonnengewölbe befindet sich etwa in Kastl, in Heilsbronn im Chorbereich und in Plankstetten in der Vorhalle. Die Arbeit kann in ihrer Vielfalt deutlich machen, dass eine erstaunlich große romanische Bausubstanz selbst heute noch zu finden ist, auch wenn deren weitere Ausdehnung häufig spekulativ bleiben muss bzw. schlicht noch nicht untersucht worden ist.

Mit diesem Band werden die jüngsten Untersuchungen zur Kunstgeschichte im Bistum Eichstätt im Mittelalter fortgesetzt: Hinzuweisen wäre auf den vom Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt herausgegebenen Katalog von 73 Kunstwerken (meist Statuen) aus der Zeit um 1300 bis um 1530 (Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt im Auftrag der Diözese Eichstätt [Hg.], Eichstätt im Spannungsfeld der Kunstzentren. Die mittelalterlichen Kunstwerke des Domschatz- und Diözesanmuseums Eichstätt, Lindenberg im Allgäu 2022). Mit dem Blick auf die repräsentativen Kunstwerke Bischof Wilhelms von Reichenau (1464-1496) wurde ein weiterer Aspekt angesprochen (Benno Baumbauer, Die Kirche von Eichstätt unter Fürstbischof Wilhelm von Reichenau 1464-1496. Selbstverständnis und visuelle Repräsentation eines spätmittelalterlichen Hochstifts [Studia Jagellonica Lipsiensia 21], Wien/Köln/Weimar 2021). Alle drei Bände erweitern das kunstgeschichtliche Wissen zu Sakralbauten und Statuen bzw. Altären im Bistum Eichstätt des Mittelalters beträchtlich.