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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Bernd E. Mader/Heinrich Tritthart (Hg.)

Die Saualm. Rezepturen des Hannß Georg

Wolfsberg 2022, Der Wolf Verlag, 140 Seiten mit Abbildungen, ISBN 978-3-903354-04-3


Rezensiert von Bernhard Lübbers
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 24.10.2025

Bereits die Antike kannte Rezeptbücher – eine Tradition, an welche sich im Frühmittelalter anknüpfen ließ. Berühmt ist das Lorscher Arzneibuch des ausgehenden 8. Jahrhunderts, das einen einzigartigen Einblick in den Stand der Klostermedizin der Karolingerzeit erlaubt. Nach der Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts wurden Rezeptsammlungen sowie Kräuterbücher zunehmend im Druck vorgelegt. Doch jenseits dieser Publikationen existierten weiterhin auch handschriftliche Zusammenstellungen, die oft von medizinischen Laien angefertigt wurden. Sie bieten wertvolle Annäherungen an die Behandlungsmethoden jener Zeit, abseits von akademisch gelehrten Ärzten oder Pharmazeuten, auch wenn das Wort „Volksmedizin“ erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend dafür Verwendung fand.1 Bei dem hier anzuzeigenden Buch handelt es sich um eine solche Rezeptsammlung, die – wie es eingangs heißt – aus „kulturgeschichtlichen und volksmedizinischen Gründen publiziert“ wurde (6). Gegenübergestellt werden das Transkript des jeweiligen Rezeptes sowie seine Übertragung ins Neuhochdeutsche. Es handelt sich in der Tat um eine wahre Fundgrube, die sich dem Leser hier auftut – Anweisungen, was bei Ohrensausen oder Taubheit zu tun ist (22–23), werden ebenso aufgeführt wie beispielsweise Abführmittel (31–32). Aber damit nicht genug: Behandelt werden zudem die Wirkweisen einzelner Pflanzen und Gewürze, unter anderem Kamillenöl (82–83) oder Weihrauch (86–87). Während die Quelle eine willkommene Ergänzung bereits edierter Sammlungen darstellt,2 fällt die historische Einordnung der Sammlung äußerst dürftig aus. Lediglich ein zweiseitiges Vorwort (4–5) gefolgt von einer vierseitigen Einleitung (6–9) bieten Hintergrundinformationen zur Handschrift. Dort erfährt man, dass über den Autor Hannß Georg/Jörg Wolff nichts bekannt ist. Die Datierung wird vage mit Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert angegeben (5). Lokalisiert wird die Handschrift, die sich heute im Diözesanarchiv in Klagenfurt befindet, im süddeutschen Raum (7).

Eine Sammlung, die zwar interessante Rezepte jener „Sattelzeit“ an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert enthält, seine Leser aufgrund der spärlichen Einordnung und Kontextualisierung aber letztlich ratlos zurücklässt.

 

Anmerkungen

 


1 Vgl. etwa Georg Friedrich Most: Enzyklopädie der gesamten Volksmedizin. Leipzig 1843.

2 Vgl. beispielsweise Christoph Glaser: Das Sachranger Rezeptbuch. Edition und Kommentar der Arzneiverordnungen in einer volksmedizinischen Handschrift des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts aus dem Nachlass des Peter Huber (Müllner-Peter) von Sachrang im Chiemgau. 2 Bde. Stuttgart 2006.